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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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glitt sofort ein geschmeidiger Sklave herbei, um ihn wieder geradezurücken. Jedesmal, wenn der Senator drei Schritte gegangen war, mußten seine in Purpur eingefaßten Gewänder auf seinen breiten Schultern und fetten Armen wieder geordnet werden.
    War mir dieses Getue schon bei seinem Eintreten zuwider, erfaßte mich geradezu Ekel, als er zu reden begann. Der Senator hatte nur Herablassung und leeres Geschwätz zu bieten. Er war der Typ Mann, der sich gerne zurücklehnt, den Blick über den Kopf seines Gesprächspartners schweifen läßt und Schwachsinn von sich gibt. Attractus erinnerte mich an einen Anwalt, der gerade einen Fall verloren hat, auf das Forum hinaustritt und weiß, daß er sich irgendwie herausreden muß. Ich sagte, ich sei gekommen, um über das Essen der Ölhersteller zu sprechen – und er wirkte nicht überrascht.
    »Die Gesellschaft – oh, die ist nur eine Zusammenkunft von Freunden.«
    »Einige dieser Freunde hatten hinterher ziemlich häßliche Unglücksfälle, Senator.«
    »Wirklich? Nun, Anacrites wird für uns alle bürgen.«
    »Wohl kaum. Anacrites wurde schwer verletzt.«
    »Ach ja?« Einer seiner übereifrigen Kammerdiener hielt es für nötig, herbeizueilen und eine Franse am Ärmel der reich bestickten Tunika zu glätten.
    »Er wurde in der Nacht des Festbanketts angegriffen. Möglicherweise wird er es nicht überleben.«
    »Ich bin entsetzt.« Dabei überprüfte der Senator den Fall seiner Toga und sah aus, als hätte er gerade von einem unbedeutenden Geplänkel irgendwelcher Bewohner ferner Gegenden gehört. Dann merkte er, daß ich ihn beobachtete, verzog die fleischigen Wangen und gab eine der Situation angemessene senatorische Platitüde von sich: »Schrecklich. Ein guter Mann.«
    Ich schluckte es und versuchte, den aalglatten Senator irgendwie festzunageln: »Wußten Sie, daß es sich bei Anacrites um den Oberspion handelte?«
    »Aber gewiß. Selbstverständlich. Man kann einen Mann wie ihn nicht bei privaten Anlässen dulden, ohne daß allen bekannt ist, welche Stellung er hat. Die Männer wären sonst verunsichert, würden nicht wissen, wann sie frei reden können. Unhaltbarer Zustand.«
    »Ach? Dann wird wohl in der Gesellschaft baetischer Olivenölhersteller oft über heikle Themen gesprochen?« Er war starr über meine Unverschämtheit. Ich war noch nicht fertig: »Wollen Sie damit sagen, daß der Leiter des Geheimdienstes offen eingeladen wurde, um ihn zu bestechen? Ich würde darauf wetten, daß Sie Anacrites Zutritt verschafft haben, ohne ihm den kleinsten Obolus abzuverlangen!« Ein nettes Leben für einen geselligen Spion.
    »Wie offiziell ist diese Befragung?« wollte Attractus plötzlich wissen. Ich kannte diese Sorte. Er hatte angenommen, sein Rang würde ihm Immunität verschaffen. Jetzt stellte ich ungebührliche Fragen, und er wollte es einfach nicht fassen. »Sie sagen, Sie seien vom Palast – haben Sie so etwas wie eine Legitimation?«
    »Die brauche ich nicht. Mein Auftrag wurde mir von höchster Stelle erteilt. Vernünftige Leute sollten zur Zusammenarbeit bereit sein.«
    Genauso plötzlich änderte er sein Verhalten wieder: »Dann fragen Sie!« dröhnte er und glaubte immer noch nicht, daß ich es wagen würde.
    »Vielen Dank.« Ich hielt mich im Zaum. »Senator, bei der letzten Versammlung der Gesellschaft der Olivenölhersteller von Baetica speisten Sie in einem Privatraum mit einer gemischten Gruppe, einschließlich mehrerer Baeticaner. Ich muß die Identität Ihrer Besucher feststellen.« Unsere Blicke trafen sich. »Um sie als Täter ausschließen zu können.«
    Die alte Lüge erwies sich, wie gewöhnlich, als ausreichend. »Geschäftsfreunde«, meinte er obenhin. »Wenden Sie sich an meinen Sekretär, falls Sie die Namen brauchen.«
    »Danke. Die Namen habe ich. Wir wurden einander vorgestellt«, erinnerte ich ihn. »Ich muß mehr über sie wissen.«
    »Selbstverständlich kann ich mich für sie verbürgen.« Noch mehr Verbürgerei! Ich war an die Einstellung gewöhnt, daß eine noch so oberflächliche Handelsbeziehung komplette Blutsbrüderschaft nach sich zog. Was davon zu halten war, wußte ich.
    »Sie waren an jenem Abend Ihre Gäste. Gab es einen speziellen Grund, ausgerechnet diese Männer an ausgerechnet diesem Abend zu bewirten?«
    »Nur allgemeine Gastfreundschaft. Es ist angebracht«, meinte Quinctiussarkastisch, »daß wichtige Männer aus Baetica, die zu Besuch nach Rom kommen, angemessen willkommen geheißen werden.«
    »Sie haben starke

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