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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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vorwärtskrabbelndes Heer. Das Sonnenlicht fing sich auf glänzenden Panzern. Kilometerweit bedeckten sie den Erdboden mit ihren wogenden Leibern, während die Luft erfüllt war von denen, die fliegen konnten.
    Die Armee erreichte den Eingang und begann hineinzufließen. Ethan fühlte sich an Wasser erinnert, das in die Gänge von Ungeziefer geschüttet wurde, um das Geschmeiß entweder in seinem Bau zu ersäufen oder es herauszuschwemmen.
    Ein amüsanter Gedanke.

    Aus ihrer Abgeschiedenheit auf Char heraus beobachtete Kerrigan erst durch die Augen eines ihrer Geschöpfe und dann durch die eines anderen. Die Schönheit dessen, was sie in dem Labyrinth erblickte, entging ihr nicht, der Zergling jedoch, dessen Gehirns sie sich vorübergehend bediente, scherte sich nicht darum. Es handelte sich hier, bei dieser Verschmelzung aus künstlich Erschaffenem und natürlich Entstandenem, die bis tief in die Eingeweide Aiurs hinabreichte, offenkundig um Xel'naga-Technologie. Sie sah derlei nicht zum ersten Mal, war schon vorher darauf gestoßen. Nicht in diesem Teil, denn der Ort war unfassbar groß, aber doch unter der Oberfläche dieser Welt, und in ihre Bewunderung mengte sich zumindest ein klein wenig Vertrautheit.
    Der Zergling eilte mit seinen Artgenossen dahin, die sich dicht aneinanderdrängten, die Stufen ausfüllten und deren Masse dann in eine Höhle hineinexplodierte. Mit nur geringem Interesse registrierte Kerrigan edelsteinbesetzte Kontrollsysteme und Schalttafeln, dazu verweste Leichen. Es hatte den Anschein, als seien sie ausgelaugt worden; alle Flüssigkeit und Lebenskraft schien man ihnen regelrecht ausgesaugt zu haben. Hatte Ulrezaj sich von seinen kleinen Speichelleckern ernährt? Das konnte eine Erklärung dafür sein, weshalb er immer noch existierte, anstatt sich nach kurzer Zeit aufzulösen, wie es bei gewöhnlichen dunklen Archonten eigentlich der Fall war. Und wenn er die Protoss ausgesaugt hatte und er so schwer verwundet war, wie sie es hoffte, dann mochte er allen Widerstand aus dem Weg geräumt haben, auf den die Zerg andernfalls getroffen wären.
    Fünf ovale Zugänge führten in fünf verschiedene Tunnel, und die Zerg stoppten und warteten auf Befehle. Kerrigans erster Gedanke war, sie anzuweisen, einfach der Witterung der Protoss zu folgen. Aber wenn Ulrezaj schlau war, konnte er seine Anhänger in Erwartung eines solchen Angriffs aufgeteilt haben. Kerrigan hob die Schultern, ihre Flügel zuckten, die spitzen Knochendorne schnitten kurz durch die Luft.
    „Teilt euch auf in fünf Gruppen. Durchsucht alle Gänge. Tötet sämtliche Protoss, auf die ihr stoßt."
    Sie gehorchten umgehend, bildeten in einer eleganten Bewegung fünf separate Ströme und drangen unaufhaltsam weiter vor. Kerrigan sprang von Hirn zu Hirn, sah alles zugleich und brauchte es nur zu filtern. Sie setzte sich, ihre klauenbewehrten Hände umklammerten die Armlehnen des hoch aufragenden, thronartigen Stuhls aus Chitin, organischen Materialien und honigwabenartigen Teilen, den sie sich selbst gebaut hatte. Ihre glühenden Augen starrten in eine glosende, dumpf rote Dunkelheit und sahen etwas ganz anderes, etwas, das Lichtjahre weit entfernt war.
    In zweien der Tunnel hetzten Protoss vorwärts, einige von ihnen mit Resten von Templerrüstungen am Leib, andere in zerfetzten Kleidern. Unter anderen Umständen hätte es Kerrigan amüsiert, wie schnell sie fielen, aber jetzt bereitete ihr der Tod dieser Protoss kaum Vergnügen, er ärgerte sie nur. Wo steckte der dunkle Archont?
    In zwei anderen Gängen drängten ihre Geschöpfe ungehindert voran. Die Technik, die sie passierten, war verblüffend. An einigen Stellen wiesen die Wände leuchtende Inschriften auf. Ihre Kreaturen rasten zu schnell daran vorüber, als dass sie auch nur versuchen konnte zu entziffern, was da stand. Es gab hier so vieles, das sich zu plündern, zu lernen, zu absorbieren gelohnt hätte, um die Zerg zu stärken. Ein andermal, schwor sich Kerrigan, würde sie diese Tunnel in Ruhe erkunden, denn sie war überzeugt, dass hier alle möglichen nützlichen Informationen versteckt waren. Aber im Moment gab es nur ein einziges Ziel.
    Sie wusste, dass sie dieses Ziel fast erreicht hatte, als sie auf ausgedörrte Hüllen stieß, die den Boden übersäten. Hier lagen die Toten nicht fein säuberlich auf Platten, nein. Obgleich sie einen fast mumifizierten Eindruck machten, als hätten Jahrhunderte der Trockenheit ihren Preis gefordert, verriet ihr die Achtlosigkeit,

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