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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in den Rücken drückte. Den anderen Arm um den Prokurator geschlungen, machte ich mich langsam auf den schwierigen Weg, das nächstgelegene Wachlokal zu finden.
    Zum Glück war es nicht weit entfernt. Da sie keine Lust hatten, Placidus ohnmächtig zu ihren Füßen zusammensinken zu sehen, wiesen uns die Leute den Weg. Der finstere Blick, mit dem ich sie anfunkelte, riet ihnen, uns den richtigen zu zeigen.
    Ohne weitere Zwischenfälle gelangten wir humpelnd dorthin. Mein Gefangener wurde in eine Zelle gesperrt. Ein paar Diensthabende marschierten los, um seinen Kumpan herzubringen. Placidus wurde vorsichtig hingelegt, die Wunde gesäubert und bandagiert. Zuerst protestierte er wortreich, dann fiel er plötzlich in Ohnmacht und machte kein Theater mehr. Ich begab mich auf die Suche, die den Rest des Tages dauerte, aber Selia fand ich nicht. Ich bin Realist. Sie konnte in alle Himmelsrichtungen verschwunden sein und war bestimmt schon meilenweit von Hispalis entfernt.
    Zumindest hatte ich einiges über sie erfahren. Das meiste war zwar gelogen, aber ein unheilvolles Muster begann sich abzuzeichnen. Die Dinge waren in Bewegung gekommen. Verdächtige hatten mich ausgelacht und zusammengeschlagen, doch ich hatte die Gelegenheit gehabt, den Gegner einzuschätzen – einschließlich des Mannes, der mich beauftragt hatte.
    Wenn ihre Behauptung, für Laeta zu arbeiten, stimmte, erhielten Selia und ich unser Honorar aus der gleichen schmutzigen Hand. Ich besaß keinen richtigen Auftrag und konnte mich nicht darauf verlassen, bezahlt zu werden. Unter diesen Bedingungen war ich noch nicht mal sicher, ob ich das wollte.
    Es war Zeit, nach Corduba zurückzukehren. Ich mußte das alles unbedingt mit Helena besprechen. Und falls sie einverstanden war, würde ich diese ganze schmutzige Angelegenheit zum Hades schicken und nach Rom zurückkehren.

LI
    Auf dem Rückweg nach Corduba ritt ich noch schneller als auf dem Hinweg. Ich war froh, nicht im Juli oder August unterwegs zu sein, aber selbst jetzt war das Wetter schon unangenehm genug und erinnerte mich daran, daß ich mich im heißesten Teil Spaniens befand. Um mich herum, auf dem Schwemmland südlich des Baetis, lagen die besten Olivenhaine von Baetica. Als Rohmaterial für Öl vielleicht sogar die besten Oliven der Welt. Weiter weg vom Fluß waren die Hügel sogar in der brennenden Sonne noch grün. Bäume und Büsche standen in Saft und Kraft. Ich ritt durch ein Gebiet überbordender Fruchtbarkeit, doch meine Stimmung blieb düster.
    Zum einen machte ich mir Sorgen um Helena. Dagegen konnte ich einfach nichts tun. Zumindest war ich jetzt wieder auf dem Weg zu ihr.
    Und nun hatte ich noch ein neues Problem, das mich beschäftigte. Dem armen Placidus, der genug unter seiner Wunde litt, hatte ich nichts davon erzählt, aber das, was ich von der Tänzerin erfahren hatte, erfüllte mich mit Furcht. Wenn Selia tatsächlich für Laeta arbeitete, ergaben die Überfälle in Rom einen gewissen Sinn: Ich war – wie ich schon die ganze Zeit vermutet hatte – in einen Machtkampf zwischen zwei Abteilungen der Palastbürokratie verwickelt. Zwar düsterer und blutiger, als ich erwartet hätte, aber es war eine interne Angelegenheit.
    Was immer hier in Baetica vorging, war denen in Rom wahrscheinlich völlig egal. Das Ölkartell konnte nur eine Ausrede sein, die Laeta und Anacrites benutzten, um ihre Rivalität fortzusetzen. Oder Laeta hatte es ausschließlich für seine Zwecke benutzt. So sehr ich Anacrites auch verabscheute, er kam mir immer mehr wie ein unschuldiges Opfer vor. Er hatte vielleicht nur seine Pflicht erfüllt und in völlig aufrichtiger Weise versucht, ein wertvolles Handelsgut zu schützen. Möglicherweise war er sich der Bedrohung durch Laeta gar nicht bewußt. Als ich sie zusammen bei dem Festessen sah, hatten sie sich zwar ein Wortgefecht geliefert, aber es gab keine Anzeichen dafür, daß der Spion argwöhnte, Laeta könne versuchen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Ihn und seinen besten Agenten – ein Mann, mit dem ich mich bestimmt gut verstanden hätte.
    Ich konnte der Palastintrige den Rücken kehren – aber der tote Valentinus würde mich weiterhin verfolgen.
    Die ganze Sache stank zum Himmel. Ich war wütend, daß ich mich je darauf eingelassen hatte. Helenas Vater hatte mich gewarnt, allem, was zwischen diesen Palastgrößen geschah, aus dem Weg zu gehen. Ich hätte die ganze Zeit wissen müssen, daß ich nur benutzt wurde. Nun ja, natürlich wußte ich es, aber

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