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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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da sein. Das Gut liegt etwas abseits vom Fluß im Olivenanbaugebiet, obwohl ich befürchte, daß das Ganze mal wieder ein typisches Meisterstück meines lieben Papas ist. Er hat das Gut über einen Makler gekauft, der ihm ein Stück Land mit nur sehr wenigen Olivenbäumen angedreht hat.«
    »Also eine Niete?«
    »Na ja, es gibt Mandeln und Korn.« Mandeln und Korn würden die Camilli nicht zu schwerreichen Handelsmagnaten machen.
    Ich bemühte mich, keinerlei Verachtung für die Geschäftstüchtigkeit ihres edlen Vaters zu zeigen; Helena hing sehr an ihm. »Man sagt, spanisches Korn sei neben dem afrikanischen und italienischen das beste im Reich. Und welche Probleme gibt es sonst noch mit diesem landwirtschaftlichen Juwel, das dein Vater da erworben hat? Er sagte, du würdest mir von einer Sache erzählen, um die ich mich kümmern soll.«
    »Papa ist beim Pressen des Olivenöls betrogen worden. Das war der Grund, warum Aelianus einen Pächter eingesetzt hat. Unsere Aufseher taugten nichts. Jetzt erhält Papa eine festgesetzte Pacht, während der Pächter selbst dafür verantwortlich ist, ob er Gewinn macht oder nicht.«
    »Ich hoffe, wir müssen uns das Haus nicht mit einem der Freunde deines Bruders teilen!«
    »Nein, nein. Der Pächter hat anscheinend harte Zeiten durchgemacht und brauchte einen neuen Hof. Aelianus war überzeugt, daß er ehrlich ist. Ich nehme nicht an, daß er sich mit ihm angefreundet hat. Kannst du dir meinen Bruder vorstellen, wie er zusammen mit einem Bauern trinkt?«
    »Vielleicht hat er seine Hochnäsigkeit in der Provinz etwas abgelegt.«
    Helena machte ein skeptisches Gesicht. »Also, ich weiß nur, daß dieser Mann – dessen Name Marius Optatus ist – von sich aus darauf hingewiesen hat, daß Papa betrogen wurde. Offenbar hat Aelianus zuerst nicht darauf gehört, war aber dann vernünftig genug, die Sache zu überprüfen, und da stellte er fest, daß der Mann recht hatte. Vergiß nicht, mein Vater hatte ihm die Aufgabe anvertraut, für einen reibungslosen Ablauf auf dem Landgut zu sorgen. Es war das erste Mal, daß Aelianus eine derartige Verantwortung trug, und was immer du von ihm hältst, er wollte es gut machen.«
    »Ich bin nach wie vor überrascht, daß er überhaupt zugehört hat.«
    »Vielleicht hat er sich selbst überrascht.«
    Ein ehrlicher Pächter klang unwahrscheinlich, aber ich wollte es gerne glauben. Wenn ich Camillus Verus berichten konnte, daß sein Sohn einen anständigen Mann für die Arbeit auf dem Landgut eingesetzt hatte, war mir das nur recht. Erwies sich der Pächter aber als schlecht, hatte ich mich bereit erklärt, die Dinge in Ordnung zu bringen – noch etwas, was meine sowieso schon knappe Zeit in Anspruch nehmen würde.
    Ich bin kein Experte im Führen eines Landgutes, obwohl ich teilweise in einer Handelsgärtnerei aufgewachsen bin und daher grobe Fehler bestimmt erkennen konnte. Mehr erwartete Helenas Vater auch nicht. Abwesende Eigner erwarten nicht, aus fernen Besitzungen großen Gewinn zu ziehen. Der Luxus der Reichen stammt von ihren Gütern auf dem italienischen Festland, die sie einmal im Jahr persönlich besuchen können.
    Helena wirkte nachdenklich. »Marcus, glaubst du, was Aelianus dir erzählt hat?«
    »Über das Gut?«
    »Nein, über den Brief, den er mit zurückgebracht hat.«
    »Es sah so aus, als hätte er alles rausgerückt. Als ich ihm sagte, was mit dem Oberspion und seinem Agenten passiert war, schien dein Bruder zu kapieren, daß er tief in Schwierigkeiten steckt.« Vor unserer Abreise aus Rom hatte ich versucht, den Brief zu finden, aber Anacrites’ Papiere waren in fürchterlicher Unordnung. Den Brief mit eigenen Augen zu sehen wäre eine Beruhigung gewesen, und selbst wenn Aelianus mir die Wahrheit gesagt hatte, hätte ich vielleicht noch weitere Einzelheiten erfahren. Laeta hatte seine Angestellten ebenfalls erfolglos danach suchen lassen. Das mochte nichts weiter bedeuten, als daß Anacrites sich ein kompliziertes Ablagesystem ausgedacht hatte – obwohl ich bei meinen Besuchen in seinem Büro stets den Eindruck gehabt hatte, es bestehe darin, Schriftrollen wahllos über den Boden zu verteilen.
    Die Straße war wieder holperig geworden. Helena sagte nichts, während die Kutsche über das unebene Pflaster rumpelte. Die nordwärts führende Landstraße nach Corduba war nicht eben ein Paradestück an Ingenieurkunst, kein im Namen eines großmächtigen Herrschers erbautes Meisterwerk, das Jahrtausende halten sollte. Für diese

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