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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Schriftrolle verschlossen wurde. Diebstahl bedeutete, daß jemand mit Zugang zu offiziellen Kreisen von meinem Kommen wußte, den Grund dafür kannte und die Beweise vernichtet hatte.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, daß es der neue Quästor gewesen war. Das schien mir zu durchsichtig. »Als Quinctius Quadratus hier war, haben Sie ihn da allein im Büro gelassen?«
    »Er hat nur kurz hereingeschaut und verschwand dann, um dem Statthalter seine Aufwartung zu machen.«
    »Hat sonst noch jemand Zugang?«
    »Es gibt Wachen. Wenn ich das Büro verlasse, verschließe ich die Tür.« Ein entschlossener Dieb würde trotzdem einen Weg hinein finden. Dazu war nicht mal ein Profi nötig. In Palästen wimmelt es immer von Leuten, die so aussehen, als hätten sie das Recht, dort zu sein, ob es nun stimmt oder nicht.
    Nachdem ich den Schreiber beruhigt hatte, sagte ich leise: »Die Antworten, die ich brauche, sind Ihrem vorherigen Quästor Cornelius bekannt. Kann man ihn erreichen? Hat er Baetica verlassen?«
    »Seine Amtszeit ist beendet. Er kehrt nach Rom zurück – aber vorher geht er noch auf Reisen. Er ist bereits in Richtung Osten aufgebrochen. Ein Wohltäter hat ihm die Möglichkeit geboten, die Welt zu sehen, bevor er sich endgültig niederläßt.«
    »Das könnte einige Zeit dauern! Tja, da unser Vergnügungsreisender nicht erreichbar ist, können Sie mir dann sagen, an was Sie sich aus den verschwundenen Schriftrollen erinnern?«
    »In der Anfrage von Anacrites stand kaum etwas Wesentliches. Der Bote, der sie brachte, hat wahrscheinlich mit dem Prokonsul und dem Quästor gesprochen.« Er war Schreiber und mißbilligte das. Für ihn galt nur, was hübsch ordentlich aufgeschrieben war.
    »Erzählen Sie mir von Cornelius.«
    Der Schreiber sah mich steif an. »Der Prokonsul vertraute ihm in jeder Hinsicht.«
    »Jede Menge Jagdurlaub, was?«
    Jetzt schaute er verwirrt. »Er war ein sehr fleißiger junger Mann.«
    »Aha!«
    »Cornelius war sehr besorgt«, fuhr der Schreiber hartnäckig fort. »Er besprach die Dinge mit dem Prokonsul, aber nicht mit mir.«
    »War das ungewöhnlich?«
    »Es ging um sehr heikle Dinge.«
    »Doch er diktierte Ihnen den Bericht. Was stand drin?«
    »Cornelius war zu dem Schluß gekommen, daß der Preis von Olivenöl in die Höhe getrieben werden sollte.«
    »Mehr als die gewöhnliche Überteuerung?«
    »Sehr viel mehr.«
    »Systematische Manipulation?«
    »Ja.«
    »Hat er Namen genannt?«
    »Nein.«
    »Aber er war trotzdem der Meinung, daß man das Kartell durch rasches Handeln im Keim ersticken könnte?«
    »War er?« fragte der Schreiber.
    »Mir wurde gesagt, das sei seine Einschätzung gewesen.«
    »Die Leute wiederholen ständig falsche Behauptungen, die angeblich in Berichten gestanden haben sollen«, sagte der Schreiber und schien sich fürchterlich darüber aufzuregen. Mich regte etwas ganz anderes auf: Camillus Aelianus hatte mich in diesem Punkt offensichtlich belogen.
    »Aber Cornelius hatte das Gefühl, die Situation sei ernst? Und wer sollte etwas dagegen unternehmen?«
    »Rom. Oder wir, falls Rom das anordnen sollte – aber dort zog man es vor, einen eigenen Ermittler zu schicken. Sind Sie nicht deswegen hier?«
    Ich lächelte – obwohl ich in Wahrheit, nachdem Anacrites ausgefallen und Laeta so wenig vertrauenswürdig war, keine Ahnung hatte.

XXIV
    Mehr herauszufinden, konnte ich vergessen: heute war ein öffentlicher Feiertag. Ermittler haben ihren eigenen Arbeitsrhythmus und lassen solche Dinge gern außer acht, aber allen anderen im Reich war klar, daß heute, elf Tage vor den Kalenden des Mai, das große Frühlingsfest begann. Im Palast des Statthalters war für ein paar Stunden gearbeitet worden, um der guten alten Tradition nach so zu tun, als seien Staatsgeschäfte zu wichtig für jede Unterbrechung. Doch jetzt wurde selbst der Palast geschlossen, und ich mußte gehen.
    Auf meinem Rückweg hügelaufwärts fand ich Marmarides in einer Taverne und ließ ihn dort. Helena entdeckte ich im Basilikaeingang zum Forum, wo sie sich Pläne für einen prächtigen neuen Tempel des Kaiserkultes anschaute. Sie langweilte sich sichtbar, und es war Zeit, sie von hier fortzubringen, bevor sie begann, Gesichter auf die korinthischen Säulen des schicken Aufrißplans zu malen. Die Feierlichkeiten würden sowieso gleich beginnen.
    Ich ließ meine Hand in die ihre gleiten, und wir gingen langsam durch die dichter werdende Menge die Stufen hinunter, wobei Helena sorgsam darauf achtete,

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