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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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ganz im Auge des Betrachters.
    Am Ende des Gartens – einem Bereich im größten Stadtpark, in dem sogar die Defiant mühelos hätte landen können – betrat eine Gruppe Vahni schweigend eine Bühne, und die Stille, die Vaughn schon vor der Tragödie irritiert hatte, kam ihm nun unerträglich vor.
    Die wogende Menge aus Leibern vor ihm klang wie ein kollektiver Todesseufzer. Vaughn klammerte sich an die Geräusche seiner Besatzung, so traurig sie auch waren. Über die Hälfte der Mannschaft der Defiant hatte ihn zur Gedenkfeier begleitet, alle hatten es ge-wollt. Mittlerweile ging die Feier in die dritte Stunde, und die Worte der Vahni, denen die Besatzung dank der Übersetzer hatte zuhören können, hatten zu vielen Tränen geführt. Insbesondere Sam Bowers hatte Gerda Roness’ Verlust hart getroffen, obwohl auch Nog, T’rb, Kaitlin Merimark und Jeanette Chao eng mit dem jungen Ensign befreundet gewesen waren. Selbst Dr. Bashir schien von den Reden der Vahni gerührt zu sein, wenngleich er sich vermutlich auch um Dax sorgte. Nicht nur, dass die Trill während der Krise Schreckliches im Shuttle erleben musste, nun hatte sie auch noch mit der Erfahrung zu kämpfen, einen direkten Untergebenen verloren zu haben.
    Auf der Bühne hatten sich die Vahni in Reihen auf einer leicht er-höhten Plattform gruppiert. Eine weibliche Vertreterin trat nun vor.
    Zwei große Monitore rechts und links von der Bühne stellten sicher, dass alle Anwesenden dem Geschehen folgen konnten. »Meine [un-
    übersetzbar] Vahni Vahltupali, geschätzte Freunde von der Vereinigten Föderation der Planeten« , begann die Frau. »Zum Ende unserer Reflexio-nen möchten wir unserer Trauer in einem Ritus des [unübersetzbar] Ausdruck verleihen.« Dumpfe Töne ersetzten die fehlenden Begriffe.
    Ringsum senkten die Vahni die Köpfe. Vaughn sah, wie sie ihre Sehorgane schlossen und ein Wandel durch die vielfarbige Versammlung ging. Mit einem Mal wurden die natürlichen Hautfarben der Wesen so dunkel, dass sie fast pechschwarz wirkten. Die Übersetzer schwiegen. Auch Vaughn senkte den Kopf und schloss die Augen. Ob es eine irdische Entsprechung dieser Gemeinschaftser-fahrung gab? Weinten die Vahni gerade? Sangen sie? War dies ein Moment des Schweigens? Der Dunkelheit?
    Letzteres käme ihm gelegen. Die Ironie, die das Vergangene für sein eigenes Leben bedeutete, war Vaughn durchaus bewusst. Er hatte ein von Geheimnissen, Kämpfen und Tod geprägtes Dasein verlassen, um sich zu öffnen, zu kooperieren und zu forschen. Und keine zwei Wochen nach Beginn seiner ersten eigenen Forschungsmission war die Dunkelheit wieder über ihn hergefallen. Doch er wollte nicht über sein Schicksal klagen, während so viele andere ihrer Zukunft beraubt oder mit einer tragischen Zukunft gestraft worden waren. Stattdessen wollte er das tun, was er seit Jahren tat: kämpfen.
    Die leichteste Schlacht war bereits gewonnen. In den drei Tagen, die seit der Zerstörung des Vahni-Mondes und den Beben vergangen waren, hatte die Defiant die gefährlichen Trümmer eines ebenfalls zerstörten Planeten des hiesigen Systems aus dem All entfernt.
    Es würde noch acht bis zehn Tage dauern, um die umfangreichen Schäden an der Sagan zu beheben, doch die Plasmalecks der Chaffee waren schon Geschichte. Das reparierte Shuttle und die Defiant hatten die letzten Trümmer vernichtet, die der Welt der Vahni ansonsten leicht neue Schäden zugefügt hätten.
    Der härtere Kampf stand aber noch bevor.
    Und diesmal war der Gegner nicht so leicht auffindbar wie Steine, die durchs Weltall trieben.
    Ensign ch’Thane und seine Wissenschaftler hatten festgestellt, dass bei dem Untergang des Mondes ein seltsamer, unidentifizierter Energieimpuls mit Warpgeschwindigkeit durch das System gezogen war. Sein Tempo legte eine künstliche Ursache nahe, doch obwohl die Besatzung seinen Ursprung bisher nicht genau definieren konnte, sprachen alle anderen Anzeichen eigentlich für eine natürliche.
    Ein Rascheln riss Vaughn aus seinen Gedanken. Als er die Augen öffnete, hatten alle Vahni ihre ursprüngliche Färbung wieder. Die Frau am vorderen Bühnenrand richtete sich zu voller Größe auf und wandte sich an die Menge. »Begleiten Sie uns nun bitte in [unübersetzbar].« Ohne sich umzudrehen – und warum sollte sie, dachte Vaughn, schließlich reichten ihre Augen um den ganzen Kopf – hob sie die Tentakel und hielt inne. Als sie sie sinken ließ, schillerten sie in unzähligen Farben. Die ersten bekamen die

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