Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
Vom Netzwerk:
den niedrigeren Tischen standen. Gavi ging zu dem Menschenmann und folgte ihm zum anderen Schrank, aus dem sie große Bögen weißen Papiers und farbige Zeichenutensilien nahmen.
    Etwas stieß gegen Taran’atars Bein. Als er hinabblickte, sah er, wie es sichtbar wurde – und den Menschenjungen daneben. Allem Anschein nach war dieser beim Versuch, die Tische zu erreichen, in die falsche Richtung gelaufen. Es schockierte Taran’atar, dass er ihn gar nicht kommen gesehen hatte. Enttarnt von einem Jungen, einem winzigen Menschen … wie demütigend!
    »Guckt mal, ein Krokodil!«, sagte der Junge und sah ihm ins Gesicht. Im Gegensatz zu dem Ferengi von der Defiant zeigte er keinerlei Furcht. Stattdessen lächelte er Taran’atar an, hob die Arme und bat: »Hoch.«
    » Hey, geh weg von ihm! «, schrie der Menschenmann. Gavi keuchte.
    Als Taran’atar aufblickte, sahen die beiden zu ihm.
    Gavi trat langsam vor, die Arme ausgestreckt, als wolle er ihn abwehren. »Tun Sie ihnen nichts«, sagte er. »Es sind doch nur Kinder.«
    Taran’atar fragte sich, was er ihnen Gavis Ansicht nach wohl antun sollte. Dann sah er an dem Bajoraner vorbei zum Menschenmann, dessen Gesicht ein Bild der Angst und der Wut war. Ob die beiden ebenfalls bereits Jem’Hadar begegnet und von ihnen verletzt worden waren wie der Ferengi? Im Gegensatz zu ihnen lächelten die Kinder fröhlich. Manche wirkten überrascht, andere neugierig, Furcht las er aber nicht auf ihren Zügen. Interessant , dachte Taran’atar, wusste allerdings nicht, ob diese Beobachtung bedeutsam war.
    Zwei Schritte vor ihm hielt Gavi an, beugte sich langsam vor und griff nach dem Jungen. Finger schlossen sich um einen Hemdsärmel, doch das Kind schüttelte sie ab, ließ Taran’atar nicht aus den Augen.
    In offensichtlicher Verzweiflung hechtete Gavi vor, legte dem Jungen den Arm um die Schultern und zog ihn an sich. »Nein«, protestierte das Kind laut, doch Gavi befahl ihm streng, still zu sein. Der Junge gehorchte.
    »Nimm ihn, Joshua«, sagte Gavi. Obwohl er Taran’atar ansah, sprach er zweifelsfrei nicht mit ihm. Der andere Mann trat vor, nahm den Jungen entgegen und ging zurück zu den Fenstern. »Was wollen Sie?«, fragte Gavi.
    Bevor er antwortete, sah Taran’atar ihm einige Sekunden lang in die Augen. Der Bajoraner hielt sich leicht gebeugt, konzentriert, hatte die Muskeln angespannt. Im Falle eines Kampfes würde er seinen Mann stehen. Dies, dachte Taran’atar, war vielleicht das Interessan-teste, was er in den drei Monaten an Bord der Raumstation gelernt hatte. »Nur beobachten«, sagte er schließlich.
    Gavis Ausdruck änderte sich nicht, auch wenn Taran’atar einen Wandel in seiner Haltung wahrzunehmen glaubte. Vor einem Moment noch war er auf einen Kampf eingestellt gewesen; nun entspannte er sich vorsichtig, als schenke er den Worten Glauben.
    Narr , dachte der Jem’Hadar. Wenn er es wollte, könnte er Gavi überwältigen, bevor dieser auch nur zu schreien vermochte, und ihm mühelos das Genick brechen. Und diesmal tadelte er sich nicht für den Gedanken. Er entsprach schließlich der Wahrheit.
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen«, sagte Gavi leise.
    Taran’atar nickte. »Ja.« Er machte zwei Schritte auf die Tür zu, die sich prompt öffnete, hielt dann aber inne. Vieles dessen, was hier geschehen war, verwirrte ihn – weniger die Männer als die Kinder.
    Abermals wandte er sich um, sah ins Zimmer und zu dem Jungen, der gegen ihn geprallt war.
    Das Kind erwiderte den Blick für einen Moment, dann streckte es die Arme nach Taran’atar aus und sagte: »Krokodil.«
    Als er sich diesmal umdrehte und ging, war er verwirrter als je zuvor.

    Kapitel 23
    Vaughn war wütend.
    Er befand sich auf einem Gelände, dass die Vahni den Garten der Erinnerung nannten, und sah an seiner Galauniform hinab. Erinnerung war ein passendes Wort, fand er, denn er musste an das Bild der schönen Stadt denken, das Ventu ihm gezeigt hatte. Seitdem waren sowohl das Geschenk als auch Ventu dem Turmeinsturz zum Opfer gefallen, und während er nun in diesem Garten stand und auf die versammelten Vahni sah, sehnte er sich nach Rache. Für Ventu, für die über dreitausend Vahni, die bei den Beben und auf ihren in-terplanetaren Schiffen gestorbenen waren, und für Ensign Roness.
    Doch er wusste, dass Rache stets mit einem hohen Preis einherging und sich letztlich niemals lohnte. Was ihnen blieb, war der Ruf nach Gerechtigkeit. Allerdings lag deren Definition, wie bei so vielen Dingen,

Weitere Kostenlose Bücher