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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gemeinsames Interesse. Und doch unterschieden sie sich durch die verschiedenen Vorurteile, die sie hegten – und sie alle konnten Attractus nicht ausstehen. Die Flußschiffer und Makler tolerierten einander, aber sie haßten die Ölhersteller – und diese Snobs auf ihren großen Landgütern hatten nichts mit den Transporteuren gemein.
    War dieser Antagonismus stark genug, sie davon abzuhalten, zusammen ein Preiskartell zu bilden? Würde ihr gemeinsames Mißtrauen gegen einen römischen Eindringling sie davon abbringen, sich ihm anzuschließen? Hatte Attractus die Verlockung des Geldes überschätzt? Lehnten diese hartgesottenen Unternehmer ihn als Anführer ab? Waren sie der Ansicht, daß sich mit Öl genügend Profit machen ließ und sie selbst durchaus in der Lage waren, auch ohne seine Hilfe maximale Gewinne zu erzielen – und ohne spätere Verpflichtungen ihm gegenüber?
    »Sie wissen, warum ich hier bin«, meinte ich. Beide Männer lachten. Nach den vielen Gängen, die sie zu sich genommen hatten, konnte diese Ausgelassenheit nicht gut für sie sein. »Dafür gibt es zwei Gründe. Attractus hat Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Er gilt als gefährlicher Fädenzieher – und ich suche nach Möglichkeiten, ihn festzunageln.« Die beiden Männer sahen sich an, offen erfreut darüber, daß er in Schwierigkeiten steckte. »Natürlich«, sagte ich mit Grabesstimme, »ist keiner von Ihnen beiden aufgefordert worden, sich an etwas so Unehrenhaftem wie einem Kartell zu beteiligen?«
    »Selbstverständlich nicht«, stimmten sie mit ernster Miene zu.
    Ich lächelte wie ein netter Kerl. »Angesehene Geschäftsmänner würden mit einer solchen Gaunerei nichts zu tun haben wollen?«
    »Ganz gewiß nicht«, versicherten sie mir.
    »Und Sie würden der Obrigkeit sofort von einem solchen Versuch berichten?« Ich ließ das Gehabe fallen: »Machen Sie sich nicht die Mühe, mich mit einer Antwort darauf zu beleidigen!«
    Das Gesicht des alten Cyzacus verzog sich zu einer Grimasse, was vielleicht nur daran lag, daß er in den Backenzähnen pulte, aber vielleicht war er auch gekränkt, daß ich sie gerade der Lüge bezichtigt hatte. Lügner sind stets äußerst empfindsam.
    Norbanus gab sich weiterhin möglichst wenig hilfsbereit. »Gibt es denn ein Kartell, Falco? Wenn ja, dann viel Glück!« verkündete er. Dann spuckte er auf den Boden. »Pah! Das klappt doch nie – die dämlichen Ölhersteller würden das nie auf die Reihe kriegen!«
    Ich lehnte meine Ellbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger und betrachtete die beiden Schlawiner mit aufgestütztem Kinn. Dann sagte ich einschmeichelnd: »Ich denke, Sie haben recht. Ich hab sie in Corduba gesehen. Die haben den Kopf so voll damit, daß sie auch ja auf der Gästeliste der nächsten Abendgesellschaft beim Prokonsul stehen, daß sie nicht viel anderes fertigbringen.«
    »Denen geht’s doch nur darum«, brummte Norbanus, »für eine Amtsperiode Duovir zu werden und ihre Söhne zum Herumhuren und Geldverschleudern nach Rom zu schicken – solche Dummköpfe!« fügte er hinzu, als sei es ein unverzeihliches Vergehen, das eigene Kapital anzugreifen statt es zu vermehren.
    »Sie glauben also nicht, daß es Attractus gelungen ist, Druck auf sie auszuüben?«
    Cyzacus meldete sich zu Wort: »Der kann Druck ausüben, bis er schwarz wird. Die Ölhersteller würden nie etwas Riskantes unternehmen.«
    »Und was ist mit Ihnen beiden?« forderte ich sie heraus, womit ich mir nur ein verächtliches Lächeln einhandelte. »Na gut. Sie sind offen mit mir gewesen, also werde ich es auch mit Ihnen sein. Ich muß dem Kaiser berichten. Ich werde Vespasian sagen, ich sei überzeugt davon, daß über die Errichtung eines Kartells gesprochen wurde. Daß Attractus die Haupttriebfeder ist. Und daß alle Männer, die Ende März bei jenem Essen seine Gäste waren, mir versichert haben, sie seien entsetzt gewesen und hätten den Gedanken kategorisch abgelehnt. Sie wollen doch sicher nicht mit Attractus zusammen der Verschwörung angeklagt werden, nicht wahr?«
    »Lassen Sie uns wissen, falls es Ihnen gelingt, ihn vor Gericht zu bringen«, sagte Norbanus trocken. »Wir werden alle kommen und Ihnen zujubeln.«
    »Vielleicht könnten Sie mir helfen, eine Anklage zu formulieren? Vielleicht würden Sie gern als Zeugen aussagen?«
    Keiner der beiden machte sich die Mühe, mir zu antworten. Und ich ersparte es mir, ihnen für zukünftige Unterstützung eine weitere Freifahrt nach Rom anzubieten. Sie würden

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