Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielicht über Westerland

Zwielicht über Westerland

Titel: Zwielicht über Westerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lindwegen
Vom Netzwerk:
sie etwas antworten konnte, ergriff Vanessa das Wort.
    „Lass du sie in Ruhe. Jeder muss sein Ding machen und Sophie ist richtig mutig. Sie findet sich nicht mit etwas ab, bloß weil ihre Sucht oder Alex es so wollen. Wir haben doch alle die Hosen voll.“
    „Übrigens“, begann Jan erneut, „Alex kommt uns besuchen. Überlegt alle mal, was wir ihm erzählen und was besser nicht. Auch du Gregor, er wird nicht begeistert sein von deinen Plänen und deinem Liebesleben.“
    Der Kleinwagen füllte sich mit Seufzern und unwilligem Gestöhne. Sophie überkam die feine Vorahnung, sie würde auch noch nicht alles wissen.
    „Wann kommt der alte Säbelzahn denn?“, knurrte Gregor und fuhr ein wenig zu flott um die nächste Kurve.
    „Zum
Gedenk der Toten
. Vierzehn Uhr bei uns in der WG, dann anschließend nach Keitum zum Gedenken.“ Jan ahmte Alex` Stimme nach. „Bitte auch deine Schwester dazu.“
    Vanessa kicherte und beteuerte anschließend, dass Alex so übel gar nicht sei.
    Endlich hatte sich Sophies Körper beruhigt, ihre Gedanken waren wieder lenkbar.
    „Lasst uns noch kurz zu mir fahren. Wir müssen absprechen, was wir sagen.“ In einem etwas schärferen Ton setzte sie nach: „Und uns schwören, uns daran zu halten, ihr Angsthasen.“
    Sie schworen sich zwar nicht wirklich, aber es war klar abgesprochen, wie viel Alexander wissen sollte und was sie lieber erst einmal nicht erzählten. Zum Beispiel wusste er nichts von den Partys in der Kaserne, zumindest hatte er noch nie danach gefragt. Gregor hielt sich die ganze Zeit über sehr bedeckt, war mit den Gedanken woanders und ging letztendlich in die Küche, um einen Mitternachtssnack vorzubereiten. Die drei anderen vermuteten, erdachte an den Abschied von Anna, der irgendwann kommen musste, und ließen ihn in Ruhe.
    In jeder Hinsicht beruhigt und mit dem Gefühl, vorbereitet zu sein, trat Sophie am Tag drauf ihre Schicht an. Trotzdem ging sie in Gedanken noch einmal den letzten Abend durch, während sie Gregor und Anna in der Halle Karten spielen sah. Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten blieb er bis zum Morgengrauen. Sophie sah ihn nur durch Zufall über den Monitor huschen, der den Parkplatz überwachte. Eine trügerische Sicherheit schlich sich bei ihm ein, vermutete Sophie. Sie würde noch einmal mit den beiden reden müssen, entschloss sie sich nach der Dienstübergabe und trat ihren Heimweg an.
    Jetzt war es gleich geschafft. Sie war schon auf Höhe des Bäckerladens, an dessen Stehtisch sie mit ihm gefrühstückt hatte. Die Stehtische waren lange verschwunden. Für einen kleinen Augenblick blieb Sophie stehen und die Erinnerung an Matt und seine fliegenden Servietten ließen sie in ihren Schal lächeln. Sogar, wenn er nicht da war, brachte er sie zum Lächeln. Das musste sie ihm unbedingt erzählen, wenn er erst wieder auf der Insel war, schaute sie voraus und setzte ihren Weg fort.
    Es war mehr ein Gefühl als ein Geräusch, welches sie vermuten ließ, dass hinter ihr jemand ging. Dann hörte sie auch Schritte, die sich ihr näherten. Kurz bevor sie sich umdrehte, rief jemand nach ihr: „Hallo Baumschubserin, warten Sie doch mal.“
    Eine männliche Gestalt mit schwarzer, sicher nicht billiger Windjacke, Treckinghose und Wanderstiefeln kam auf sie zu. Die ebenfalls schwarze Wollmütze hatte er tief ins Gesicht gezogen. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein übertrieben vorbereiteter Tourist, aber wie hatte er sie gerufen?
    Sophie zuckte zusammen. Hatte Matt einen Freund hier auf der Insel, dem er die Geschichte erzählt hatte?
    Erst kurz bevor der Mann sie erreicht hatte, sah sie sein Gesicht. Dieses glatte Gesicht mit dem noch glatteren Lächeln, fastjungenhaft lächelnd, erkannte sie sofort. Seine Augen lächelten nicht, nur sein Mund. Wahrscheinlich hatte er deswegen keinerlei Fältchen in seinem Alter von Mitte Dreißig, schätzte Sophie. Unbehagen überkam sie.
    „Sie haben einen flotten Schritt am Leib, meine Gute.“
    Pellgren japste übertrieben nach Luft.
    Sophie schenkte ihm einen spöttischen Blick und setzte ihren Weg fort.
    „Wollen Sie gar nicht wissen, woher ich den Namen für Sie habe?“, fragte er und machte einen schnellen Schritt, um neben ihr laufen zu können.
    Sie war schon immer ziemlich schlagfertig gewesen und hoffte, das Talent würde sie in den nächsten Minuten nicht verlassen.
    „Nööh. Die halbe Insel nennt mich so“, log sie in ihren Schal grinsend. Der Punkt war ihrer, freute sie sich.
    „Ach ja?“
    Er

Weitere Kostenlose Bücher