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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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dunkle, weite See. 
    Ihr Seeleut’ mein, Ihr Seelen, die mit mir gemüht euch und gedacht,  
    Die stets willkommen hießet

    Donner wie auch Sonne, und antwortetet mit  
    Freien Herzen, freiem Geist – wir all’ sind alt,  
    Und Alter birgt Respekt und Bürd’ zugleich.

    Der Tod beendet alles, doch zuvor
    Steht noch ein Werk uns aus, das würdig
    Männern, die mit Göttern stritten.
    – Alfred, Lord Tennyson, »Ulysses«

    Kapitel 18
    Kasidy saß auf einem Stuhl vor dem Kamin. Die Wärme des prasselnden Feuers umspülte sie und wusch die Kälte fort. Draußen pfiff der Wind durch die Dachrinne und blies Schnee gegen das Haus.
    Gefrorene Flocken prasselten gegen die Fenster. Sie klangen wie Regen.
    »Die Ausgrabungen gehen schneller als erwartet voran«, sagte Prylar Eivos Calan, der links von Kasidy saß. »Im Frühling können wir vielleicht schon eine zweite im nordwestlichen Bereich der Stadt beginnen.«
    Sie lauschte ohne großes Interesse, während der bajoranische Mönch über die archäologischen Arbeiten in B’hala berichtete. Die historische und religiöse Bedeutung der uralten, zwei Jahrtausende lang verschollenen Stadt war ihr bekannt. Sie hätte vermutlich stolz sein dürfen, dass Ben ihre Ruinen entdeckt hatte, oder sich mit diesem ihm so wertvollen Thema über ihre Trauer hinwegtrösten können, so wie es Jake getan hatte, als er drei Monate lang bei den Grabungen mithalf. Doch B’hala machte ihr Angst.
    »Einigen rudimentären Spuren zufolge, finden wir den Haupttem-pel der Stadt in der nordwestlichen Sektion«, fuhr Eivos fort.
    Wenn Kasidy an B’hala dachte, kam ihr sofort die Verletzung in den Sinn, die sich Ben bei seiner Suche nach ihr zugezogen hatte.
    Damals wäre er fast gestorben. Außerdem dachte sie an den vor kurzer Zeit dort entdeckten Text, dank dem einige Bajoraner nun glaubten, Bens ungeborenes Kind sei eine wichtige religiöse Persönlichkeit – der kindliche Wegbereiter. B’hala war für viele zugleich ein Ort der Faszination und der religiösen Wahrheit, doch für Kasidy blieb es ein Grund zur Sorge.
    »Selbstverständlich steht der Zeitplan bezüglich unseres Fortschritts in andere Sektoren noch nicht fest«, sagte Eivos gerade.
    »Selbstverständlich«, stimmte Kasidy zu und hoffte, ihn durch die erzwungene Unterbrechung vom Thema abzubringen. »Kann ich Ihnen noch etwas Tee anbieten, Prylar?«
    »Oh, äh, nein danke.« Er schaute auf die leere Tasse auf seinem Oberschenkel, dann auf die ihre, die auf der Armlehne stand. Nicht zum ersten Mal merkte Kasidy, wie dringend sie hier noch einen Tisch benötigte. »Aber darf ich Ihnen vielleicht nachschenken?«
    »Nein, nein«, winkte sie ab. »Das kann ich schon.« Sie wollte sich gerade erheben, da sprang Eivos auf und nahm ihr die leere Tasse aus der Hand.
    »Unsinn. Wenn meine Frau herausfindet, dass ich mich von einer Schwangeren bedienen ließ, kann ich mir eine neue Bleibe suchen.«
    Er lächelte, und Kasidy erwiderte die Geste. »Früchtetee, richtig?«
    Als Eivos zwischen sie und das Feuer trat, um zur Küche zu gelangen, war ihr, als fiele die Temperatur. Wie eine kalte Strömung in einem warmen See.
    »Ja, Apfel-Zimt«, antwortete sie – aufrichtig dankbar darüber, nicht aufstehen zu müssen. Sie dachte an Nogs Besuch vor zwei Wochen und staunte, wie viel Energie und Mobilität sie seitdem eingebüßt hatte. Über ihre Schulter sah sie zum Fenster auf der anderen Raumseite und erinnerte sich an den Tag. Es stimmte sie traurig, an Nog zu denken, denn sie vermisste die täglichen Gespräche mit ihm.
    Hoffentlich war er in Sicherheit, wo immer er auch steckte.
    Eivos murmelte etwas in der Küche, und einen Augenblick später hörte Kas das Summen des Replikators. Als Jake noch bei den Ausgrabungen gewesen war, hatte er ihr von Prylar Eivos erzählt und diesen als trockenen Typen beschrieben, dessen monotoner Redestil selbst Androiden einschläfern könne. Kasidy mochte Eivos – genau wie Jake – und genoss seine gelegentlichen Besuche. Er war einer von vielen, die sie seit ihrem Umzug kontaktiert hatten. Im Gegensatz zu den meisten Anfragen, erschien ihr sein Hilfsangebot allerdings nicht von der Tatsache beeinflusst, dass sie die Gattin des Abgesandten war.
    Nun trat er aus der Küche und brachte ihren Tee. »Da ich ohnehin gerade stehe«, sagte er, während sie an der warmen, süßen Flüssigkeit nippte, »kann ich Ihnen auch schnell etwas zu essen herrichten.«
    »Oh, nein danke«, erwiderte sie. »Sie sind

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