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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ein Experiment durch, um zu sehen, wie lange es dauert, bis der Rest von Rom zugibt, daß unsere Theorie Hand und Fuß hat.«
    »Sie sind sehr mutig! Ihr Kind wird demnach illegitim sein?« Er kritisierte nicht, war nur neugierig.
    »Das hatte ich auch geglaubt – bis mir aufging, daß das gar nicht sein kann, da wir uns ja als verheiratet betrachten. Ich bin ein freier Bürger, und ich werde das Kind voller Stolz registrieren lassen.«
    Quinctius Quadratus stieß einen leisen Pfiff aus. Nach einer Weile sagte er: »Aelianus ist ein guter Junge. Einer von unserer Art. Der besten.«
    »Ein bißchen hochtrabend?«
    Quadratus lachte leise. »Er hat sich schrecklich über Sie aufgeregt!«
    »Ich weiß.«
    »Er wird sich schon berappeln, wenn er erst mal auf eigenen Füßen steht.«
    »Freut mich, zu hören.« Junge Männer mit eigenen Schwächen sind immer begierig darauf, andere zu beurteilen. Der herablassende Ton des Quästors veranlaßte mich beinahe, Aelianus zu verteidigen. »Ein Draufgänger?« meinte ich in der Hoffnung auf ein paar schmutzige Geschichten.
    »Nicht so sehr, wie er sich gerne einbildet.«
    »Ein bißchen grün hinter den Ohren?«
    »Unsicher.«
    »Das hält nicht an!«
    Wir gossen uns Wein nach.
    »Das Problem mit Aelianus«, meinte der Quästor geringschätzig, »ist, daß er seine Grenzen nicht sieht. Die Familie ist bitter arm. Er hat es ohne finanziellen Rückhalt auf den Senat abgesehen. Dafür muß er eine reiche Verbindung eingehen. Wir haben versucht, ihn mit Claudia Rufina zu verkuppeln.«
    »Und das hat nichts gebracht?« fragte ich in neutralem Ton.
    »Er wollte mehr. Hatte es auf Aelia Annaea abgesehen. Ich bitte Sie!«
    »Wahrscheinlich zu alt für ihn?«
    »Zu alt, zu gewitzt und sich ihres Werts zu sehr bewußt.«
    »Und das wäre?«
    »Ein Viertel von Papas Besitz, wenn er stirbt – plus der gesamten Hinterlassenschaft ihres Ehemannes.«
    »Ich habe schon gehört, daß sie verwitwet ist.«
    »Besser als das. Sie war so klug, die Witwe eines Mannes ohne nahe Verwandte zu werden. Es gab keine Kinder und keine Miterben. Er hinterließ ihr alles.«
    »Na, wunderbar! Und wieviel ist ›alles‹?«
    »Ein gewaltiger Grundbesitz – und eine kleine Goldmine in Hispalis.«
    »Sie scheint ein nettes Mädchen zu sein!« bemerkte ich, und wir lachten.
     
    »Die Annaeus-Jungs sind ja wohl eine recht wilde Bande.«
    »Genau«, meinte Quadratus mit einem gackernden Lachen. Ohne groß nachzudenken, gab er ein vernichtendes Urteil über seine Freunde ab: »Schleimig wie Stinkkäse und genauso stinkreich!«
    Das reichte, um Großmaul, Knallkopp und Frettchen für meine Zwecke einordnen zu können.
     
    »Und was meinen Sie zu dem jungen Rufius?« fragte ich in der Hoffnung, daß er wenigstens über seinen Protegé etwas Positives zu sagen hatte.
    »O Jupiter, was für eine Verschwendung!«
    »Wieso das?«
    »Ist Ihnen das nicht aufgefallen? All die Energie, die da reingepumpt wird, damit etwas aus ihm wird, aber er packt’s nicht. Die Familie besitzt zwar einiges an Geld, was Constans jedoch nie vernünftig einsetzen wird.« Geld war sein Maßstab aller Dinge. Etwas ermüdend für einen Mann wie mich, der praktisch nichts auf der Bank hatte.
    »Sie halten es für unmöglich, daß er den Erfolg hat, den sein Großvater sich wünscht? Wird er es nicht nach Rom schaffen?«
    »Ach, natürlich kann er auf irgendwelche Posten gesetzt werden. Licinius Rufius kann es sich leisten, ihm alles zu verschaffen. Aber Constans wird keine Freude daran haben. Er bringt ja schon hier nichts auf die Beine, und die Haie in Rom werden ihn einfach verschlucken. Er kann doch nicht Großpapa als Respektsperson mitnehmen.«
    »Constans ist noch jung. Er könnte in seine Aufgaben hineinwachsen.«
    »Der Junge ist doch wie ein roher spanischer Schinken, der zu kurz geräuchert wurde. Ich bemühe mich«, erklärte Quadratus, »und bringe ihm das eine oder andere bei, wenn ich kann.«
    »Dafür blickt er sicher zu Ihnen auf.«
    Ein plötzliches Grinsen breitete sich über das gutaussehende Gesicht. Ich hatte seine glatte, verbindliche, einnehmende Fassade ins Wanken gebracht, und das Ergebnis war überraschend. »Jetzt bepissen Sie sich bestimmt vor Lachen über mich!« Das sagte er ohne Gehässigkeit. Seine freimütigen Äußerungen über seine Freunde hatten einen Ton gehabt, der mir nicht gefiel, aber er wußte, wann und wie man die Unterhaltung in eine andere Richtung lenkt. Nun wirkte er bescheiden. Die Leute hatten

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