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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Straußenfederfächer und spitze Hüte aus parfümiertem Wachs, die jedem Neuankömmling mit der Anweisung überreicht wurden, sie auf dem Kopf zu tragen. In der Hitze des Festes würden sie schmelzen, jeden mit der bitteren Aura pharaonischer Myrrhe umgeben und die Haare unmöglich verkleben. Ich sorgte dafür, meinen sobald wie möglich loszuwerden.
    In allen Bädern und Gymnasien der Stadt hatte es sich herumgesprochen, daß die drei Jungs eine Fete gaben. Die Nachricht hatte sich wie Fußpilz ausgebreitet. Die verkommensten Jugendlichen der Stadt hatten ihren Eltern plötzlich verkündet, sie würden den Abend bei einem Freund verbringen, wobei sie geflissentlich zu erwähnen vermieden, um welchen Freund es sich handelte. In ganz Corduba fragten sich zahllose Eltern, wohin sich ihre sonst eher farblosen Gören abgesetzt hatten und wieso es derart nach Atemfrisch-Pastillen roch. Trotz ihres hohen Taschengelds verschmähte Jugendliche, die meisten mit knochigen Schultern und pickeliger Haut, hatten nur auf diesen Abend gewartet. Sie hofften, er würde sie zu Männern machen; die einzige Gewißheit war, daß sie das große Kotzen kriegen würden.
    Auch Mädchen waren erschienen. Manche waren nett, obwohl ihr Ruf den Abend wohl nicht überstehen würde. Manche waren nicht mehr ganz taufrisch und würden total hinüber sein, nachdem sie einige Krüge unverdünnten Weins geschluckt und sich ihre Fummel hinter Lorbeerbüschen hatten ausziehen lassen. Einige waren zweifellos Professionelle.
    »Das ist schlimmer, als ich erwartet hatte, Falco«, gestand Optatus.
    »Werden Sie zu alt für sowas?«
    »Ich fühle mich wie ein miesepetriger Großvater.«
    »Sie lassen sich zu wenig auf das Ganze ein.«
    »Tun Sie das etwa?« knurrte er abweisend.
    »Ich bin beruflich hier.« Das brachte mich auf die Frage, warum Marius Optatus eigentlich hier war. Er hatte ein tieferliegendes Motiv, dessen war ich mir sicher.
    Optatus und ich waren die ältesten Anwesenden. Die Annaeus-Söhne lagen im Alter mindestens zehn Jahre auseinander. Primus, der Älteste, mochte fast in unserem Alter sein, aber sein jüngster Bruder war noch keine zwanzig, und Fortuna hatte dafür gesorgt, daß er derjenige mit den meisten Freunden war. Er und seine Kumpane bildeten sofort eine Gruppe, obwohl sie nicht viel mehr taten, als nach Eßbarem, Trinkbarem und sündigen Frauen Ausschau zu halten; sie mußten mit ersterem vorlieb nehmen, weil sie nicht wußten, woran sie letztere erkennen sollten. Wir beunruhigten sie. (Sie beunruhigten mich.) Wir gehörten zu einer völlig anderen Generation. Sie schlüpften alle an uns vorbei und vermieden jeglichen Kontakt, weil sie dachten, wir wären jemandes elterliche Aufpasser.
    Eine zweite Gruppe um Knallkopp, den mittleren Sohn, hatte sich in den Keller zurückgezogen und widmete sich dort zielstrebig dem Wein. Jegliche Speisen lehnten sie ab und hatten die Frauen vermutlich bereits ausprobiert, obwohl sie alle mit süßen, jungfräulichen Mädchen verlobt waren (die sich momentan mit anderen jungen Männern hinter Büschen verlustierten). Der Verdacht. daß sie betrogen wurden und das Leben davon noch mehr für sie bereit hielt, machte die Kumpel des mittleren Sohnes zu einer mürrischen, zynischen Gruppe. Optatus und ich tauschten ein paar geistreiche Bemerkungen mit ihnen aus, bevor wir weiterschlenderten.
    Großmaul, der der Nachwelt und dem Zensor als der ehrenwerte Lucius Annaeus Maximus Primus bekannt sein würde, gab sich erwachsen. Er hatte sich vor dem Krach und den Ausschweifungen in die elegant ausgestattete Bibliothek seines Vaters zurückgezogen. Sie befand sich in einem ruhigen Raum im ersten Stock und hatte einen schönen Balkon mit Aussicht auf den Ziergarten. Dort zerrten er und ein paar abgeklärte Kumpane Schriftrollen aus den Fächern, machten sich über die Inhalte lustig und warfen sie dann auf einen Haufen am Boden. Eine Amphore hatte einen häßlichen Ring auf einem Marmorbeistelltisch hinterlassen. Eine andere war nach dem Entkorken umgefallen, worauf eine beherzte Seele einen Vorhang heruntergerissen hatte, um den ausgelaufenen Wein aufzuwischen. Wie aufmerksam. Ich war erfreut zu sehen, daß sie nicht alle hoffnungslose Rüpel waren. Optatus teilte mir mit, daß dieser Annaeus, im Gegensatz zu seinen beiden jüngeren Brüdern, verheiratet war, obwohl das Mädchen wegen seines zarten Alters noch bei den Eltern lebte, während er fröhlich das Einkommen aus ihrer Mitgift genoß und so tat,

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