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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hatte. Mein Vater war Auktionator. Er würde eine Bestechung schon auf fünf Meilen Entfernung riechen. Doch nicht alle Männer sind so gewieft.
    »Der arme Cornelius wollte also nur nach Hause zurückeilen, um das Volk zu regieren, hat aber jetzt ein Geschenk auf dem Hals, das er liebend gern abgelehnt hätte – und sein Papa erzählt ihm glücklich, es sei eine einmalige Chance und er solle gefälligst ein dankbarer Junge sein? Placidus, soll ich den Namen des Wohltäters raten? Jemand, an den Cornelius keinesfalls einen netten Dankesbrief schreiben würde? Kann der Name Quinctius Attractus in diese Unterhaltung eingeworfen werden, ohne Anstoß zu erregen?«
    »Sie haben eine Sechs gewürfelt, Falco.«
    »Ich glaube, es ist sogar eine Dublette.«
    »Sie kennen sich in diesem Spiel aus.«
    »Ich habe es schon selbst gespielt.«
     
    Trübe blickten wir auf den Fluß. »Cornelius ist ein sehr scharfsinniger junger Mann«, sagte Placidus. »Ihm ist klar, daß eine Freifahrt immer etwas kostet.«
    »Und was wird diese Ihrer Meinung nach kosten?«
    »Für die Konsumenten von Olivenöl eine Menge.«
    »Weil Cornelius seine Beunruhigung über das, was sich in Baetica zusammenbraut, verschweigen wird? Er konnte die Sache nicht mit seinem Vater besprechen, der ja weit weg in Rom war. Er konnte auch nicht riskieren, einen erklärenden Brief zu schreiben, weil das Thema zu heikel war. Also war er gezwungen, den Fahrschein anzunehmen – und damit hat er sich den Quinctii gegenüber verpflichtet.«
    »Ich sehe, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht«, sagte Placidus zerknirscht.
    »Wie war der genaue Zeitablauf? Wann spürten Sie und Cornelius zum ersten Mal Besorgnis über den wachsenden Einfluß der Quinctii?«
    »Letztes Jahr, als der Sohn nach Baetica kam. Wir wußten, daß es dafür einen Grund geben mußte, und Cornelius hatte den Verdacht, daß Quadratus darauf hinarbeitete, ihn als Quästor abzulösen. Gleichzeitig begann Attractus, die ersten Gruppen nach Rom einzuladen.«
    »Also hat Quadratus sehr wahrscheinlich seinen Vater davor gewarnt, daß Cornelius nachteilige Bemerkungen machen könnte, wenn er am Ende seiner Amtszeit im Palast Bericht erstattete? Die Quinctii beschlossen seine Rückkehr zu verzögern, während sie ihre Position festigten. Und als ihm die unerwünschten Kulturferien verordnet wurden, gab Cornelius nach, aber Sie beschlossen, etwas zu unternehmen?«
    »Ich schrieb einen Brief.«
    »Anonym?«
    »Offizielle Kanäle waren zu gefährlich. Außerdem wollte ich Cornelius keine Feinde in Rom schaffen. Er hat mich stets unterstützt.«
    »Haben Sie sich deswegen an Anacrites und nicht an Laeta gewandt?«
    »Es schien mir ratsam, den Geheimdienst hinzuzuziehen.«
    Anacrites hinzuzuziehen war niemals ratsam, aber das konnte nur wissen, wer mit ihm zusammengearbeitet hatte. »Was geschah als nächstes? Anacrites schickte ein formelles Schreiben zurück, in dem er den Prokonsul bat, die Sache zu untersuchen – und der übertrug die Aufgabe direkt an Cornelius? Wird sich das nicht trotzdem negativ für ihn auswirken?«
    »Er kann immer noch behaupten, daß er keine andere Wahl hatte, Nachdem die Anweisung aus Rom erteilt worden war, mußte Cornelius sie befolgen. Trotzdem sorgten wir dafür, daß sein Antwortbericht diskret übermittelt wurde.«
    Ich lachte kurz auf. »Ich weiß! Wer hat denn bloß entschieden, den Bericht Camillus Aelianus mitzugeben?«
    »Er war mit Cornelius befreundet.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Und auch mit einem anderen jungen Mann! Aelianus hat den Bericht gelesen, und ich habe das unangenehme Gefühl, daß er den Inhalt an genau die falsche Person weitergegeben hat.«
    Placidus wurde bleich. »Quinctius Quadratus?«
    Ich nickte. Placidus schlug die Hand vor den Kopf. »Das hätte ich nie gedacht!«
    »Sie trifft keine Schuld. Der junge Quadratus schmeichelt sich überall ein. Scheint in der Familie zu liegen.«
     
    Wir bedachten die Situation wie Männer von Welt. Wir schauten ernst, sprachen in gemessenem Ton, starrten hinunter ins Wasser, als wollten wir Fische zählen.
    »In viele Belange des Provinzlebens verwickelt zu sein ist natürlich kein Verbrechen«, bemerkte Placidus.
    »Nein, aber wenn man zu übereifrig ist, spricht das Bände. Ein guter Römer mischt sich nur unters Volk, wenn er von ihm gewählt werden will – und selbst dann läßt er es so aussehen, als ob es ihm unangenehm wäre.«
    »Sie beschreiben einen Mann, den ich ohne weiteres wählen würde,

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