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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wüßte, daß sie die Gastfreundschaft von Licinius annimmt, wo die beiden Männer doch nicht miteinander reden.«
    »Was sagt Licinius dazu?«
    »Ich habe ihn nicht angetroffen.«
    »Diese Aelia klingt nach einem Haufen Ärger. Und wenn Licinius sie darin ermutigt, ihren Vater wütend zu machen, scheint er ein bösartiger alter Mann zu sein.«
    »Sei doch kein solcher Tugendbold. Mir gefällt Aelia.«
    »Für Rebellen hast du immer was übrig! Was ist mit ihrer kleinen Freundin?«
    »Sehr viel ernster. Claudia Rufina sehnt sich danach, öffentliche Gebäude zu stiften und sich eine Ehrenstatue zu verdienen.«
    »Laß mich raten: das Annaea-Gör ist hübsch …«
    »Ach, fandst du?« fragte Helena rasch. Sie hatte nicht vergessen, daß ich erwähnt hatte, Aelia Annaea gestern abend vor dem Haus ihres Vaters gesehen zu haben.
    »Nun ja, sie ist reich genug, sich für ihre Halsketten bewundern zu lassen, und sie ist höflich«, verbesserte ich mich. »Ehrlich gesagt, ich habe das Mädchen kaum wahrgenommen … Hübsche Saphire!«
    »Nicht dein Typ!« spottete Helena.
    »Ich entscheide über meinen Typ, vielen Dank! Auf jeden Fall wurde sie gestern abend von jemandem abgeholt. Ich wette, sie ist mit dem gutaussehenden Gott verlobt, den ich in der Kutsche sah, als sie wegfuhren. Ich nehme an, das Rufiuspüppchen mit den löblichen gesellschaftlichen Ambitionen ist reichlich unscheinbar …«
    Helenas Augen leuchteten. »Du bist so leicht zu durchschauen! Wie kannst du denn die menschliche Natur beurteilen, wenn du so voller Vorurteile steckst?«
    »Kein Problem. Die menschliche Natur sorgt doch selbst dafür, daß die Leute unter verschiedene Kategorien fallen.«
    »Falsch!« erwiderte Helena knapp. »Claudia ist nur einfach ein ernsthafterer Typ.« Ich ging immer noch davon aus, daß Claudia Rufina ein unscheinbares Wesen war. »Wir drei haben ein äußerst kultiviertes Gespräch geführt und dazu ein erfrischendes Glas Ptisana getrunken.« Dieses aus Gerstengrütze hergestellte Zeug war mir zuwider. »Und du irrst dich auch, was Aelia Annaea betrifft.«
    »Wieso das?«
    »Sie war fröhlich und leichten Herzens. Niemand hat ihr einen zukünftigen Ehemann aufgebürdet, am wenigsten einen von der gutaussehenden, unzuverlässigen Sorte.« Helena hatte nie etwas für gutaussehende Männer übrig gehabt. Behauptete sie zumindest. Es mußte ja einen Grund gegeben haben, warum sie sich ausgerechnet in mich verknallt hatte. »Sie war mit viel zuviel Schmuck behängt, trug aber nichts, was im entferntesten an einen Verlobungsring erinnert. Sie ist sehr direkt. Gäbe es einen Verlobten, hätte sie einen Ring von ihm verlangt.«
    »Die Sache mag vielleicht noch geheimgehalten werden.«
    »Glaub mir, sie ist niemandem versprochen! Claudia Rufina dagegen trug ein schweres Granatarmband, das bestimmt nicht ihrem Geschmack entsprach (sie hat mir erzählt, daß sie Elfenbeinminiaturen sammelt). Das scheußliche Armband sah genauso aus wie die Dinger, die Goldschmiede jungen Männern andrehen, die meinen, sie müßten einem Mädchen ein formelles Geschenk machen. Teuer und grauenhaft. Wenn sie den Mann jemals heiratet, der es ihr geschenkt hat, wird sie sich verpflichtet fühlen, dieses Armband ein Leben lang in Ehren zu halten, das arme Ding.«
    Ein Lächeln breitete sich über mein Gesicht. Helena selbst war sehr schlicht gekleidet, in Weiß, fast ohne jeden Schmuck. Während der Schwangerschaft fand sie es unbequem, welchen zu tragen. Unbewußt drehte sie an einem silbernen Ring, den ich ihr geschenkt hatte. Ein einfaches Design, mit einer innen eingravierten Liebeserklärung. Er stand für die Zeit, die ich als Sklave in einer Silbermine in Britannien durchgemacht hatte. Ich hoffte, daß ein Vergleich mit Claudia Rufinas Geschenk zu seinem Vorteil ausfallen würde.
    Leise räusperte ich mich. »Wie ist es, hast du irgendwelche männlichen Verehrer angetroffen?«
    »Nein, aber sie redeten von einem ›Tiberius‹, der sich ihrer Meinung nach zum Training im Gymnasium aufhielt. Er klang nach dem Mann, den du gesehen hast. Wenn er so gut aussieht, daß es dich nervt, ist er bestimmt auch ein Sportverrückter.«
    »Weil er so ein stattlicher Bursche ist?« meinte ich lachend. Wobei ich mir gut vorstellen konnte, daß er mit Vorliebe Handball spielte. Der Mann, den ich gesehen hatte, besaß einen dicken Hals und vermutlich das passende Hirn dazu. Wenn der sich eine Frau aussuchte, würde er nach der Größe ihres Busens gehen und danach,

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