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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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könnte ich ihn aufsuchen.«
    Helena schaute deprimiert, und auch ich war nicht begeistert von dem Gedanken, den ganzen Nachmittag in der Stadt herumzuhängen, bis ich den Kerl endlich unter vier Augen erwischen konnte. Aber ich mußte ihn wegen des Kartells befragen und herausfinden, ob es eine Verbindung zwischen ihm und dem Tanzmädchen gab.
    Helena und ich verließen das Theater, sehr zum Erstaunen des Türstehers, der gar nicht verstehen konnte, warum wir nicht hingerissen von den Vorführungen waren. Wir machten Marmarides ausfindig, der immer noch einigermaßen nüchtern wirkte, und ich bat ihn, Helena nach Hause zu fahren. Ich würde mir heute nacht oder morgen früh ein eigenes Transportmittel für den Heimweg suchen – eine weitere Aussicht, die mich trübselig machte. Nach Einbruch der Dunkelheit auf einem gemieteten Muli über unbekannte Straßen zu reiten kann äußerst gefährlich sein.
    Ich begleitete sie bis zur Brücke über den Baetis. »Ich schließe mit dir einen Handel ab«, erklärte Helena. »Wenn ich jetzt brav nach Hause zuckele und dir die Ermittlung über Annaeus allein überlasse, dann fahre ich morgen zum Gut von Licinius Rufius und freunde mich mit seiner Enkeltochter an.«
    »Finde raus, ob sie tanzen kann!« sagte ich grinsend, wohl wissend, daß ihre reiche Familie entsetzt darüber wäre, wenn das Mädchen es könnte.
    Die Brücke bei Corduba ist dreihundertfünfundsechzig Schritte lang, einen für jeden Tag des Jahres. Ich weiß das, weil ich sie zählte, als ich trübselig zurückmarschierte.
    Um Zeit totzuschlagen, ging ich zu den Transportbüros der Flußschiffer, in der vagen Hoffnung, Cyzacus, einen weiteren Verdächtigen, befragen zu können. Alle Schuppen am Kai waren verschlossen. Ein verschlafener Mann, der von einem Anlegesteg aus angelte, sagte mir, die Büros seien wegen des Festes geschlossen und würden es auch noch die nächsten drei Tage sein.

XXV
    Nachdem ich ein paar Erkundigungen eingeholt hatte, verließ ich am späteren Nachmittag die Stadt durch das nordwestliche Tor. Annaeus Maximus besaß eine hübsche Villa außerhalb der Stadtmauern, wo er mit seinen Spezis Pläne für die nächste Wahl aushecken und seine Frau einen Salon für die eleganten, vornehmen Damen der Stadt führen konnte, während ihre Kinder alle auf die schiefe Bahn gerieten. Hinter dem Friedhof an der Straße, die aus der Stadt hinaus führte, lag eine kleine Ansammlung großer Villen. Eine Enklave des Friedens für die Reichen – nur gestört durch das Bellen ihrer Jagdhunde, das Schnauben und Wiehern ihrer Pferde, das Herumtoben ihrer Kinder, die Streitereien ihrer Sklaven und die lärmenden Trinkgelage ihrer Gäste. Annaeus’ Stadthaus glich mehr einem Pavillon in einem Park. Ich hatte keine Schwierigkeit, es zu finden – strahlend hell erleuchtet, einschließlich der langen Auffahrt und der umliegenden Gartenterrassen. Kein Wunder. Wenn ein Mann ein Olivenölmagnat ist, kann er sich eine Menge Lampen leisten.
    Die Clique, die wir im Theater gesehen hatten, war jetzt in diesem hell erleuchteten Haus mit den girlandengeschmückten Portiken und rauchenden Fackeln in den Akantusbeeten zu einem Festgelage versammelt. Alle paar Minuten trafen Männer auf rassigen Pferden ein, ritten neben vergoldeten Kutschen her, in denen ihre korpulenten Frauen saßen. Ich erkannte viele Gesichter aus den ersten Reihen des Theaters wieder. Zwischen all diesem Kommen und Gehen traf ich auch die Hirten aus der Parilia-Prozession. Sie mochten tatsächlich gekommen sein, um die rituelle Reinigung der Ställe durchzuführen, obwohl ich es wahrscheinlicher fand, daß sie Schauspieler waren, die sich ihr Honorar abholen wollten. Unter ihnen befanden sich auch ein paar Hirtinnen, einschließlich einer mit großen, wissenden dunkelbraunen Augen. Einst hätte ich versucht, in Augen wie diesen ein Licht zu entzünden. Aber ich war jetzt ein verantwortungsbewußter werdender Vater. Außerdem war ich noch nie besonders scharf auf Frauen mit Stroh im Haar.
    Ich wandte mich an einen der Lakaien. Baetische Gastfreundschaft hat einen legendären Ruf. Er bat mich zu warten, während er mich seinem Herrn meldete, und da das ganze Haus von köstlichen Essensdüften durchweht war, redete ich mir ein, man würde mir sicher ein oder zwei pikante Leckereien anbieten. Es mußte genug davon geben. Selbst die mit Fresken verzierten Wände strahlten Überfluß aus. Doch ich sollte bald erfahren, daß die Cordubaner genau so

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