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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Vaughn konnte es nachvollziehen; die Vahni Vahltupali waren ein reizendes Volk, offen und freundlich. Eine beeindruckende Gesellschaft. Und die Reise der Defiant war flexibel genug geplant, dass Zwischenstopps dieser Art durchaus möglich waren. Doch die Begegnung mit den Vahni hatte Vaughns Forscher-lust nur weiter angestachelt. Nun sehnte er sich danach, die Mission fortzusetzen. Je mehr Zeit er hier verbrachte, desto weniger blieb ihm für spätere Entdeckungen an anderen Orten.
    »Danke, Sir«, sagte Bowers, und die Übersetzung blinkte hell auf seiner Uniform. »Wir werden Lieutenant Dax umgehend kontaktieren.«
    »Danke, Sir«, wiederholte Roness. Auf Vaughns Nicken hin zogen die beiden sich zurück und eilten, begleitet von dem Vahni, die Treppe hinab.
    Abermals sah Vaughn zu Ventu. »Nochmals danke hierfür«, sagte er und hielt den zusammengeknüllten Ball hoch. »Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.«
    »Nochmals gern geschehen« , erwiderte sein Gastgeber.
    Vaughn fragte sich, wie genau die Übersetzer arbeiteten. An ihrer Effizienz bestand kein Zweifel, doch so mancher seltsam klingende Satz ließ fraglos Raum für Optimierungen. Sobald die Föderation formell in den Kontakt mit den Vahni trat, konnten sicher bessere Geräte entwickelt werden. »Leben Sie wohl«, wünschte er und be-rührte seinen Kommunikator. »Vaughn an …«
    Plötzlich kippte der Boden nach rechts. Vaughn und Ventu wurden von den Füßen gerissen. Als er sich abstützen wollte, fiel der Ball aus seiner Hand. Vaughn gelang es, seinen Sturz abzufedern, dennoch schlug er oberhalb des linken Auges mit der Stirn auf das kalte Gestein. Dann hallte ein Knall durch die Luft, wie ein Donner-schlag aus einer nahen Wolke. Vaughn erinnerte sich noch, dass der Himmel klar gewesen war, da sagte ihm sein Instinkt, was wirklich geschah: Seismische Aktivität brachte die Stadt zum Beben! Der Turm wackelte beunruhigend heftig, und auch das Grollen hielt an.
    Ihm war, als könne er es nicht nur hier, sondern auch aus der Ferne hören. Ja , dachte er, ein Beben.
    Er hob den Kopf, stützte sich ab. Ventu lag einige Meter entfernt auf dem Rücken. Weiße Wirbel huschten über seinen Leib – vermutlich das Vahni-Äquivalent panischer Schreie.
    Der Boden bebte noch immer. Vaughn kämpfte sich hoch und stolperte zu seinem Begleiter. Der Vahni hatte die Tentakel um den Körper gewickelt und rührte sich kaum. Als Vaughn seinen Kommunikator berühren wollte, war dieser fort. Suchen war unmöglich – bei dem Gewackel konnte sich niemand auf eine Stelle konzentrieren.
    Wieder schien der Boden zur Seite zu kippen, und die Bewegung raubte Vaughn sein Gleichgewicht. Der Commander duckte sich, um den Schwerpunkt zu verlagern, und gewann die Balance zurück, dann beugte er sich über Ventu, damit dieser seine Brust sehen konnte. »Sie müssen aufstehen«, rief er und hörte sich selbst kaum über die Kakofonie der Zerstörung hinweg. Ventu regte sich nicht, doch die weißen Wirbel hielten an. Vaughn griff sich an die Hüfte, um zu prüfen, ob die Hardware noch vorhanden war. Sie war es.
    »Wir müssen weg hier«, brüllte er, trat hinter den Vahni und schob die Hände unter dessen Tentakel. Als er Ventu anhob, registrierte er überrascht, wie schwer das Wesen war. Ventu sah ihn an – zumindest glaubte Vaughn dies aus dem Abebben der Wirbel zu lesen –, und Vaughn deutete zum Treppenaufgang. »Kommen Sie. Wir müssen runter.«
    Ventu wickelte einen Tentakel um Vaughns Arm. Beide lehnten sich aneinander, um auf dem schwankenden Turm die Balance zu halten, und machten zwei Schritte zur Treppe.
    In diesem Moment stürzte der Turm ein.
    Ob er kurz das Bewusstsein verloren hatte, vermochte Vaughn nicht zu sagen. Er wusste nur, dass das Grollen und Schwanken vorbei war. Als er die Augen öffnete, lag ein bräunlicher Gegenstand wenige Zentimeter vor seinem Kopf und raubte ihm die Sicht. Staub drang in seine Nase, und von irgendwoher hörte er ein Prasseln und Krachen wie von brennendem Holz.
    Langsam bewegte er Arme und Beine, prüfte seine Knochen und seinen Körper. Er lag auf einer harten, unebenen Fläche, und obwohl jeder Teil von ihm schmerzte, schien er doch weitgehend unverletzt zu sein. Vorsichtig richtete er sich auf – bis sich etwas unter ihm regte. Ratlos hielt er inne. Als nichts geschah, machte er weiter und sah sich um.
    Unter ihm war nur noch Geröll, die Überreste des Turmes.
    Vaughn war auf einem Berg aus Mörtel und Stein gelandet und mit

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