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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Blumentöpfe an der Wand, aber die Pflanzen darin waren eingegangen.
    Das Mädchen wohnte im oberen Stockwerk über dem Hof, wo ein wackeliger hölzerner Balkon an der ganzen Innenseite des Hauses entlanglief. Ich erreichte ihn über eine schiefe Treppe am anderen Ende. Vor ihrer Tür gab es eine Art Flaschenzug zum Heraufziehen des Wassers. Auf dem Balkongeländer waren feuchte Flecken zu sehen, und ein Fensterladen, der vorher verschlossen gewesen war, stand jetzt offen.
    Ich pirschte mich über den Balkon zu Selias Zimmer heran. Dabei trat ich vorsichtig auf, damit die Holzplanken nicht knarrten. Als ich mich oberhalb des Toreingangs befand, sah ich ein Brett über einer Lücke liegen. Es wurde offenbar wenig benutzt, denn es sackte unter meinem Gewicht beängstigend durch. Leise schlich ich mich zu ihrem Zimmer. Sie hatte zwei Männer umgebracht oder es zumindest versucht, also hatte sie ihr Recht auf Anstand und Schicklichkeit verloren. Ich trat ein, ohne vorher anzuklopfen.
    Die rote Perücke lag auf dem Tisch. Die grüne Tunika hing an einem Haken. Die Tänzerin war nackt bis auf einen Lendenschurz. Ein äußerst reizvoller Anblick, auch wenn sie mich wütend anstarrte.
    Sie hatte den einen Fuß auf einen Hocker gestellt und rieb ihren Körper mit etwas ein, das ich für Olivenöl hielt. Als ich durch die Tür trat, fuhr sie ungerührt damit fort. Der Körper, der da so verwöhnt wurde, hatte es durchaus verdient. Das alles ließ mich fast vergessen, warum ich hergekommen war.
    »Nur keine falsche Bescheidenheit! Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause!« Sie warf den Kopf zurück. Ihr Hals war lang. Ihr eigenes Haar, das einen eher gewöhnlichen Braunton hatte, war zu einer flachen Rolle aufgesteckt. Ihren Körper zu ignorieren war nicht leicht.
    Mit einem raschen Blick nahm ich alles Sonstige in mich auf: Ein Zimmer mit einem schmalen Bett. Ein mit allem möglichen Kram, hauptsächlich weiblichem, überladener Tisch. Schmutzige Teller und Schüsseln standen zwischen Haarnadelbehältern, Cremetöpfen, Kämmen und Parfümflaschen.
    »Nur keine Scheu. Sie sind nicht die erste nackte Frau, die ich sehe. Außerdem sind wir alte Freunde.«
    »Sie sind kein Freund!«
    »Ach, kommen Sie«, protestierte ich traurig. »Erinnern Sie sich nicht an mich?«
    Sie hielt inne, die Handfläche flach gegen die Ölflasche gedrückt. »Nein.«
    »Das sollten Sie aber. Ich bin der Mann, der vom Festmahl der Olivenölhersteller von Baetica sicher und heil nach Hause gelangte – weil ich mir eine große Amphore mit Fischsoße unter den Nagel gerissen hatte, und dazu zwei Sklaven, die sie für mich trugen.«
    Sie stellte den Fuß auf den Boden. Ihre Hand bewegte sich immer noch langsam über ihre glänzende Haut, und es fiel mir äußerst schwer, sie nicht anzustarren, während sie das Öl einmassierte. Sie schien nicht zu bemerken, daß sie mich regelrecht lähmte. Aber die Sorgfalt, mit der sie sich ihren Brüsten widmete, verriet mir, daß sie es ganz genau wußte.
    Ich wartete ruhig ab. Als sie nach dem Fleischmesser griff, das zwischen den Kosmetika lag, packte ich ihr Handgelenk. Es hätte bestens geklappt, wäre ihre Haut nicht so glitschig gewesen.

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    Glücklicherweise war das Handgelenk, das ich gepackt hatte, viel schmaler als meines, und es gelang mir trotzdem irgendwie, es zu umfassen. Sie wehrte sich wie wild gegen meinen Griff, und das Messer blitzte gefährlich auf, aber ich ließ die Hand mit der Watte nicht los. Wegen ihrer Ganzkörperölung würde ich sie jedoch nicht allzulange bändigen können.
    Ich hielt sie auf Armeslänge von mir ab, als sie nach mir trat. Tänzerinnenbeine sind nicht zu verachten. Sie war stark, aber ich war im Vorteil. Ich drängte mein Schienbein gegen ihres und schubste sie zur Wand, wobei ich dafür sorgte, daß sie sich die Hüfte an der Tischkante stieß. Dann knallte ich ihren Arm gegen die Wand, damit sie das Messer fallenließ. Sie spuckte mir ins Gesicht, hielt das bedrohliche Ding aber weiter umklammert. Ich dachte daran, sie hochzuhieven, rumzuwirbeln und mit dem Rücken gegen die Wand zu donnern, aber sie war dermaßen eingeölt, daß sie mir bestimmt entglitt. Wieder ließ ich ihren Ellenbogen gegen die Wand knallen. Sie schnappte nach Luft und versuchte sich freizukämpfen.
    Mit der freien Hand griff sie hinter mir nach einer Specksteindose, um mir den Schädel einzuschlagen. Mir blieb keine andere Wahl. Ich versuche stets, nackten Frauen, die nicht mir gehören, nicht zu nahe

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