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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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auf, erwarten ein heißes Bad, ein komplettes Festmahl und saubere Schlafräume, in denen die Bettdecken für sie und ihre vierzig mitreisenden Freunde bereits zurückgeschlagen sind. Und dann haben sie nichts besseres zu tun als feinsinnige literarische Briefe voll satirischer Klagen über das Landleben zu veröffentlichen.
    Wir hatten niemanden, den wir als Boten vorausschicken konnten, und wir waren die Gasthöfe leid, also fuhren wir weiter und trafen unangekündigt am späten Nachmittag ein. Unser Auftauchen rief keine sichtbare Panik hervor. Damit hatte der neue Pächter die erste Prüfung bestanden. Marius Optatus hieß uns nicht direkt mit frischen Rosen in blauen Glasvasen willkommen, aber er führte uns in den Garten und ließ einen ganz anständigen Krug Saft kommen, während er neugierigen Dienstboten befahl, unsere Zimmer herzurichten. Nux trabte ihnen auf der Suche nach einem gemütlichen Bett hinterher.
    »Mein Name ist Falco. Sie haben Aelianus vielleicht schon über mich herziehen hören.«
    »Willkommen in Baetica«, erwiderte er und ließ sich nicht anmerken, ob und was er über mich gehört hatte.
    Ich stellte ihm Helena vor, dann setzten wir uns alle höflich und mühten uns zu überspielen, daß wir Menschen waren, die nichts gemein hatten, uns aber für die nächste Zeit wohl oder übel miteinander abfinden mußten.
    Helenas Vater hatte sich ein im traditionellen Stil erbautes baetisches Bauernhaus gekauft, das nahe der Straße lag. Die Grundmauern bestanden aus Lehmziegeln, die Wände darüber aus Holz. Drinnen gab es einen langen Flur mit nach vorne gelegenen Empfangsräumen und anschließenden privateren Unterkünften. Der Pächter bewohnte die Räume auf der einen Seite des Flures, mit Blick über das Gut. Die zum Garten gelegenen Zimmer auf der anderen Seite des Flures waren für die Camilli gedacht, falls sie je zu Besuch kamen. Dieser Teil war unberührt. Entweder war der Pächter wirklich sehr gewissenhaft, oder man hatte ihm eine Warnung zukommen lassen, daß Besuch zu erwarten war.
    »Sie sind außerordentlich zuvorkommend!« Meine Lebensgeister erwachten wieder, nachdem ich gehört hatte, daß die Annehmlichkeiten auch ein kleines, aber funktionierendes Badehaus mit einschlossen, etwas abseits vom Haupthaus. »Nachdem der junge Aelianus erst kürzlich abgereist ist, haben Sie doch bestimmt erwartet, die nächsten zwanzig Jahre vor weiteren Inspektionen sicher zu sein.«
    Optatus lächelte. Für einen Spanier war er groß, sehr dünn, ziemlich bleich und hatte ein etwas verkniffenes Gesicht mit leuchtenden Augen. Unter der üblichen balearischen Mischung lockiger Iberier und zotteliger Kelten, die alle stämmig und klein waren, ragte er heraus wie eine Distel im Stoppelfeld. Er mochte ein paar Jahre älter sein als ich, gestanden genug, sich Respekt bei seinen Arbeitskräften zu verschaffen und doch nicht zu alt, noch Hoffnungen im Leben zu haben. Ein Mann weniger Worte. Schweigsame Männer können entweder Störfaktoren bei fröhlichen Festen sein – oder gefährliche Individuen. Noch bevor wir unser Gepäck hineingetragen hatten, spürte ich, daß es etwas an ihm gab, dem ich auf den Grund gehen mußte.
     
    Das einfache Abendessen bestand aus gesalzenem Thunfisch und Gemüse, in alter Familientradition gemeinsam eingenommen mit den Haussklaven und unserem Fahrer Marmarides. Wir alle aßen in der langen, niedrigen Küche an der Rückseite des Hauses. Dazu gab es Wein aus der Region, der ganz passabel schmeckte, wenn man müde war und genug Wasser hinzufügte, damit die alte Frau, die das Essen zubereitete, und der Lampenjunge (die uns beide unverwandt anstarrten) einen für halbwegs anständig hielten. Aber danach schlug Helena vor, ich solle Optatus zu einem Glas erleseneren Kampaniaweins einladen, den ich mitgebracht hatte. Sie selbst wollte keinen Wein, setzte sich aber zu uns. Und während ich, mit meinem feinen Gespür für Ritterlichkeit ein belangloses Geplauder begann, erholte sich Helena so weit von ihrer Erschöpfung, daß sie den Pächter ihres Vaters auszufragen begann.
    »Mein Bruder Aelianus sagt, wir hätten großes Glück gehabt, Sie als Pächter für das Gut zu finden.« Marius Optatus schenkte uns sein reserviertes Lächeln. »Er erwähnte etwas davon, daß Sie Pech gehabt hatten – ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich Sie danach frage?« fügte sie unschuldig hinzu.
    Optatus war vermutlich schon Leuten von senatorischem Rang begegnet (wobei Helenas

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