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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Quinctius Attractus?«
    »Flüchtig. Ich war in Corduba mit den Annaeus-Jungs befreundet.«
    »Wie steht es mit dem Enkel von Licinius Rufius? Er ist momentan hier in Rom.«
    »Mag schon sein.« Aelianus hatte keinesfalls vor, mit mir über seine Freunde zu sprechen. Er konnte es kaum erwarten, mich loszuwerden.
    »Ich hörte, der Junge sei heute abend in der Stadt unterwegs – ich hätte gedacht, daß Sie dabei wären.«
    »Statt dessen bin ich hier! Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Falco, möchte ich der Tänzerin zusehen.«
    »Nettes Mädchen«, log ich. »Ich hatte ein interessantes Gespräch mit ihr.«
    Der Schuß ging nach hinten los: »Natürlich. Sie kommen zu Hause sicherlich zu kurz«, meinte Aelianus unfreundlich. »Bei dem Zustand meiner Schwester.« Wie Helena und ich lebten, war unsere eigene Angelegenheit. Ich hätte ihm erzählen können, daß das Teilen des Bettes mit einem noch für mehrere Monate ungeborenen Nachkömmling unser gesundes Liebesleben nicht beeinträchtigte, eher eine größere Herausforderung darstellte. »Und jetzt hintergehen Sie Helena und machen sich an Tänzerinnen ran. Wenn ihr das jemand erzählt, wird sie vielleicht eine Fehlgeburt haben.«
    »Wird sie nicht!« schnappte ich.
    Ich hatte gerade sechs Monate damit verbracht, beruhigend auf Helena einzuwirken (die tatsächlich schon einmal eine Fehlgeburt hatte, obwohl ihr Bruder davon vermutlich nichts wußte). Sie zu überzeugen, daß bei der Geburt alles gutgehen und sie es überleben würde, war Schwerstarbeit. Sie war voller Angst, und ich war auch nicht gerade glücklich.
    »Vielleicht verläßt sie Sie!« spekulierte er eifrig. Das war immer eine Möglichkeit gewesen.
    »Wie ich sehe, liegt Ihnen Helenas Wohlergehen wirklich am Herzen.«
    »Oh, Sie beide zusammen zu sehen macht mich glücklich. Ich denke, wenn ich mich für den Senat aufstellen lasse, werde ich meinen Wahlkampf darauf aufbauen, daß ich Ihre Beziehung anprangere – ich werde als Mann von derart traditioneller Redlichkeit auftreten, daß ich sogar meine eigene Schwester kritisiere …«
    »Damit werden Sie keinen Erfolg haben«, behauptete ich. Doch ich konnte mich irren. Rom hat schon immer etwas für aufgeblasene Wichtigtuer übrig gehabt.
    Aelianus lachte. »Nein, Sie haben vermutlich recht. Mein Vater würde sich weigern, den Wahlkampf zu finanzieren.« Camillus Verus, Vater meiner Liebsten und dieses giftspritzenden jungen Frettchens, wirkte stets wie ein gutmütiger alter Schluffen, aber Aelianus hatte offenbar kapiert, wie sehr ihr gemeinsamer Vater Helena liebte und verstand, daß ich es ebenfalls tat. Mochte der Senator unsere Beziehung auch noch so bedauern, er wußte, daß er sich damit abfinden mußte. Außerdem hatte ich die leise Vermutung, daß er sich auf sein Enkelkind ziemlich freute.
    »Jupiter, Sie müssen sich ja ins Fäustchen lachen, Falco!« Die Bitterkeit von Helenas Bruder war noch schlimmer, als ich gedacht hatte. »Sie sind aus dem Nichts aufgetaucht und haben sich die einzige Tochter einer Patrizierfamilie geschnappt …«
    »Blödsinn. Ihre Schwester war froh, den Käfig verlassen zu können. Sie hatte die Rettung bitter nötig. Helena Justina hatte ihre Pflicht getan und einen Senator geheiratet, aber was geschah? Pertinax war ein Schwein, ein Verräter, der sie vernachlässigte und mißhandelte. Ihr ging es so schlecht, daß sie sich scheiden ließ. Ist es das, was Sie wollen? Jetzt ist sie mit mir zusammen, und sie ist glücklich.«
    »Es ist ungesetzlich!«
    »Eine reine Formsache.«
    »Man könnte Sie beide des Ehebruchs anklagen.«
    »Wir betrachten uns als verheiratet.«
    »Versuchen Sie das mal dem Zensor zu erzählen.«
    »Das würde ich sofort tun. Doch niemand wird uns vor den Zensor bringen. Ihr Vater weiß, daß Helena ihre Wahl getroffen hat und mit einem Mann zusammenlebt, der sie anbetet. Es gibt keinen moralischen Einspruch, den der Senator geltend machen kann.«
    Auf der anderen Seite des Raumes schüttelte das Tanzmädchen mit den beschränkten Kenntnissen ihr hüftlanges Haar aus. Darin schien sie sehr gut zu sein. Ich merkte, daß sie unseren Streit beobachtet hatte. Das gab mir ein ungutes Gefühl.
    Um die Auseinandersetzung zu beenden, stand ich auf und wollte zu meiner eigenen Liege zurück. »Sagen Sie, Camillus Aelianus, was bringt Sie eigentlich in die ehrenwerte Gesellschaft baetischer Olivenölhersteller?«
    Der wütende junge Mann hatte sich soweit beruhigt, daß er prahlen konnte: »Freunde in

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