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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wie oft sie ihn wohl zum Training oder auf die Jagd gehen ließe.
    Bei »jagen« fiel mir ein, ob sein formeller Name nicht vielleicht Quinctius war.
    »Der Junge, der sich auf den Stufen erbrochen hat, war vermutlich Claudias Bruder.«
    »Der, den die Baeticaner mit in Rom hatten?«
    »Heute morgen hat er sich nicht blicken lassen. Er lag immer noch im Bett. Ich hörte fernes Stöhnen, das ganz nach einem gewaltigen Kater klang.«
    »Wenn der Schönling hinter Claudia her ist, wette ich, daß es den Plan gibt, ihren Bruder mit ihrer besten Freundin Aelia zu verheiraten.« Ich konnte meine romantische Ader nicht verleugnen.
    »Aelia Annaea würde den jungen Burschen zum Frühstück verspeisen!« meinte Helena ätzend. Sie schien beide Mädchen sympathisch zu finden, aber es war deutlich zu erkennen, daß ihr Aelia Annaea besser gefiel.
    Ich machte ein finsteres Gesicht. »Sich bei den jungen Leuten einzuschmeicheln bringt uns nicht weiter. Die Alten sind es, die in Corduba das Sagen haben. Nach dem, was ich letzte Nacht gesehen habe, ist das sehr weise. Ihre Sprößlinge sind nichts als verwöhnte Gören: gelangweilte Mädchen und Jünglinge mit Flausen im Kopf.«
    »Ach, sie sind nur reich und ein bißchen überkandidelt«, widersprach Helena.
    Ihre Fahrt zum Licinius-Gut hatte sie deutlich aufgemuntert. Die sündteure Hebamme ihrer Mutter hatte mir geraten, sie in diesen letzten paar Wochen möglichst abzulenken – wobei die Frau vermutlich nicht damit rechnete, daß Helena sich in Baetica herumtreiben würde.
    »Und wie lautet dein Urteil, Liebste? Haben wir entschieden, daß diese jungen Wesen viel zu viel Taschengeld kriegen und die Eltern ihre Aufsichtspflicht vernachlässigen – oder haben die Bälger Übleres vor?«
    »Ich weiß es noch nicht, Marcus. Aber ich werde es herausfinden.«
    Ich streckte mich faul. »Du solltest das Leben mehr genießen. Ein schönes, langes Bad wäre genau das Richtige für dich. Wenn du laut genug pfeifst, während du dich einweichen läßt, werden Optatus und ich uns vom Badehaus fernhalten.«
    Helena Justina tätschelte die Rundung ihres Bauches und sagte zu dem Ungeborenen, wenn sie so viele Bäder nähme, wie sein Vater es ihr riete, würde das Baby davonschwimmen. Manchmal fragte ich mich, ob Helena das, was ich ausheckte, nicht durchschaute. Es hätte ihr ähnlich gesehen, genau herauszufinden, was die Hebamme mir gesagt hatte, und sich dem dann absichtlich zu widersetzen.
    »Die juwelengeschmückte Aelia habe ich ja wenigstens kurz gesehen. Beschreib mir Claudia Rufina doch noch mal näher.«
    »Gesittet, nicht dumm und eher schüchtern«, sagte Helena. »Sie hat eine ziemlich große Nase, die sie unglücklicherweise auch noch betont, indem sie den Kopf zurücklegt und die Menschen über sie hinweg ansieht. Sie braucht einen groß gewachsenen Ehemann – was übrigens interessant ist, Marcus, denn aus der Art, wie Marius Optatus heute darauf bestand, mich anstelle von Marmarides zu fahren, schließe ich, daß er eine Schwäche für Claudia hat! Als wir dort ankamen, verschwand er, um Landwirtschaftliches mit dem Großvater zu besprechen, aber ich schwöre, er wollte nur hin, damit er das Mädchen begrüßen konnte.«
    Ich hob die Augenbrauen. Selbstverständlich bin ich gegen Verbindungen, die Schranken überschreiten. »Falls ich die Regeln der baetischen Etikette nicht mißverstanden habe, wäre das sehr verwegen von Optatus!«
    »Er ist ein freier Mann«, erinnerte mich Helena hochnäsig. »Außerdem, wann hat die Tatsache, daß ein Mädchen nicht standesgemäß ist, einen Mann schon je davon abgehalten, es trotzdem zu versuchen?«
    Ich grinste sie an.
    Worauf wir die Fortsetzung dieses Gespräches auf später verschoben, weil in diesem Moment Optatus selbst den Garten betrat. Er lachte sich halb schief über den klapprigen Gaul, den ich mit nach Hause gebracht hatte, und sagte, er hoffe, ich habe mir kein Geld dafür abknöpfen lassen. Ich versicherte ihm, es sei so etwas wie ein Geschenk der huldvollen Annaei, worauf Marius Optatus mit ernster Stimme erwiderte, daß die Annaei schon seit eh und je für ihre Großzügigkeit bekannt seien.
    Ich bemerkte einen schwachen Geruch nach Rauch und verbranntem Rosmarin, der von seiner Arbeitskleidung ausging. Es hätte mich nicht überrascht, wenn er zu der ernsthaften Sorte gehörte, die zu jeder Parilia aus echter Religiosität eigenhändig ihre Ställe reinigte. Der nüchterne Pächter wirkte wie ein hingebungsvoller

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