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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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blasiert wie die Römer sind. Sie wußten, wie man einen Ermittler behandelt – selbst wenn er sich als »Staatsbeamter und Angehöriger Ihres Nachbarn Camillus« vorstellte. »Angehörige« erhalten schmale Kost in Corduba – noch nicht mal einen Schluck Wasser. Darüber hinaus mußte ich eine verdammt lange Zeit warten, bis man überhaupt Notiz von mir nahm.
    Es war Abend geworden. Ich war noch im Hellen aus der Stadt losgegangen, aber die ersten Sterne funkelten über den fernen Mariana-Bergen, als ich nach draußen zu Annaeus Maximus geführt wurde. Er hatte sich auf einer der Terrassen unter seine Gäste gemischt, die sich bald zu einem Festmahl im Freien niederlassen würden, wie es während der Parilia Tradition ist. Die angeblichen Hirten hatten in zumindest einem der vielen Ställe Schwefel, Rosmarin, Feuerholz und Weihrauch entzündet, um mit dem Rauch die Dachsparren zu reinigen. Jetzt brannten Haufen von Stroh und Heu auf dem kurz geschorenen Rasen, damit ein paar inzwischen außerordentlich müde Schafe gezwungen werden konnten, durch das Feuer zu laufen. Eine zeremonielle Herde zu sein ist Schwerstarbeit. Die armen Tiere waren den ganzen Tag auf den Hufen gewesen und mußten jetzt noch die rituelle Läuterung über sich ergehen lassen, während die Menschen herumstanden, mit duftendem Wasser besprüht wurden und an Schalen voller Milch nippten. Die meisten Männer hatten bereits die Weinamphoren im Blick, während die Frauen mit den Händen wedelten, in der vergeblichen Hoffnung, ihre schicke Garderobe vor dem Rauch zu schützen.
    Ich hatte mich in eine Kolonnade zurückgezogen, und das nicht nur zum Schutz vor Funkenflug. Die geladenen Gäste nahmen für das Festmahl bereits zwischen dem kunstvoll beschnittenen Strauchwerk Platz, als Annaeus herbeistapfte, um sich mit mir zu befassen. Er sah verärgert aus. Irgendwie habe ich diese Wirkung.
    »Worum geht es?«
    »Mein Name ist Didius Falco. Ich bin aus Rom hergeschickt worden.«
    »Sie sagen, Sie sind ein Verwandter von Camillus?«
    »Zwischen uns besteht eine enge Verbindung …« Bei diesem blasierten Volk, und dazu in einem fremden Land, hatte ich keine Gewissensbisse, mir mit Hilfe von Helenas Familie den Anstrich von Ehrbarkeit zu geben. In Rom wäre ich da vorsichtiger gewesen.
    »Ich kenne den Mann nicht«, schnappte Annaeus. »Er war nie in Baetica. Aber wir haben natürlich den Sohn kennengelernt. War mit meinen drei Jungs befreundet.«
    Die Anspielung auf Aelianus war barsch, doch das konnte auch der normale Umgangston des Mannes sein. Ich sagte, daß ich hoffe, Helenas Bruder sei niemandem zur Last gefallen – obwohl ich mir natürlich insgeheim wünschte, er wäre es, und gerne Einzelheiten gehört hätte, die ich später gegen ihn verwenden konnte. Aber Annaeus Maximus knurrte nur: »Bißchen hochtrabend, der Bursche! Da ist auch eine Tochter, die sich in Schwierigkeiten gebracht hat, höre ich?« Neuigkeiten verbreiten sich schnell!
    »Die edle Helena Justina«, sagte ich ruhig, »sollte man eher als hochgesinnt denn als hochtrabend bezeichnen.«
    Er warf mir einen scharfen Blick zu. »Sind Sie der betreffende Mann?«
    Ich verschränkte die Arme. Ich trug noch die Toga, wie schon den ganzen Tag. Niemand sonst hier war so förmlich gekleidet; das Leben in der Provinz hat einige Vorteile. Statt mir respektabel vorzukommen, war mir heiß, und ich fühlte mich eher schäbig. Die Tatsache, daß meine Toga am Saum einen unauswaschbaren Fleck und dazu diverse Mottenlöcher aufwies, war auch nicht gerade hilfreich.
    Annaeus Maximus betrachtete mich wie einen Vertreter, der ihm zur unpassenden Zeit ein Angebot unterbreiten will. »Meine Gäste warten auf mich. Sagen Sie mir, was Sie von mir wollen.«
    »Sie und ich sind einander schon vorher begegnet, mein Herr.« Ich tat so, als würde ich die Fledermäuse betrachten, die im Fackellicht über den Köpfen der lachenden Gäste hin und her schossen. In Wirklichkeit beobachtete ich ihn. Vielleicht bemerkte er es. Er schien intelligent zu sein. Das sollte er auch. Die Annaei waren keine Dorftrampel.
    »Ja?«
    »Angesichts Ihres Rufes und Ihrer Stellung werde ich offen sprechen. Ich habe Sie vor kurzem in Rom gesehen, im Palast der Cäsaren, wo Sie Gast eines privaten Vereins waren, der sich die Gesellschaft der Olivenölhersteller von Baetica nennt. Die meisten Mitglieder besitzen weder Olivenbäume, noch produzieren sie Öl. Nur wenige stammen aus dieser Provinz. Doch man ist der Ansicht, daß

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