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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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umgekehrt verladen. Ansehnliche Vermögen wurden mit Handelsgütern gemacht, die die Einheimischen weder benutzten noch herstellten. Öl, Wein, Stoffe, Erze aus den Minen im Landesinneren und Zinnober wurden in großen Mengen verschifft. Der Traum jedes Maklers und Zwischenhändlers.
    Bei der Rückkehr vom geschäftigen Flußufer entdeckte ich das Vereinshaus der Flußschiffergilde in der Nähe des Marktplatzes. Ein paar Dauergäste waren bereits dort; vermutlich vertrieben sie sich hier die Zeit – Flußschiffer sind schließlich nicht gerade berühmt für ihren Fleiß. Ich erfuhr, daß der ältere Cyzacus heute nicht anwesend war. Sie sprachen in leicht neidischem Ton von ihm und sagten, er würde draußen in Italica wohnen.
    »Nach dem wird in letzter Zeit aber viel gefragt! Was macht ihn denn so populär?«
    »Das kann ich nicht beantworten. Ich kenne den Mann nur ganz flüchtig. Wer hat denn sonst noch nach ihm gefragt?«
    »Jemand, den wir Ihnen vorziehen! Jemand sehr viel Hübscheres.«
    »Eine Frau?« Das war keine Überraschung. Und es irritierte mich enorm. Typisch für Anacrites, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Und typisch für seine Lakaien, mir die Schau zu stehlen, bevor ich die Chance hatte, mich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Aber ich arbeitete schließlich für Laeta (wie sehr ich ihm auch mißtraute). Nur ein einziges Mal hatte Anacrites mich direkt engagiert, dann fallengelassen und versucht, mich umzubringen. Das würde ich nie vergessen. »Cyzacus kommt also nach Hispalis, um sich mit hübschen Mädchen zu treffen?«
    »Der doch nicht. Der alte Trottel kommt nur nach Hispalis, um uns anderen zu sagen, was Sache ist!« Woraus ich schloß, daß sie ihn als müßigen Tattergreis betrachteten, der sich ihnen überlegen fühlte.
    Ich wußte, was das bedeutete. Cyzacus war tatsächlich der Beste. Er hatte sein Leben lang hart gearbeitet. Jetzt führten seine Söhne erfolgreich das Geschäft für ihn. Er kümmerte sich um die Angelegenheiten der Gilde, während diese mißmutigen Faulenzer, die am liebsten gleich vom Frühstück zum Mittagessen übergegangen wären, hier beim Soldatenspiel herumsaßen, Posca tranken und ständig was zu meckern hatten.
    » War seine Freundin nun hübsch – oder schon etwas angegammelt?«
    Sie brachen in heiseres Gelächter aus, und ich konnte nichts Sinnvolles aus ihnen herausbekommen.
    Es war nicht schwer, sich vorzustellen, warum Cyzacus ein ruhiges Leben in Italica bevorzugte. Ich erkundigte mich nach dem Weg dorthin und widmete mich dann meiner nächsten Aufgabe.
     
    Norbanus, der gallische Frachtraum-Vermittler, besaß ein majestätisches Büro direkt hier am Marktplatz. Die Leute, die ich fragte, wiesen mir den Weg mit offener Verachtung. Niemand mag Ausländer, die mit ihrem Erfolg protzen. Den breiten Portalen, farbigen Bodenmosaiken, Statuetten auf marmornen Dreifüßen und dem sauber gekleideten Büropersonal sah man an, daß Norbanus alles darüber wußte, wie man Geld aus den Waren anderer Leute schlägt.
    Das Personal war zwar ordentlich, aber genauso verschlafen wie alle Angestellten, wenn ihr Herr und Meister ausgegangen ist. Da er Gallier war, gehörten viele seiner Dienstboten demselben Stamm an. Ihre Reaktion war ziemlich gallisch. Erregt diskutierten sie die Frage seines Aufenthaltsortes längere Zeit unter sich, dann verkündete einer mit äußerst gestelzten Worten, daß Norbanus nicht hier sei. Das hätten sie mir mit weitaus weniger Aufwand gleich sagen können, aber Gallier lieben es, eine Debatte auszuschmücken. Weitläufigkeit bedeutet für sie, den Eindruck besserer Herkunft zu erwecken, aber jeder weiß, daß sie damit nur ihr Barbarentum verdecken. Am liebsten würden sie einem den Kopf mit einem sehr langen Schwert abhacken.
    Ich fragte, wann sie Norbanus zurückerwarteten. Sie nannten mir eine Zeit, die ich für rein aus der Luft gegriffen hielt. Wir schüttelten uns die Hände. Sie waren glattzüngig; ich bin höflich. Innerlich knirschte ich mit den Zähnen. Dann ging ich, da mir nichts anderes übrig blieb.
    Es war zwar eine Zumutung für meine Blasen, aber ich ging zurück zur Herberge, besorgte mir ein neues Pferd und machte mich quer über den Fluß auf den fünf Meilen langen Ritt nach Italica.

XLII
    Gegründet von Scipio als Veteranenkolonie, rühmte sich Italica, die älteste römische Stadt in Hispanien zu sein. Davor war sie bereits den glücklichen Phöniziern bekannt, und die alten Schäferstämme von

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