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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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mochten, würden sie Bajor entzweien …
    die Ministerkammer, die Vedek-Versammlung, die gesamte Gesellschaft. Shakaar und Asarem würden ihren Standpunkt klarmachen und ihr Volk den rechten Pfad entlangführen müssen.
    »Ich lasse die Ministerkammer heute Nachmittag zusammenkom-men«, sagte Shakaar. »Um Meinungen zu hören.« Dann beugte er sich vor, bis das Licht der Öllampe sein Gesicht erstrahlen ließ. Asarem sah die Flamme in seinen Augen flackern. »Was denken Sie, Wadeen?«
    Das hätte sie selbst gern gewusst. Es kostete sie keine Mühe, sich die Grausamkeit in Erinnerung zu rufen, mit der die Cardassianer ihr Volk vier Jahrzehnte lang unterdrückt hatten. Die Schrecken derer, die unschuldig in Lager wie Gallitep geraten waren. Und es fiel ihr leicht, Cardassia aufgrund dieser Erinnerungen normale Beziehungen zu verweigern.
    Doch genauso mühelos entsann sie sich des cardassianischen Aufstands gegen das mächtige Dominion und der unfassbaren Tatsache, dass achthundert Millionen von ihnen am Kriegsende den Tod gefunden hatten – exekutiert, ermordet. Asarem dachte an die Kinder Bajors, die die Besatzung zu Waisen gemacht hatte – sie selbst verlor damals beide Eltern und ihre einzige Schwester –, und an all die cardassianischen Kriegswaisen. Irgendwie schien jede Alternative gleichzeitig richtig und falsch zu sein, wenn es um die politischen Beziehungen zwischen Bajor und Cardassia ging.
    »Ich denke«, sagte sie und suchte nach Worten, nach einem Weg, die gegensätzlichen Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, »dass dies eine Gelegenheit für das bajoranische Volk darstellt, seine Stärke zu beweisen.«

    Kapitel 4
    Vaughn lehnte sich gegen den Türrahmen und starrte ins Dunkel. In der Ecke verströmte eine Konsole ein wenig Helligkeit, kam aber kaum gegen die simulierte Nacht an Bord der Defiant an. Sie erhellte die Gestalt auf dem Biobett. Leise, nahezu unheimlich wirkende Ge-räusche der Diagnostikmaschinen huschten durch das Zimmer wie Klänge eines fernen Musikinstruments, konnten es aber nicht ausfüllen.
    Ein Schatten trat zwischen Vaughn und das Display und überlagerte kurzzeitig das Licht. Vaughns Blick folgte ihm. Dr. Bashir nä-
    herte sich langsam dem Bett, überprüfte den Zustand der Person und notierte sich etwas auf einem Padd. Dann griff er hoch und be-rührte eine Kontrolltafel. Sofort wurde das Display über der Liege schwarz. Das Bett und sein Benutzer verschwanden im Dunkel, als seien sie Bestandteile der Finalnummer eines Bühnenmagiers. Nun lag es allein an der offenkundig stumm geschalteten Konsole links von Vaughn, an der eine Schwester schweigend arbeitete, noch ein wenig Licht zu verbreiten.
    Vaughn straffte die Schultern und riss sich vom Türrahmen los. Er wusste, dass Bashir ihn gleich ansprechen würde. So waren Ärzte nun einmal: Ihre Ausbildung qualifizierte sie nicht nur zur Behandlung von Patienten, sondern auch zum Umgang mit deren Familien-mitgliedern und Freunden. Bashir würde ihm auftragen, in sein Quartier zurückzukehren und zu schlafen, da er hier nichts für Prynn tun konnte. Vaughn würde auf die Art reagieren, die von ihm erwartet wurde: erst aufbrausend, dann resignierend und mit dem Versprechen, in wenigen Minuten zu gehen. Gerade genug Zugeständnis, um den Doktor weiterziehen zu lassen.
    »Sir«, grüßte Bashir in leisem Ton, der zur Atmosphäre der Krankenstation passte.
    »Doktor.«

    »Sie ruht sich aus«, sagte Bashir, als wolle er einer Frage zuvorkommen. »Ich habe ihr ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, um den Schlaf zu fördern, doch in ein paar Tagen wird sie auch das nicht mehr benötigen.« Dann wandte er den Kopf und sah in Prynns Richtung. »Die Hauttransplantationen sind gut verlaufen, und ihre inneren Organe …« Seine Stimme verklang. Bevor er fortfuhr, schaute er wieder zu Vaughn. »Nun, sie hatte großes Glück.«
    Das wusste Vaughn. Durch die Explosion, die Prynn bewusstlos über die Brücke geschleudert und ihn hatte glauben lassen, sie sei tot, war ihr Unterleib äußerlich und innerlich verletzt worden. Dennoch hatte Bashir ihre Eingeweide relativ schnell retten können. Die größte Gefahr für Prynns Leben hatte in den Minuten unmittelbar nach dem Treffer durch den starken Blutverlust bestanden. Wäre Dr. Bashir damals nicht auf der Brücke gewesen und schnell mit ihr in die Krankenstation gebeamt …
    Vaughn ließ den Gedanken fallen. Er hatte sich schon einmal der vermeintlichen Wirklichkeit seiner toten Tochter gestellt und

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