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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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der jungen Männer auf das Opfer eingeschlagen?«
    »Soviel ich weiß nicht. Und ganz bestimmt nicht Constans, da bin ich mir sicher.«
    Ich verschränkte die Finger, immer noch bemüht, ruhig zu klingen. »Danke, daß Sie es mir erzählt haben, Claudia. Ist das alles?«
    »Alles, was mein Bruder mir erzählt hat. Er war völlig hysterisch deswegen. Ich überredete ihn, mit Großvater zum Prokonsul zu gehen und alles zu gestehen – aber es gelang ihnen nicht, eine Audienz zu bekommen. Was soll ich jetzt machen?«
    »Nichts«, sagte ich. Ein Schritt nach dem anderen. Vielleicht würde ich sie später bitten, als Zeugin vor Gericht auszusagen, obwohl es schwierig war, eine Frau in den Zeugenstand zu rufen, vor allem eine von höherer Geburt. Ein Mann mußte für sie sprechen, was die Klärung eines Falles immer behinderte.
    Helena warf mir einen Blick zu. Sie hatte begriffen, daß ihr Plan, Claudia nach Rom zu holen, jetzt doppelt sinnvoll war. Wir könnten das Mädchen einladen, ohne den Großvater gegen uns aufzubringen, und dann Claudia vielleicht bitten, eine Aussage vor dem Untersuchungsrichter zu machen, auch wenn sie später nie vor Gericht erscheinen würde.
    »Habe ich das Richtige getan?«
    »Ja. Fahren Sie jetzt nach Hause, Claudia. Ich muß Quadratus verhören, aber ich werde ihm nicht sagen, woher ich meine Informationen habe. Sie brauchen auch Ihrem Großvater nichts davon zu sagen, daß Sie mit mir geredet haben, außer Sie wollen es.«
    »Dann ist alles in Ordnung!«
    Nichts war in Ordnung. Aber wir riefen nach ihrer Kutsche und ihrer bewaffneten Eskorte und schickten sie dann nach Hause.
     
    Verbrecher knöpft man sich typischerweise in der Morgendämmerung vor, obwohl ich das nie verstanden habe. Man geht dabei stets das Risiko ein, daß seine Türen verschlossen sind. Während man die Tür eintritt, wacht er schweißgebadet auf, merkt, was da passiert und hat sein Schwert parat, um es einem in den Leib zu rammen.
    Es war noch früh am Abend. Ich beschloß, mir Quadratus sofort vorzuknöpfen.
    Aelia Annaea blieb bei Helena zurück. Marius Optatus kam mit mir. Wir nahmen seine kräftigsten Sklaven mit, dazu Marmarides. Ich hängte mir mein Schwert um. Die anderen bewaffneten sich mit dem, was gerade zur Hand war, hauptsächlich Rechen und Knüppeln.
    Das Quinctius-Gut glich den meisten anderen, die ich besucht hatte. Obwohl der Besitzer im fernen Rom weilte, hatte er hier alles fest in der Hand: große Herden, die von möglichst wenigen Schäfern gehütet wurden, niedrige Getreidearten, die zwischen den Olivenbäumen wuchsen. Alles sah gut gepflegt aus. Leute, die wissen, wie man es zu Geld bringt, vernachlässigen ihr Land nicht. Und glauben Sie mir, da war eine Menge Land.
    Das Haus besaß Charme und Charakter. Dicke Wände, um es im Sommer kühl und im Winter behaglich zu haben. Mit Weinlaub bewachsene Pergolas, die zu Statuen von sittsamen Mädchen führten. Ein separat stehendes Badehaus. Eine Terrasse zum Freilufttraining. Das alles sprach von Wohlstand, allerdings dem einer aufrechten Landfamilie. Ausgedehnte, gemeinsam mit den Pächtern eingenommene Mittagessen. Mädchen mit geröteten Wangen und Jungen, die sich mit Pferden auskannten. Ein Leben mit allem, was das Land ringsumher zu bieten hatte, dazu ein alter irdener Krug mit selbstgekeltertem Wein, der stets zur Hand war.
    Erstaunlich. Sogar ihr verdammtes Haus log.
    Wir wiesen unsere Eskorte an, sich still zu verhalten und zu warten, aber wie hungrige Wölfe loszustürmen, wenn wir ihnen das Zeichen gaben. Es erwies sich jedoch als überflüssig, daß wir sie überhaupt mitgebracht hatten. Quadratus war nicht da. Er hatte meinen Rat beherzigt und seine Arbeit als Quästor aufgenommen. Am gleichen Tag, als er von uns auf sein Familiengut zurückgekehrt war, hatte er ein paar Notiztafeln eingepackt, eine Sänfte und ein Packmuli, einen persönlichen Leibsklaven, saubere Tuniken und eine Karte des Gebietes mitgenommen und dann seinen Dienstboten gesagt, er würde sich auf eine Überraschungstour zu den cordubanischen Minen begeben. Der Prokurator, dessen Aufgabe es war, sie zu überprüfen, und der das vermutlich mit absoluter Kompetenz tat, da er von Vespasian eingesetzt worden war, würde nicht allzu glücklich über diesen unangekündigten offiziellen Besuch sein. Genau so wenig wie ich, was das betrifft.
    Unser Auftauchen auf dem Gut war aber nicht ganz umsonst. Ich spürte, daß die Dienstbotenschaft mich beinahe erwartet hatte. Sie

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