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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Tartessos hatten mit Freuden ihren immer flauer werdenden Wollhandel fahren lassen, als sie erfuhren, daß ihr Land reich an Bodenschätzen war, und sich begeistert auf den Erzabbau gestürzt. In einer leicht hügeligen, aber offenen Landschaft gelegen, war der Ort sehr heiß und staubig – wogegen zum Glück ein riesiger Thermenkomplex half. Manche Bewohner würden vielleicht alt genug, um noch zu erleben, daß ihr kleiner Fleck auf der Landkarte der Provinzen der Geburtsort eines Kaisers sein würde. Selbst als ich dort war, benutzten die Reichen ihn als Zufluchtsort, der von Hispalis gerade weit genug entfernt lag, um den Einwohnern von Italica das Gefühl zu geben, etwas Besseres zu sein.
    Es gab ein Theater und auch ein gutes Amphitheater. Überall Säulenplatten, Springbrunnen, Ziergiebel und Statuen. War noch ein Platz an einer Wand frei, brachte jemand eine Inschrift an. Die Formulierungen waren hochtrabend. Italica war kein Ort, an dem man Anschläge von der Gilde der Prostituierten fand, die versprachen, irgendeinem Schmarotzer bei den nächsten Lokalwahlen ihre Stimme zu geben.
    In den strikt rechtwinklig angelegten, sauber gefegten Straßen nahe des Forums fand ich Villen, die sich auch in den feinsten Bezirken Roms hätten sehen lassen können. Eine davon gehörte Cyzacus. Man ließ mich nicht eintreten, aber ich konnte bereits von der Türschwelle zwischen den beiden traditionellen Lorbeerbäumchen aus sehen, daß der Eingangsflur in prächtigem Schwarz, Rot und Gold bemalt war und zu einem luxuriösen Atrium mit einem Wasserbecken und von herrlichen Fresken bedeckten Wänden führte. Das war der elegante Empfangsbereich für die Kunden des Patrons – doch Privatschnüffler hatten keinen Zutritt.
    Cyzacus sei ausgegangen, teilte mir sein Verwalter recht freundlich mit. Cyzacus sei nach Hispalis gefahren, um sich im Haus der Flußschiffergilde mit einem Freund zu treffen.
    Ich tobte hier ohne Sinn und Verstand im Kreis herum. Der Tag entschlüpfte mir. Ein Zustand, den jeder Ermittler fürchtet. Die Götter wissen, daß es mir nur allzu vertraut war.
    Ich ging in die Thermen, war zu gereizt, um sie zu genießen, stattete dem Gymnasium einen kurzen Besuch ab, aß eine Schüssel Mandelsuppe mit genug Knoblauch, daß eine Woche lang niemand mit mir sprechen würde, und kehrte nach Hispalis zurück.

XLIII
    Das Vereinslokal der Flußschiffergilde bestand aus einem langen, kahlen Raum voller Tische, an denen die Faulenzer, die ich bereits am Morgen gesehen hatte, immer noch würfelten. Zur Mittagszeit waren weitere Schiffer von den Kais gekommen, um hier zu essen. Das Essen wurde von einem Thermopolium im Nebenhaus hergebracht, wahrscheinlich zu verbilligten Preisen, und es schien von guter Qualität zu sein. Den Wein bekamen sie bestimmt umsonst. Es herrschte eine ruhige, kameradschaftliche Atmosphäre. Die Männer nickten beim Hereinkommen den Anwesenden zu, und manche setzten sich zusammen. Andere zogen es vor, allein zu essen. Niemand hinderte mich daran, mich umzusehen.
    Diesmal fand ich sie: Cyzacus und Norbanus, zwei bekannte Gesichter vom Essen der baetischen Gesellschaft auf dem Palatin vor einem Monat. Sie saßen an einem Ecktisch, genauso ins Gespräch vertieft wie damals. Es schien ihr gewohnter Platz zu sein, und sie wirkten, als würden sie sich täglich üppige Mahlzeiten gönnen. Sie waren bereits mit dem Essen fertig. Nach den vielen leeren Schüsseln und Platten zu urteilen, war es auch diesmal wieder reichhaltig gewesen, und ich nahm an, daß der Weinkrug mehrere Male gefüllt worden war.
    Ich kam zur rechten Zeit. Ihr Mahl war eben beendet. Wo Gäste eines formellen Festessens jetzt eine spanische Tänzerin erwarten mochten, um ihr zuzupfeifen, während sie sich an dem frischen Obst verlustierten, hatten diese beiden Säulen der hispalischen Geschäftswelt ihre eigene Ablenkung: mich.
    Cyzacus war ein adrettes, leicht eingefallenes altes Federgewicht in einer taillierten grauen Tunika über einer langärmligen schwarzen. Er war der ruhige, gesittetere Teil eines recht ungleich wirkenden Paares. Sein ausgemergeltes, faltiges Gesicht hatte eine ungesunde Farbe, und sein weißes Haar war kurz geschnitten. Sein Busenfreund Norbanus war viel schwergewichtiger und ungepflegter, und sein gewaltiger Bauch drückte gegen den Tischrand. Die fetten Finger wurden von breiten, edelsteingeschmückten Ringen auseinandergedrückt. Auch er war schon ein reiferer Jahrgang, die Haare noch dunkel, aber mit

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