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Zwielicht über Westerland

Zwielicht über Westerland

Titel: Zwielicht über Westerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lindwegen
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schien ihr nicht zu glauben und zog eine Postkarte aus seiner Tasche. Ihre Knie wurden weich und am liebsten wäre sie weggerannt, bevor ihre Beine versagen würden. Sie tat uninteressiert und ging etwas schneller. Plötzlich fiel ihr ein, dass sie nicht direkt nach Hause gehen durfte, falls er nicht wissen sollte, wo sie wohnte. Sie ging an der Straße vorbei, doch er nahm hart ihren Arm und zog sie in die richtige Richtung.
    „Wir wollen uns doch nicht lächerlich machen. Ich weiß, wo du wohnst. Was denkst du denn, wo ich die Karte her habe?“
    Pellgren ließ ihren Arm wieder los und schlug einen ruhigeren Ton an.
    „Sag mir einfach, wer dir da aus Hamburg schreibt und ich lass dich gehen. Du hast doch was mit dem Doktor aus Amerika, ich hab dich bei ihm gesehen.“
    Hart drückte er die Postkarte an ihre Brust. Sophie sprang einen Schritt zur Seite und fing mit zitternden Händen die Karte. Siedrehte sie um, um sie zu lesen und um Zeit zu gewinnen. Natürlich wusste sie sofort, dass sie von Matt war, aber was sollte sie tun?
    „Was wollen Sie von mir? Fassen Sie mich nicht noch einmal an“, versuchte sie so fest wie möglich zu antworten. „Und ja, ich war bei Dr. Wagner, weil wir an einem Seminar für die Klinik arbeiten wollten, aber er musste leider vorher abreisen.“
    Sie hoffte inständig, dass es einigermaßen real klang und senkte ihren Kopf, um zu lesen. Unterschrieben war die Karte mit „Der Dir sein Wort gab.“
    Als sie aufblickte, sah sie Kevin auf seinem Balkon rauchen. Kevin, der ihr schon so oft geholfen hatte; bewusst und unbewusst und bewusstlos.
    „Huhu, Kevin.“ Sie winkte ihm zu. Der Bäcker winkte zurück und rief ihr etwas zu, was sie nicht verstand.
    Pellgren wich einen Schritt zurück. „Wer hat die Karte geschrieben, mach mir nichts vor.“ Er hatte etwas Unnachgiebiges, Gieriges in seinen Augen. Das brachte Sophie auf eine Idee.
    „Alex, mein Freund aus Hamburg. Und ich werde ihm das hier berichten.“
    So schnell ihre zittrigen Beine sie tragen konnten, lief sie auf Kevin und den darunter liegenden Hauseingang zu. Er folgte ihr nicht. Entweder hatte er genug gehört, Angst vor Kevin bekommen, oder - und das kam ihr als das Sinnvollste vor - er kannte Alex.
    Am liebsten hätte sie Alexander sofort angerufen, aber die Uhrzeit und ihre zittrige Stimme sprachen dagegen. Mit einem großen Pott Tee trank sie etwas Wärme und Ruhe in sich hinein und rief nach einer Stunde schließlich an.
    „Hat er dir etwas getan?“ Seine Stimme war halb wütend, halb besorgt.
    Sophie hielt den Hörer etwas von ihrem Ohr entfernt.
    „Nein, Alex, keine Sorge. Er ist Reporter und will gegen unsere Klinik angehen. Hast du jemals von ihm gehört? Ich hatte das Gefühl, er kennt dich.“
    „Ich werde das recherchieren. Kann natürlich sein. Ruf mich sofort an, wenn er noch mal auftaucht. Wenn er etwas über die Klinik schreiben will, hat er vielleicht was von Martha gehört.“
    „Will ich nicht hoffen, Alex. Wir sehen uns an
Gedenk der Toten
. Bis dann.“
    Mit schlechtem Gewissen legte sie den Hörer auf. Natürlich hatte es etwas mit Martha zu tun, das wusste sie. Doch bevor sie nicht wusste, was es mit Matt zu tun hatte, wollte sie nicht alle verrückt machen mit ihren Thesen.
    Meine Baumschubserin
, hatte er geschrieben,
wenn du dies liest, bin ich gut angekommen. Meine Gedanken sind immer bei dir. Pass gut auf dich auf. Der, dir sein Wort gab
.
    Matt hatte geahnt, dass Pellgren keine Ruhe geben würde, deshalb hatte er diese merkwürdige Postkarte schon in Hamburg abgeschickt. Trotz der Angst und Sorgen, die sie nun hatte, machte ihr Herz einen Luftsprung. Wie einen Schatz verwahrte sie die Karte unter ihrem Kopfkissen.
    Es war ihr erstes
Gedenk der Toten
auf dem Friedhof ihrer Ahnen. Vielleicht war Jan deswegen so schweigsam an diesem Tag. Er vermied es, Sophie, Alex und Gregor anzusehen und hielt sich ausschließlich an Vanessa. Sie hatten in der Stadt eine Kleinigkeit gegessen und waren gemeinsam in Alex’ Wagen nach Keitum gefahren. Alex war mehr als erfreut über das freundschaftliche Kleeblatt. Anscheinend hegte er Hoffnungen, Sophie auf diese Art endlich zu zähmen. Vielleicht hegte er auch mehr Hoffnungen. Zumindest war er guter und entspannter Laune. Pellgren war nicht wieder aufgetaucht und Alex’ Nachforschungen hatten angeblich nichts ergeben.
    Das Grab ihrer Eltern gab es schon lange nicht mehr, leider hatten sie es niemals besuchen dürfen. Aber zu wissen, dass in diesem

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