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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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persönliche Verbindungen zu dieser Provinz?«
    »Ich besitze dort Land. Außerdem eine Reihe von Beteiligungen. Mein Sohn ist zudem gerade zum Quästor der Provinz ernannt worden.«
    »Eine große Ehre, Senator. Sie müssen stolz auf ihn sein.« Das Kompliment war nicht ernst gemeint, und er machte sich nicht die Mühe, darauf einzugehen. »Sie haben es also in die Hand genommen, die Geschäftsinteressen der baetischen Provinz in Rom zu unterstützen? Sie sind ein proxenos. « Dieser praktische griechische Ausdruck mochte zwar gewisse Leute beeindrucken, aber nicht Attractus. Ich bezog mich damit auf die Praxis aller überseeischen Händler, die ihre Interessen auf fremdem Boden durch einen einflußreichen Ortsansässigen vertreten lassen – einen Ortsansässigen, der nach guter alter griechischer Tradition Schmiergelder erwartet.
    »Man tut, was man kann.« Ich fragte mich, welche Form das wohl annahm. Fragte mich ebenfalls, was von den Baeticanern als Gegenleistung erwartet wurde. Einfache Geschenke wie die reichen Produkte ihres Landes – oder etwas Komplexeres? Bargeld vielleicht?
    »Sehr löblich, Senator. Doch zurück zu dem Essen. Anacrites war ebenfalls anwesend. Und noch ein paar andere, einschließlich meiner selbst.«
    »Mag schon sein. Es gab noch freie Liegen. Ich hatte vorgehabt, meinen Sohn und einen seiner Freunde mitzunehmen, aber diese Art Veranstaltungen sind zu steif für die Jugend, daher waren sie entschuldigt.«
    »Einer Ihrer Gäste war Camillus Aelianus, der Sohn von Vespasians Freund Verus.«
    »Ja, in der Tat. Gerade zurück aus Corduba. Aufrechter Junge, weiß, was er will.« Quinctius war genau die Sorte Mann, den aufgeblasenen jungen Heuchler gutzuheißen.
    »Vielleicht erinnern Sie sich noch an einen anderen Mann. Ich muß feststellen, was er dort tat. Er saß auf der rechten Schlußliege, gegenüber von Anacrites – ruhiger Bursche, sprach kaum. Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe ihn noch nicht mal bemerkt.« Seine dreißig Jahre in der Politik machten es mir unmöglich, zu erkennen, ob Quinctius Attractus die Wahrheit sprach. (Und nach dreißig Jahren in der Politik tat er das höchstwahrscheinlich nicht.) »Von welcher Bedeutung ist er?«
    »Jetzt von keiner mehr. Der Mann ist tot.« Falls Attractus irgendwas mit der Ermordung von Valentinus zu tun hatte, verriet er sich mit keiner Miene. »Und dürfte ich Sie dann noch fragen, ob Sie die Leute kannten, die das Unterhaltungsprogramm bestritten? Ich meine die Tänzerin und ihre zwei libysch aussehenden Begleiter – ich glaube, Sie haben ihr Honorar bezahlt. Kannten Sie sie persönlich?«
    »Gewiß nicht! Ich pflege keinen Umgang mit Flittchen und Lyraspielern.«
    Ich lächelte. »Ich wollte nur wissen, haben Sie sie speziell für dieses Essen engagiert, Senator?«
    »Nein«, sagte er immer noch verächtlich. »Dafür gibt es entsprechende Leute. Ich zahle für die Musiker; ich muß nicht wissen, woher sie kommen.«
    »Oder ihre Namen kennen?«
    Er schnaubte nur. Ich dankte ihm für seine Geduld. Er spielte sich immer noch als bedeutender Statthalter Baeticas auf und bat mich, ihm über die weiteren Entwicklungen zu berichten. Ich versprach, ihn auf dem laufenden zu halten, obwohl ich es keineswegs vorhatte. Dann, da er mich ja dazu aufgefordert hatte, machte ich mich auf die Suche nach seinem Sekretär.
     
    Die Korrespondenz und die Bücher wurden im Haus von Quinctius Attractus von einem der typischen griechischen Schreiber geführt, dessen Tunika fast so ordentlich und gepflegt war wie die seines Herren. In einem sauberen kleinen Büro hielt er minutiös die Einzelheiten aus dem Leben des Senators fest. Ein Zyniker hätte sich vielleicht gefragt, ob der Senator befürchtete, eines Tages zur Rechenschaft gezogen zu werden. Falls dem so war, mußte er allerdings sehr besorgt sein. Jedes Tribunal, das über Quinctius ermittelte, würde unter der Last der schriftlichen Beweise zusammenbrechen.
    »Mein Name ist Falco.« Der Schreiber machte keine Anstalten, ihn zu notieren, aber er sah so aus, als würde er mich später unter »Besucher, uneingeladen. Kategorie dubios« auflisten. »Ich stelle Nachforschungen über die Gäste des Senators beim letzten Festessen für die öligen Baeticaner an.«
    »Meinen Sie die Gesellschaft der Olivenölhersteller?« korrigierte er mich humorlos. »Darüber habe ich sicherlich Aufzeichnungen.«
    »Seine Ehren sagt, Sie würden sie mir zeigen.«
    »Das muß ich mir erst bestätigen lassen.«
    »Dann tun

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