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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aber ich hörte, daß Sie statt dessen im Theater waren. Während des letzten Festessens der Gesellschaft baetischer Olivenölhersteller.«
    »Ach, die!« erwiderte er gleichgültig.
    »Was war es für ein Stück? Taugte es was?«
    »Eine Farce, glaube ich.« Rufius Constans hatte behauptet, es sei ein Mime gewesen. »Es ging so.« Oder auch nicht. Er hielt inne. Er wußte, was ich hier tat. »Ist das ein Verhör?«
    »Gute Götter, nein«, lachte ich und griff nach dem Weinkrug. »Ich bin heute abend verdammt noch mal außer Dienst, wenn Sie gestatten!«
    »Das ist gut«, lächelte Tiberius Quinctius Quadratus, Quästor von Baetica. Auch er war natürlich außer Dienst. Dafür hatte der Prokonsul gesorgt.

XXXVII
    Der Raum wurde immer voller und hallte wider vom aufdringlichen Geplapper junger Idioten. Zudem hatten sie auch noch zur Freude aller beschlossen, das alte griechische Spiel Kottabos zu spielen. Großmaul, der einen guten Kumpel für den Athener Taugenichts Alcibiades abgegeben hätte, hatte das Gerät zum Geburtstag bekommen – ein passendes Geschenk von seinen jüngeren Brüdern. Offenbar hatte ihm niemand erzählt, daß Kottabos der Grund dafür ist, warum die Griechen die Welt nicht mehr beherrschen.
    Den kultivierten Lesern dieser Memoiren, die dem Spiel sicher nie begegnen werden, sei gesagt, daß Kottabos von einer Gruppe Sturzbetrunkener erfunden wurde. Man braucht dazu eine leuchterartige Stange, an der in halber Höhe eine horizontale Metallscheibe angebracht ist. Auf der Spitze schwebt eine weitere im Gleichgewicht. Die Mitspieler trinken ihren Wein aus und schleudern die Reste aus ihren Bechern in Richtung der Stange. Ziel ist es, die obere Scheibe zu treffen, damit sie auf die untere fällt und dabei einen glockenartigen Klang erzeugt. Der Wein, den sie schleudern, spritzt natürlich durch den ganzen Raum und auf sie selbst.
    Und dieses kleine Juwel wurde von den weisen, wundervollen Menschen erdacht, die die Schöpfer der klassischen Skulptur und der Moralphilosophie sind.
     
    In schweigender Übereinstimmung griffen Quadratus und ich nach Wein und Trinkbechern und verzogen uns auf den Balkon. Wir waren hier die Erwachsenen. Die Männer von Welt. Na ja, er war ein römischer Beamter, und ich war der Mann von Welt. Also zogen wir uns zurück, um uns etwas mehr Raum zu verschaffen. (Es ist schwer, sein Potential als Mann von Welt zu entfalten, wenn man mit den Knien unter einer Leseliege klemmt und der Neffe eines Purpurschneckenhändlers einem gerade ins Ohr gerülpst hat.) Optatus, der sich in einem ernsten Gespräch mit dem jungen Constans befand, hob sarkastisch seinen Becher, als ich über ihn hinwegstieg und meinem schmucken neuen Freund folgte.
    Selbstverständlich würden wir Freunde sein, das war ganz klar. Quadratus war sichtlich daran gewöhnt, mit jedermann Freund zu sein. Oder vielleicht hatte sein Vater ihn gewarnt, daß ich gefährlich sei und nach Möglichkeit entwaffnet werden müsse.
    Die Nachtluft war kühl und erfrischend, kaum berührt vom Geruch der auf der Terrasse unter uns flackernden Fackeln. Gelegentliche Schreie von den derben Spielen der Jugend drangen zu uns herauf. Wir setzten uns auf die marmorne Balustrade, lehnten uns an Säulen, tranken baetischen Weißwein und ließen uns von der köstlichen Luft erfrischen.
    »Nun denn, Falco – Baetica muß nach Rom doch eine hübsche Abwechslung sein, oder?«
    »Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, es richtig zu genießen.« Nichts veranlaßt mich so zum Plaudern wie vorgespiegeltes höfliches Interesse. »Meine Frau ist schwanger. Ich habe ihr versprochen, sie für die Geburt nach Hause zu bringen.«
    »Ihre Frau? Sie ist die Schwester von Camillus Aelianus, nicht wahr? Ich wußte gar nicht, daß Sie beide tatsächlich verheiratet sind.«
    »Es gibt die Theorie, daß eine Ehe aus der Entscheidung zweier Menschen besteht, als Mann und Frau zusammenzuleben.«
    »Ach, ist das wahr?« fragte er naiv. Wie ich erwartet hatte, war er von den besten Tutoren unterrichtet worden – und wußte überhaupt nichts. Er würde eines Tages Magistrat sein und Gesetze, von denen er keinen Schimmer hatte, auf Menschen anwenden, von deren Lebensumständen er nicht das geringste verstand. Das ist Rom. Stadt glorreicher Traditionen – einschließlich der, daß die etablierte Elite dem kleinen Mann zusetzt, wo sie nur kann.
    »Da können Sie jeden Anwalt fragen.« Auch ich konnte freundlich sein. Ich grinste ihn an. »Helena und ich führen

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