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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als wir die Straße erreichten, wichen wir Akolythen mit Weihrauchgefäßen aus, die sich für die Opferung sammelten.
    »Das ist aber ein flotter neuer hexagonaler Portikus, den sie da für den Kaiserkult bauen wollen!«
    »Wenn du mit Architekturbegriffen um dich wirfst, weiß ich, daß du in Schwierigkeiten bist«, sagte sie.
    »Ich bin nicht in Schwierigkeiten – aber jemand anderes wird es bald sein.«
    Helena warf mir einen skeptischen Blick zu und machte dann ein paar trockene Bemerkungen über die Modellierart der Säulenkapitelle des zukünftigen Tempels. Ich sagte, ich wüßte gerne, wer für dieses prächtige Monument zahlen würde. Wahrscheinlich die Bürger von Rom, mittels exorbitant teuren Olivenöls.
    Nachdem wir uns einen Platz auf der Piazza gesucht hatten, erzählte ich Helena alles, was ich heute erfahren hatte. Dann betrachteten wir das Geschehen um uns herum. Corduba ist auf ansteigendem Gelände erbaut und besteht im älteren Teil aus einem Labyrinth schmaler Gassen, die vom Fluß heraufführen, mit eng zusammengebauten Häusern, um die Sonnenhitze abzuhalten. Durch diese Gassen gelangte man schließlich zu den öffentlichen Gebäuden weiter oben am Hügel, wo wir uns jetzt befanden. Helena hatte das kleine Forum bestimmt in allen Einzelheiten erkundet, während sie auf mich wartete, aber das festliche Gepränge belebte sie wieder. »Der Prokonsul hat dir also gestattet, deine Ermittlungen auf seinem Gebiet durchzuführen. Und du suchst, ohne viel Hoffnung, nach einer Tänzerin, die Menschen umbringt …«
    »Ja, aber ich denke, jemand hat sie dafür angeheuert.«
    »Und als Fädenzieher verdächtigst du die Baeticaner, die du bei dem Essen gesehen hast: Annaeus, Licinius, Cyzacus und Norbanus. Optatus hat uns erzählt, daß Quinctius Attractus sich auch bei anderen Leuten angebiedert hat.«
    »Das mußte er. Preisabsprachen funktionieren nur, wenn sich alle Produzenten zusammenschließen.«
    »Aber diejenigen, die in Rom waren, als Valentinus ermordet wurde, hältst du für die Verdächtigen, auf die du dich konzentrieren mußt.«
    »Es könnte einfach ihr Pech sein, daß sie in einen Mord verwickelt wurden. Doch es stimmt, hinter denen bin ich her.«
    Helena bedachte immer jede Möglichkeit: »Du schließt offenbar aus, daß die Tänzerin und ihre Komplizen gewöhnliche Diebe sein könnten, deren Methode es ist, sich die Gäste bei Festen genau anzusehen und dann die Reichen auszurauben, wenn sie betrunken nach Hause schwanken?«
    »Sie haben sich nicht die Reichen ausgesucht, Herzchen. Sie haben den Oberspion und seinen Agenten überfallen.«
    »Du bist also definitiv davon überzeugt, daß die Überfälle mit den Vorgängen in Baetica verknüpft sind?«
    »Ta, und wenn ich beweisen kann, daß die Besucher aus Baetica in die Überfälle verwickelt waren, wird nicht nur Valentinus Gerechtigkeit widerfahren, sondern auch die ganze Verschwörung auffliegen.«
    Helena grinste. »Wie schade, daß du nicht mit dem allseits bewunderten Cornelius sprechen kannst. Wer, meinst du, hat wohl dafür gezahlt, daß er die ›Gelegenheit‹ bekommt, die Welt zu sehen, bevor er sich endgültig niederläßt?«
    »Ein schwerreicher Großvater, nehme ich an. Typen mit solchen Posten haben die immer.«
    »Der Prokonsul klingt sehr mißtrauisch gegenüber dem neuen Amtsinhaber. Das ist doch seltsam, oder? Der Junge hat ja noch nicht mal angefangen.«
    »Was bestätigt, daß sein Vater einen schlechten Ruf in Baetica genießt.«
    »Der Prokonsul ist natürlich zu taktvoll, Attractus zu belasten …«
    »Genau! Aber es war spürbar, daß er den Mann nicht leiden kann – oder zumindest die Art von Aufdringlichkeit, für die Attractus steht.«
    »Da Attractus selbst nicht hier ist, Marcus, könntest du gezwungen sein, einen Blick auf seinen Sohn zu werfen. Hast du deine Jagdspeere dabei?«
    »Jupiter, nein!« Allerdings hatte ich aus Sicherheitsgründen mein Schwert mitgebracht. »Gäbe man mir die Gelegenheit, zusammen mit meinem alten Freund Petronius Wölfe auf einer wilden Halbinsel zu jagen, würde ich sie sofort ergreifen – aber der Quästor ist garantiert auf einen Jagdausflug für reiche Idioten gegangen. Wenn es eines gibt, was ich nicht ausstehen kann, ist das, eine Woche im Wald mit einer Gruppe lärmender Vollidioten zu kampieren, deren Vorstellung von Vergnügen darin gipfelt, Wurfspieße in wilde Tiere zu stecken, die dreißig Sklaven und ein Rudel bösartiger

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