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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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beide für Laeta arbeiten, warum zum Hades will er, daß du mich ausschaltest?« Ich ignorierte die beiden Brutalos, die bei meinen Worten mit ihrem Gezerre kurz innegehalten hatten.
    »Du bist mir im Weg«, erwiderte Selia obenhin.
    »Nur weil ich nicht weiß, was hier vorgeht!« Ich schindete Zeit. Die drei hatten getötet. Unter keinen Umständen standen sie auf der gleichen Seite wie ich. »Auf jeden Fall gehst du zu viele Risiken ein!«
    »Wenn du das sagst.«
    »Die Parilia!« erinnerte ich sie. »Du hättest dich bedeckt halten sollen, statt dich offen zu zeigen.«
    »Ach ja?«
    »Und später, auf der Fete dieser dusseligen Jungs, wußten alle, daß du nach Hispalis zurückgekehrt bist. Du hinterläßt zu viele Spuren. Ich habe dich gefunden – und das kann jeder andere auch.«
    Die beiden Schläger wollten mich weiter zerren, aber Selia bot ihnen mit erhobener Hand Einhalt. »Wer sucht denn nach mir?« wollte sie wissen.
    Zumindest sammelte ich auf diese Art Kräfte. Je länger ich die Sache hinauszögerte, desto mehr konnte ich auf eine Fluchtmöglichkeit hoffen. Ich überging Selias Frage. »Wenn du wirklich so an Hispalis hängst, wie hat Laeta dich dann nach Rom gelockt?«
    »Ich sollte für eine andere Tänzerin einspringen. Ich ging nach Rom, um zu tanzen.«
    »Also war es nicht Laeta, der dich in deinem kleinen Dianakostüm zu dem Essen geschickt hat?«
    »Find’s doch selber raus, Falco!«
    »Hat Laeta dir befohlen, Anacrites und seinen Agenten anzugreifen?«
    »Laeta läßt mir freie Hand.« Was natürlich keine Antwort war.
    »Du bist in Schwierigkeiten«, warnte ich sie. »Verlaß dich nicht darauf, daß Laeta dir helfen wird, wenn das Wasser in seinem eigenen Topf zu sehr ins Brodeln gerät.«
    »Ich verlaß mich auf niemanden, Falco.« Sie hatte ihr Kleid heruntergezogen und legte nun in aller Ruhe neue Schminke auf. Dick und gleichmäßig, wozu sie einen Spachtel verwendete. Vor meinen Augen verwandelte sie sich wieder in das typische spanische Kastagnettenmädchen (das nur in Männerträumen existiert). Die blauschwarze Perücke, die sie trug, wenn sie vor Römern tanzte, hing ausgekämmt auf einem Ständer. Nachdem sie sich die Perücke übergestülpt hatte, war die Wirkung ebenso dramatisch wie damals, als ich sie auf dem Palatin gesehen hatte.
    »Ich hoffe, Laeta hat dich bezahlt. Hier draußen wirst du keine Sesterze von ihm zu sehen kriegen.«
    »Ich habe mein Geld«, sagte sie, wobei sie ihren Kumpanen einen raschen Blick zuwarf, um ihnen zu versichern, daß sie auch ihren Teil abbekommen würden.
    »Aber was in Olympus’ Namen hat Laeta denn eigentlich vor?«
    »Sag du’s mir.«
    »Anacrites auszuschalten? Damit er selbst die Arbeit des Spions übernehmen kann?«
    »Sieht so aus.«
    »Und wieso braucht er zwei von uns dazu?«
    »Einer reichte nicht.«
    »Du meinst, Laeta benutzt mich als den Dussel – und dich, um mich zu behindern!«
    »Ein leichtes Spiel, Falco!«
    »Leichter, als das mit der Palastpolitik! Aber du lügst trotzdem. Laeta weiß, daß Anacrites ein billiger Hanswurst ist, den er durch ein paar Intrigen leicht außer Gefecht setzen kann. Schädel einzuschlagen war nicht nötig. Laeta ist nicht bösartig. Er ist nicht ungehobelt. Er ist gewitzt genug, Anacrites reinzulegen, und als Beamter so verderbt, das mit Raffinesse zu tun. Laeta will einen klassischen Machtkampf. Er will Anacrites lebend, damit der weiß , daß er das Spiel verloren hat. Wo bliebe sonst das Kunstvolle daran?«
    »Du willst nur Zeit schinden«, sagte Selia. »Schafft ihn hier raus!«
    Ich zuckte die Schultern und machte keinen Versuch, mich zu wehren. Die beiden Musiker zogen mich auf den Balkon. Draußen schaute ich zurück und sagte ruhig zu dem älteren links von mir: »Sie ruft nach Ihnen.«
    Er drehte sich um. Ich warf mich nach vorne und stieß ihn dabei heftig mit der Schulter. Der Mann zu meiner Rechten wurde glatt über das Balkongeländer geschleudert.
    Der andere brüllte. Ich rammte ihm das Knie in seine edelsten Teile. Er sackte vornüber, worauf ich beide Fäuste auf seinen Nacken niedersausen ließ. Stöhnend krümmte er sich am Boden zusammen, und ich trat ihm solange in die Rippen, bis er still lag.
    Unten vom Hof her hatte ich gehört, wie der jüngere Musiker mit einem Schrei am Boden aufgeprallt war. Es war nur ein Stockwerk, also mochte er immer noch mobil sein. Verwirrende Geräusche drangen herauf, die ich nicht deuten konnte, aber inzwischen kam Selia

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