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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bildet er sich zumindest ein!« Auch diese Beleidigung kam dem Gallier leicht über die Lippen.
    »Vielleicht möchte er der ungekrönte König von Baetica sein.«
    Norbanus höhnte immer noch: »Ist er das nicht bereits? Patron von Corduba, Castulo und Hispalis, Vertreter der Ölhersteller im Senat, Stütze der Kupferminen …«
    Über Minen zu reden deprimierte mich stets. »Aus welchem Teil Galliens stammen Sie?«
    »Aus Narbo.« Das war nicht weit von Tarraconensis, wenn auch außerhalb von Hispanien. Ein wichtiger Warenumschlagplatz in Südgallien.
    »Sie sind auf das Verschiffen von Olivenöl spezialisiert? Nur nach Rom?«
    Er schnaubte verächtlich. »Vom Markt scheinen Sie nicht viel Ahnung zu haben! Viele meiner Ladungen sind für Rom bestimmt, ja. Aber wir verschiffen Tausende von Amphoren. Wir decken das gesamte Italien ab – und auch alles andere. Das Zeug geht in alle Richtungen – den Rhodanus in Gallia Narbonensis hinauf, nach Gallien, Britannien und Germanien. Ich habe schon Ladungen direkt durch die Säulen des Herkules nach Afrika verschifft, andere bis hinunter nach Ägypten, habe Dalmatien, Pannonien, Kreta, das griechische Festland und Syrien versorgt …«
    » Griechenland! Ich dachte, die Griechen bauen selber Oliven an? Das tun sie doch schon seit Jahrhunderten, längst bevor ihr hier in Baetica damit anfingt?«
    »Die sind nicht so gut im Geschmack. Nicht so saftig.«
    Ich pfiff leise und wandte mich wieder an Cyzacus. »Eine teure Angelegenheit, dieser Ölexport. Ich nehme an, der Preis steigt von dem Moment an, wo das Zeug in die Amphoren gefüllt wird?«
    Er zuckte die Schultern. »Die Gesamtkosten sind gewaltig. Was nicht unsere Schuld ist. Zum Beispiel müssen wir auf der Fahrt von Corduba hierher jedesmal, wenn wir anlegen, Hafensteuer zahlen. Das wird alles auf die Rechnung draufgeschlagen.«
    »Genau wie Ihr eigener Profit. Dann will noch Norbanus seinen Anteil und der Schiffseigner auch. Und das alles, bevor der Händler in Rom auch nur an dem Öl gerochen hat.«
    »Es ist eben ein Luxusgut«, erwiderte Cyzacus abwehrend.
    »Zum Glück für euch alle hier in Baetica wird es überall auf der Welt gebraucht.«
    »Ein wunderbares Gut«, warf Norbanus trocken mit ehrfurchtsvoller Stimme ein.
    »Wunderbar profitabel!« sagte ich. Ich mußte das Thema wechseln. »Sie sind Gallier. Wie kommen Sie mit den Produzenten zurecht?«
    »Sie können mich nicht ausstehen«, gab Norbanus stolz zu. »Und das beruht auf Gegenseitigkeit! Zumindest wissen sie, daß ich kein verdammter Eindringling aus Italien bin.«
    »Spekulatoren!« meinte ich mitfühlend. »Kommen nur aus Rom in die Provinzen, weil sie da mit geringem Geldeinsatz riesige Profite rausschlagen können. Bringen ihre fremden Arbeitsmethoden mit. Falls sie je persönlich hierher kommen, hocken sie in engen Cliquen zusammen – immer mit dem Vorhaben, nach Hause zurückzukehren, sobald sie ein Vermögen gemacht haben … Attractus ist ein typisches Beispiel dafür, obwohl er offenbar noch mehr will als die meisten. Ich weiß von seinem Olivengut und seiner Erzmine – welche Interessen hat er hier in Hispalis?«
    »Keine«, sagte Cyzacus mißbilligend.
    »Er hat die Bäder in der Nähe des Wollmarktes gebaut«, erinnerte Norbanus ihn. Cyzacus schnaubte verächtlich.
    »Ist das nicht gut angekommen?« fragte ich.
    »Die Einwohner von Baetica«, teilte Cyzacus mir mit, die schmalen Wangen nach innen gesogen, »ziehen die Spenden von Männern vor, die hier gebürtig sind. Nicht von Außenseitern, die zu ihrer persönlichen Glorifizierung Eindruck schinden wollen.«
    »Und was heißt das für Sie als Gallier?« wollte ich von Norbanus wissen.
    »Daß ich mein Geld in einem Bankfach einlagere!« erwiderte er grinsend.
    Ich sah von einem zum anderen: »Aber Sie beide sind Freunde?«
    »Wir speisen zusammen«, erklärte Cyzacus. Mir war klar, was er damit sagen wollte. Sie waren beide mit Leib und Seele Geschäftsmänner. Sie konnten sich jahrelang in der Öffentlichkeit zum Essen treffen, aber ich bezweifelte, daß sie einander je zu Hause besucht hatten, und sobald sie sich vom Geschäft zurückzogen, würden sie einander vermutlich nie wiedersehen. Sie standen auf der gleichen Seite – betrogen die Ölhersteller und trieben die Preise für die Endabnehmer in die Höhe. Aber sie waren keine Freunde.
    Das war gut zu wissen. Oberflächlich betrachtet hatten die Männer, die Quinctius Attractus letzten Monat nach Rom eingeladen hatte, ein

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