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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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doch nicht gekommen, um mich zu bedienen.«
    »Das wäre möglich«, scherzte er und nahm wieder Platz. »Aber meiner Frau zufolge gibt es wenig Ehrenvolleres, als einer werdenden Mutter zur Hand zu gehen.«
    »Na, dann sagen Sie Audj, dass ich ihre Denkweise mag.« Kasidy lachte. »Und bringen Sie sie mit, wenn Sie das nächste Mal zu mir kommen.«
    »Das werde ich«, versprach er. »Auch wenn ich nicht als Diener herkam, tat ich es nicht grundlos.« Eivos trat zur Haustür, wo sein Mantel an einem Haken hing. »Sondern, um Ihnen etwas zu bringen.«
    Kasidy sah, wie er seine Taschen durchsuchte und schließlich ein kleines Päckchen zum Vorschein brachte. Dann kam er zurück.
    Sie ergriff es mit ihrer freien Hand. Das Päckchen war etwa zehn Zentimeter lang, in schlichtes, weißes Papier gewickelt und mit einem roten Band gesichert. »Ist das ein Geschenk?«
    »Eines für einen sehr speziellen Anlass«, bestätigte er.
    Kasidy staunte, als er ihr die Tasse abnahm, damit sie es öffnen konnte. Sie zog an einem Ende des Bandes, das sich löste und in ihren Schoß fiel. Dann wickelte sie es aus, um darin eine wunderschö-
    ne bernsteinfarbene Figur zu finden … Ein Bajoraner, so viel machten die schwach erkennbaren Riffel auf seinem Nasenrücken deutlich. Allerdings erinnerte sein Nacken eher an einen Cardassianer.
    Wie seltsam. Sie hob das Figürchen hoch. Als sich das Feuer in ihm spiegelte, war ihr, als glühe es innerlich golden auf, vor allem die Augen. »Es ist wunderschön.«
    »Freut mich, dass Sie so denken«, sagte Eivos.
    »Woraus besteht es?«, wollte sie wissen.
    »Das Material heißt Jevonit. Die Figur stammt aus B’hala, und wir
    …«
    »B’hala?«, wiederholte Kasidy.
    Eivos, dem ihr Stimmungswechsel offensichtlich nicht entgangen war, bejahte. »Das ist einer der Gründe dafür, dass ich sie mitbringe.

    Eigentlich wollte ich die Bajoranische Archäologische Vereinigung und die Vedek-Versammlung bitten, es Jake schenken zu dürfen –
    als Erinnerung an seine geleistete Mitarbeit und an seinen Vater.«
    Die großzügige Geste rührte Kasidy, wie sie auch Jake gerührt hätte.
    »Doch da Jake noch vermisst wird«, fuhr Eivos fort, »dachte ich, es könne Sie an ihn erinnern.«
    Kasidy sah auf die Figur. »Ich … Ich bin …«, stammelte sie, unfä-
    hig ihre Dankbarkeit in Worte zu fassen. Eivos’ freundliche Geste brachte eine Saite in ihr zum Klingen, die sie verunsicherte. Würde das Geschenk nur nicht aus B’hala stammen …
    »Dieses Objekt zählt zu den letzten, über die ich damals mit Jake sprach«, erklärte der Prylar.
    Kasidy sah zu ihm. »Danke. Das bedeutet mir viel.«
    »Das freut mich.« Sie hörte ihm an, wie glücklich ihn ihre Aussage machte.
    »Wissen Sie, Prylar – Sie sind der einzige Angehörige der bajoranischen Glaubensgemeinschaft, in dessen Gegenwart ich mich nicht unwohl fühle.«
    »Wie nett, dass Sie das sagen«, erwiderte Eivos. »Ich verstehe, was Sie meinen. Angesichts der aktuellen Unruhe innerhalb der Vedek-Versammlung finde auch ich es mitunter schwierig, in Gegenwart meiner Kollegen Gelassenheit an den Tag zu legen.«
    »Unruhe?«, wiederholte sie und legte Geschenkpapier und Band neben sich auf den Boden. Die Figur hielt sie mit einer Hand auf ihrem Schoß fest.
    »Ich fürchte ja«, sagte Eivos nickend. Er beugte sich vor und reichte ihr ihre Teetasse, die Kasidy lächelnd entgegennahm. »Nachdem der antike – und, wie einige glauben, unechte – Text als Übersetzung ins bajoranische Komm-Netz gelangte, kam es zur Spaltung innerhalb der Versammlung.« Kasidy wusste, das Kira die Übersetzung ins Netz gestellt hatte. Dafür war die Bajoranerin von den Vedeks als Befleckt erklärt worden.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte sie. Je größer die Auswirkungen, desto unwahrscheinlicher war es vermutlich, Kiras Ausschluss aus der Glaubensgemeinschaft rückgängig zu machen.

    Eivos seufzte schwer. »Ziemlich schlimm, fürchte ich. Der Spalt wächst mit jedem neuen Tag. Es ist höchst beunruhigend. Ich sorge mich um den Zusammenhalt unserer Religion.« Er klang verängstigt, und sie verstand ihn gut. Politische Diskrepanzen hatte es auf Bajor schon immer gegeben – insbesondere in den ersten Tagen der auf den cardassianischen Truppenabzug gefolgten provisorischen Regierung –, doch ihr Glaube war stets der Fels in der Brandung gewesen und hatte selbst während der Besatzung Harmonie gespen-det. Es hatte zwar immer Debatten gegeben – über den nächsten Kai, die

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