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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Trotzdem schien es klug, Komplimente zu machen.
    »Jemand muß ja dafür sorgen, daß meine Tochter zu essen bekommt.« Eine gewisse Sorte Frauen wählt immer Selbstgerechtigkeit als Beleidigung.
    »Quatsch!« warf Helena ein. Es war vielleicht unklug, einen Ausdruck zu wählen, den sie so eindeutig von mir aufgeschnappt hatte. »Mit Soße!« fügte sie hinzu – eine Ausschmückung, die von ihr stammte.
    »Ich glaube nicht, daß ich diesen Ausdruck kenne, Helena.«
    »Den Quatsch hat sie von mir«, gab ich zu. »Für die Soße übernehme ich keine Verantwortung.« Zu Helena gewandt, sagte ich: »Wenn das Gerücht umgeht, daß ich dich verhungern lasse, werde ich dir auf dem Heimweg ein Schweinsrissole kaufen und darauf bestehen, daß du es in der Öffentlichkeit ißt.«
    »Auch das ist Quatsch. Du läßt mich nie etwas Skandalöses tun.«
    »Bleibt bitte ernst!« schimpfte ihre Mutter. Nach einem Tag harter Arbeit war ich zu müde für Höflichkeiten, und Julia Justa, die meine Mattigkeit spürte, nutzte sie sofort aus. Als sie zum ersten Mal davon hörte, daß sich bei uns Nachwuchs ankündigte, war ihre Reaktion zurückhaltend gewesen, aber seitdem hatte sie sechs Monate Zeit gehabt, um darüber zu brüten. Heute abend war sie offenbar entschlossen, uns die volle Lektion zu erteilen. »Ich meine nur, es gibt Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, da es so aussieht, als ob Helena das Kind tatsächlich austrägt. Dieses Mal«, fügte sie unnötigerweise hinzu, als sei die damalige Fehlgeburt Helenas Fehler gewesen. »Ich hatte gehofft, dich noch vorher verheiratet zu sehen, Helena.«
    »Wir sind verheiratet«, sagte Helena trotzig.
    »Sei doch vernünftig.«
    »Die Ehe ist eine Vereinbarung zwischen zwei Menschen, die zusammenleben. Marcus und ich haben uns die Hände gereicht, und damit war die Sache besiegelt.«
    »Es läßt sich ja wohl nicht übersehen, daß ihr nicht bloß Händchen gehalten habt …« Julia Justa wandte sich an mich, tat so, als hielte sie mich für vernünftiger: »Marcus, hilf mir!«
    »Es stimmt«, sinnierte ich. »Wenn ich vor den Zensor treten müßte und gefragt würde ›Didius Falco, leben Sie nach bestem Wissen und Gewissen und aus eigenem Antrieb im rechtsgültigen Stand der Ehe?‹ dann würde ich tapfer antworten ›ja, Herr!‹ «
    Der Senator lächelte und murmelte vor sich hin: » Nach bestem Wissen und Gewissen, das gefällt mir!« Seine Frau nahm es eher kühl auf, als vermutete sie dahinter einen versteckten Seitenhieb.
    »Formalitäten sind unnötig«, sagte Helena gereizt. »Wir brauchen kein Auguralopfer, weil wir auch so wissen, daß wir glücklich sein werden.« Das klang mehr wie eine Drohung als ein Versprechen. »Und wir brauchen keinen schriftlichen Vertrag, in dem festgelegt wird, wie unsere Besitztümer bei einer Trennung geteilt werden, weil wir uns nie trennen werden.« In Wirklichkeit brauchten wir keinen Vertrag, weil es keine Besitztümer gab. Helena besaß Geld, aber ich weigerte mich, es anzurühren. Ich hatte nichts, was uns eine Menge Ärger ersparte. »Sei doch dankbar, daß wir Papa die Kosten für eine Feier und die Last einer Mitgift ersparen. Es wird schon schwer genug sein, meine beiden Brüder in den Senat zu bringen …«
    »Ich bezweifle, daß es dazu kommt«, erwiderte ihre Mutter bitter. Sie enthielt sich jeden weiteren Kommentars, obwohl sie zweifellos uns die Schuld daran gab: wir hatten die Familie in Mißkredit gebracht.
    »Laßt uns doch Freunde sein«, sagte ich ruhig. »Ich werde mein Bestes tun, die Rangleiter aufzusteigen, und wenn ich dann ein ehrbarer Ritter bin, in meinem Landgut in Latium die Bohnen zähle und meine Steuer frisiere wie alle ehrbaren Leute, werden wir uns alle fragen, warum wir uns mal so aufgeregt haben.«
    Helenas Vater schwieg dazu. Er wußte, daß seine Tochter inzwischen nicht mehr das Hauptproblem war. Es waren seine Söhne, die er im Auge behalten mußte. Wenn man nicht mit äußerstem Fingerspitzengefühl vorging, würde sich Justinus vermutlich mit einer Schauspielerin einlassen (absolut gesetzwidrig für den Sohn eines Senators), während meine momentanen Ermittlungen darauf hinwiesen, daß Aelianus in eine Intrige verwickelt war, die sowohl gefährlich als auch politisch verheerend sein konnte. Er hatte seinem Vater nichts davon erzählt – bereits ein schlechtes Omen.
    Zum Glück kam in diesem Moment ein Sklave mit der Nachricht, daß Aelianus nach Hause gekommen sei. Das ermöglichte es

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