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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Sie das.«
    Ich setzte mich auf einen Schemel zwischen die Reihen verschlossener Schriftrollenkästen, während der Sklave losging, um meine Angabe zu überprüfen. Fragen Sie mich nicht, woher ich wußte, daß die Kästen verschlossen waren.
    Bei seiner Rückkehr war sein Verhalten sogar noch pedantischer. Wahrscheinlich hatte man ihm gesagt, daß von mir nur Ärger zu erwarten war. Er schloß einen silbernen Kasten auf und nahm ein Dokument heraus. Ich konnte ihm nicht über die Schulter spähen, aber trotzdem sah ich die Schrift. Eine perfekte, neutrale kursive Schrift, die sich wahrscheinlich nicht geändert hatte, seit er kopieren gelernt hatte.
    Er las fünf Namen vor: »Annaeus Maximus, Licinius Rufius, Rufius Constans, Norbanus, Cyzacus.« Dann verbesserte er sich: »Nein, Rufius Constans war nicht bei dem Essen. Er ist der Enkelsohn von Licinius. Soviel ich weiß, war er mit dem Sohn meines Herrn ins Theater gegangen.« Das klang fast, als würde er etwas herbeten, das man ihm eingetrichtert hatte.
    »Wie alt sind die beiden Jungs?«
    »Quinctius Quadratus ist fünfundzwanzig. Der Junge aus Baetica sieht jünger aus.« Also noch ein Heranwachsender. Der jüngere Quinctius mußte gerade in den Senat gewählt worden sein, wenn er zum Quästor der Provinz ernannt worden war, wie sein Vater geprahlt hatte.
    »Ist der Senator ein strenger Vater? War er verärgert, daß sie ins Theater entwischt sind?«
    »Nicht im geringsten. Er unterstützt ihre Freundschaft und ihre Unabhängigkeit. Sie sind beide vielversprechende junge Männer.«
    Ich grinste. »Dieser hübsche Ausdruck kann auch bedeuten, daß sie versprechen, viel Ärger zu machen!« Der Sekretär sah mich mit kühlem Blick an. Eine Neigung zum Tratschen besaß er offenbar nicht. Ich fühlte mich wie eine Schnecke, die dabei erwischt wird, wie sie einen Ausflug über eine besonders fein zurecht gemachte Salatschüssel macht. »Die baetischen Besucher sind eine interessante Gruppe. Da haben wir einen Annaeus – vermutlich aus der gleichen cordubanischen Familie wie die berühmte Senecas?« Das hatte ich von Laeta aufgeschnappt. »Und wer sonst noch? Zwei Männer aus der Kaufmannschaft der Provinz? Was können Sie mir dazu sagen?«
    »Privatinformationen kann ich Ihnen keinesfalls geben!« rief er.
    »Ich will nicht wissen, wer mit der Flötistin schlief oder in welchem Stadium sich ihre Furunkel befinden! Warum waren sie willkommene Gäste eines römischen Senators?«
    Mit angewidertem Blick preßte der Sklave hervor: »Mein Herr ist eine sehr wichtige Person in Baetica. Die ersten beiden, die ich erwähnt habe, Annaeus und Licinius, besitzen ausgedehnte Ländereien bei Corduba.« Das mußte das bevorzugte Paar sein, das während des Essens zu beiden Seiten von Attractus gesessen hatte. »Die anderen beiden sind Geschäftsleute aus dem Süden, die im Transportwesen tätig sind, glaube ich.«
    »Norbanus und Cyzacus?« Die zwei, die sich mit gesenkten Köpfen unterhalten hatten. Angehörige einer niedrigeren Schicht – vielleicht sogar ehemalige Sklaven. »Sie sind Spediteure?«
    »Soweit ich weiß, ja«, quetschte der Sekretär hervor, als würde ich ihn einen Eid schwören lassen, daß er sich für einen äußerst übellaunigen Gott Folterqualen und gewaltiger Geldausgaben unterzieht.
    »Vielen Dank«, erwiderte ich mit schwerer Stimme.
    »Ist das alles?«
    »Ich muß diese Männer befragen. Sind sie hier untergebracht?«
    »Nein.«
    »Können Sie mir dann die Adresse ihrer Unterkunft in Rom geben?«
    »Sie waren hier untergebracht«, gab der vorsichtige Grieche widerstrebend zu. »Alle haben Rom heute in den frühen Morgenstunden verlassen.«
    Sanft hob ich die Augenbraue. »Wirklich? Wie lange waren sie denn hier?«
    »Nur ein paar Tage.« Der Sekretär bemühte sich nach Kräften, sein Unbehagen zu unterdrücken.
    »Wie lange genau?«
    »Etwa eine Woche.«
    »Nur eine Woche? Ist das nicht eine etwas plötzliche Abreise?«
    »Dazu kann ich nichts sagen.« Ich würde den Haushofmeister fragen müssen, um Genaueres über den ursprünglich geplanten Aufenthalt der Baeticaner zu erfahren – aber Privatermittler erhalten keinen Zugang zu den Domestiken im Hause eines Senators.
    »Ist es möglich, den Sohn des Senators zu befragen?«
    »Quinctius Quadratus ist ebenfalls nach Corduba abgereist.«
    »War das geplant?«
    »Selbstverständlich. Er tritt seinen neuen Posten in der Provinz an.«
    An der Abreise des frischgebackenen Quästors war nichts auszusetzen

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