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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verführen.
    Falcos Sekretärin lag gegen ein hübsches, muschelförmiges Kopfteil gelehnt und las einen griechischen Roman. Sie war gleichzeitig Falcos Buchhalterin, was ihr desillusioniertes Verhalten erklärte. Ich versuchte nicht, sie zu verführen. Der Gesichtsausdruck dieser großen, begabten jungen Frau traf mich wie ein plötzlicher Schluck schneegekühlten Weins. Sie war in Weiß gehüllt und hatte ihr glänzendes schwarzes Haar seitlich locker mit Elfenbeinkämmen hochgesteckt. Auf einem kleinen Tischchen neben ihr lagen neben einer Schüssel mit Feigen und der Kurzschriftkopie des gestrigen Tagesanzeigers alle Geräte, die man zur Maniküre braucht. Mit diesen Dingen vertrieb sie sich die Zeit, während sie auf die Rückkehr ihres Herrn wartete. So blieb ihr reichlich Gelegenheit, sich schneidende Bemerkungen auszudenken.
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich mit einem zärtlichen Blick auf ihren gewölbten Bauch.
    »Wütend.« Sie genoß es, direkt zu sein.
    »Das ist schlecht für das Baby.«
    »Laß das Baby da raus. Ich hoffe, ich kann das Baby vor der Erkenntnis bewahren, daß sein Vater ein degenerierter Herumtreiber ist, dessen Respekt vor seinem häuslichen Leben ebenso minimal ist wie seine Höflichkeit mir gegenüber.«
    »Gut gesprochen, Demosthenes! … Helena, mein Herz, du bist wirklich wütend!«
    »Ja, und das ist schlecht für dich.«
    »Ich kann es dir erklären.«
    »Spar dir die Mühe, Falco.«
    »Ich habe versucht, mir etwas Geistreiches und Witziges einfallen zu lassen. Willst du es hören?«
    »Nein. Mir reichen deine Protestschreie, wenn eine Gruppe von Soldaten dich abführt.«
    »Ich hab einen dämlichen Fehler gemacht, Herzchen. Hab zuviel getrunken und bin im falschen Haus gelandet.«
    »Geistreich«, meinte sie mit mattem Lächeln. »Aber nur witzig, weil es vollkommen lächerlich ist … Wessen Haus?« Mißtrauen ist schwer zu überwinden.
    »Unseres. Auf der anderen Straßenseite. Was dachtest du denn?« Ich nickte in die Richtung meiner alten Wohnung.
    Helena war mit vielem, was ich tat, nicht einverstanden, doch sie glaubte fest daran, daß ich ihr stets die Wahrheit sagte. Was ich auch tat. Sie war viel zu gescheit, als daß man sie hätte täuschen können. Plötzlich erleichtert ließ sie den Kopf in die Hände sinken und brach in Tränen aus. Es war ungewollt, aber die schlimmste Strafe, die sie sich für mich hätte ausdenken können.
    Traurig begriff ich, daß ich immer noch halb betrunken war und eine schauerliche Fahne haben mußte. Als ich mir über das Kinn fuhr, war es voller Stoppeln. Dann durchquerte ich den Raum, nahm meinen armen aus dem Leim gegangenen Liebling in die Arme und nützte die Gelegenheit, mich neben sie aufs Bett gleiten zu lassen.
    Ich hatte die Gelegenheit, Helena trösten zu dürfen, gerade noch rechtzeitig genutzt. Ich mußte dringend in die Horizontale. Die Ausschweifungen der letzten Nacht hätten mich sonst umkippen lassen.
     
    Eine Stunde später lagen wir immer noch da, zu einem tröstlichen Knäuel vereint. Helena hatte mich im Arm gehalten und an die Decke gestarrt. Ich schlief nicht, erholte mich nur allmählich.
    »Ich liebe dich«, gurgelte ich schließlich, um sie von den düsteren Gedanken abzulenken, die sie im Bann hielten.
    »Du weißt immer genau, wann romantische Phrasen angebracht sind!« Sie packte mich an meinem stoppeligen Kinn und schaute mir in die verschwiemelten Augen. Dabei wurde selbst sie, die normalerweise so mutig war, leicht blaß. »Dein gutes Aussehen hat aber reichlich gelitten, Falco.«
    »Du bist eine sehr mitfühlende Frau.«
    »Ich bin eine Idiotin!« meinte sie stirnrunzelnd. Helena Justina wußte, daß sie ihr Herz an einen unzulänglichen, zwielichtigen Burschen gehängt hatte, der ihr nur Kummer bereiten würde. Sie hatte sich eingeredet, daß sie die Herausforderung genoß. Ihr Einfluß hatte mich bereits positiv verändert, obwohl es mir gelang, das zu verbergen. »Verdammt noch mal, Marcus, ich dachte, du hättest dich von der Erregung deiner Orgie mitreißen lassen und lägest im Schoß eines Tanzmädchens.«
    Ich grinste. Wenn ich Helena genug bedeutete, daß sie sich aufregte, gab es noch Hoffnung. »Auf dem Fest war tatsächlich eine Tänzerin, aber ich hatte nichts mit ihr zu tun. Sie trat als Diana auf, in äußerst knapper Kostümierung. War hauptsächlich damit beschäftigt, sich zurückzulehnen, damit man bis tief hinunter …«
    »Auf seinen Eßteller sehen konnte, wenn man vernünftig

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