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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Bruder wegen seiner Jugend nicht zählte), aber er hatte dabei sicherlich kaum mit den Frauen zu tun gehabt. »Ich bin ziemlich krank gewesen«, äußerte er widerstrebend.
    »Oh, das wußte ich nicht! Es tut mir so leid – war das der Grund, warum Sie ein neues Gut finden mußten? Sie hatten schon vorher hier in der Gegend Landwirtschaft betrieben, nicht wahr?«
    »Lassen Sie sich nicht ausquetschen, wenn Sie nicht wollen«, grinste ich und goß ihm noch etwas Wein nach.
    Er prostete mir mit seinem Becher zu und sagte nichts.
    »Ich mache nur höfliche Konversation, Marcus«, protestierte Helena milde. Optatus konnte nicht wissen, daß sie ein Mädchen war, das sich nie mit müßiger Plauderei aufhielt. »Ich bin weit weg von Zuhause, und in meinem Zustand muß ich Freundschaften so schnell wie möglich schließen!«
    »Haben Sie vor, das Baby hier zu bekommen?« fragte Optatus etwas argwöhnisch. Er überlegte vermutlich, ob man uns ins Ausland geschickt hatte, damit das Kind heimlich zur Welt kam und unsere Schande verborgen blieb.
    »Keinesfalls«, gab ich zurück. »Im Haus der Camilli wartet ein Heer ältlicher Kinderfrauen besorgt auf unsere Rückkehr nach Rom – ganz zu schweigen von der boshaften, aber äußerst billigen alten Hexe, die mich einst entbunden hat. Und noch ungeduldiger wartet die ungemein vornehme Hebamme, in die Helenas Mutter ihr Vertrauen setzt, außerdem meine jüngere Schwester, ferner Helenas Cousine bei den Vestalinnen und eine Horde lästiger, sich dauernd einmischender Nachbarn. Wenn wir den Geburtsstuhl nicht benutzen, der Helenas edler Mama geholfen hat, Helena und ihre Brüder zur Welt zu bringen, gibt es einen gesellschaftlichen Skandal. Das gute Stück ist extra vom Landsitz der Camilli nach Rom geschafft worden …«
    »Aber Sie können sich denken, daß ein großer Teil der Leute uns mißbilligt«, warf Helena leise in meine Satire ein.
    »Wie wahr«, sagte ich. »Worauf ich nur erwidern kann, daß mir immer mehr Leute in Rom mißfallen … Optatus, falls Sie sich das fragen, Sie sollten Helena Justina als die edle Tochter Ihres illustren Pachtherrn behandeln, auch wenn Sie vielleicht bald die Götter anflehen werden, daß ich sie noch vor der Geburt von hier wegbringe. Mich können Sie behandeln wie Sie wollen. Ich bin in dringenden offiziellen Amtsgeschäften hier, und Helena war so energiegeladen, daß ich sie nicht allein zurücklassen konnte.«
    »Offizielle Amtsgeschäfte!« Optatus hatte seinen Sinn für Humor gefunden. »Sie meinen, mein neuer Pachtherr Camillus Verus hat Sie nicht etwa eilends hierher geschickt, damit Sie herausfinden, ob sein jugendlicher Sohn keinen Fehler beging, als er den Pachtvertrag mit mir abschloß? Ich hatte vor, im Morgengrauen hinauszueilen, um sicherzugehen, daß die Kohlköpfe in Reih und Glied stehen.«
    »Aelianus war davon überzeugt, daß Sie etwas von Landwirtschaft verstehen«, sagte Helena.
    »Er sagte, Sie hätten ihn darauf hingewiesen, daß sein Vater betrogen wurde«, bekräftigte ich.
    Ein Schatten huschte über das Gesicht des Pächters. »Camillus Verus verlor eine Menge vom Gewinn seiner Olivenbäume.«
    »Wie konnte das geschehen?«
    Optatus’ Gesicht verdunkelte sich noch mehr. »Auf verschiedene Weise. Die Maultiertreiber, die die Häute mit dem Öl zum Baetis bringen, bestahlen ihn ganz offen; sie mußten überwacht werden. Und auch die Flußschiffer verrechneten sich beim Verstauen seiner Amphoren – obwohl sie das bei jedem versuchen. Am schlimmsten aber war die Lüge über den Ertrag seiner Olivenbäume.«
    »Wer hat da gelogen?«
    »Die Männer, die seine Oliven gepreßt haben.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Ich kenne sie. Sie arbeiten auf dem Landgut meines ehemaligen Pachtherrn. Camillus Verus besitzt keine eigene Ölmühle. Die Mahlsteine sind sehr teuer, und angesichts der recht geringen Anzahl seiner Bäume lohnt sich diese Ausgabe nicht. Dazu schließt man besser einen Vertrag mit einem Nachbarn ab. Die Familie meines ehemaligen Pachtherrn pflegte dies zu freundschaftlichen Bedingungen zu tun – aber als Ihr Vater diesen Besitz hier kaufte, wurden die guten Beziehungen fallengelassen.«
    Ich pfiff leise. »Und wie sollte Camillus, Tausende Meilen entfernt in Rom, je erfahren, daß man ihn irregeführt hatte? Es nützte auch nichts, Aelianus herzuschicken. Der Junge ist viel zu unerfahren, um sowas zu bemerken.«
    Optatus nickte. »Aber ich fand es heraus. Mein Vater und ich hatten stets

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