Zwielicht
einst in Betracht, selbst dorthin zu pilgern. Es ist uns eingeimpft, eben das zu tun, da wir keine Bewahrer haben, die unsere Erinnerungen für uns hüten."
„Ich erinnere mich, dass Ihr von einer solchen Methode, das Wissen Eures Volkes zu bewahren, gesprochen habt, aber Ihr habt mir nicht verraten, wo dies geschieht", sagte Zamara. „Darum suchte ich Euch auf."
Zeratul nickte. „Ihr habt einen Kristall? Aus den Kavernen, die unter der Oberfläche Aiurs liegen?"
„Ja", antwortete Jake. „Zamara schien der Ansicht zu sein, dass wir mit einem Kristall von dort eine bessere Chance haben würden, ihr Wissen zu übertragen."
„Darf ich ihn einmal sehen?"
Jake lächelte. „Natürlich." Er suchte in seinen Taschen nach dem kostbaren Splitter, seine Hand schloss sich sanft darum. Selbst für ihn, der er kein Telepath war, fühlte der Kristall sich machtvoll an. Warm und glatt lag er in seiner Hand, und es schien eine Vibration von ihm auszugehen, die nicht körperlich zu spüren, sondern nur mit der Seele wahrnehmbar war. Aus Erfahrung wusste er, dass diese Empfindung, die jetzt noch angenehm war, sich steigern würde bis zu einem Punkt, an dem sie unangenehm wurde, und er ließ den Kristall in Zeratuls offene Hand fallen. Zeratuls Augen weiteten sich, sobald der Splitter seine Handfläche berührte. Zwei Daumen und zwei Finger schlossen sich darum.
„Wahrlich machtvoll", sagte er leise. „So etwas habe ich noch nie gespürt. Nicht einmal im Alys'aril, weder von den Uraj noch den Khalis-Kristallen. Dieser Kristall ist wirklich etwas ganz Besonderes ich möchte nicht sagen, dass er einzigartig ist, denn wie ich von Euch weiß, gibt es in jenen Kavernen noch viel mehr davon. Welch starke Macht zum Guten oder zum Bösen sie wären." Er blickte auf den Edelstein hinab, barg ihn sorgsam und ehrfürchtig in seiner Hand. „Nun, da ich weiß, um welch eine Macht es sich wirklich handelt, beunruhigt es mich noch mehr zu hören, dass Ulrezaj über die Kavernen herrschte."
Fast widerwillig streckte er Jake seine Hand hin. „Bei dir, Jacob, ist dieser Kristall im Moment am besten aufgehoben. Du gerätst nicht in Versuchung, ihn zu benutzen, wie es mir passieren könnte. Hebe ihn gut auf, für dich und für Zamara."
Jake nickte und schob den Kristall zurück in seine Weste.
Zeratul zögerte. „Zamara... Jacob. Ihr seid Euch gewiss im Klaren darüber, dass das, worum Ihr bittet, noch nie versucht wurde. Wir sind in der Lage, die Erinnerungen gewöhnlicher dunkler Templer einzufangen. Eine Bewahrerin jedoch ist etwas ganz anderes. Und diese Erinnerungen dann noch aus dem Gehirn eines Menschen herauszuholen... das könnte sich als unmöglich erweisen. Einer von Euch könnte dabei sterben, vielleicht auch beide."
„Das wissen wir", erwiderte Jake, bevor Zamara antworten konnte. „Aber mal ehrlich bleibt uns denn überhaupt eine andere Wahl? Wenn ich Zamara nicht aus meinem Kopf bekomme, werde ich auf jeden Fall sterben. Und wenn ich sterbe, dann sterben ihre Erinnerungen mit mir. Vielleicht bestünde eine Chance, Zamaras Erinnerungen auf einen anderen Bewahrer zu übertragen, aber einen solchen zu finden wäre noch schwieriger, als nach Ehlna zu gelangen, zumal jetzt, da wir wissen, dass Ulrezaj versucht hat, sie alle zu töten. Wir haben das hier..." Er klopfte auf den Kristall in seiner Westentasche. „Und wir haben Euch. Wenn irgendjemand die Hüter der Weisheit davon überzeugen kann, dass dies ein wichtiges Unterfangen ist, dann seid Ihr das, Zeratul. Ich bin bereit, das Risiko auf mich zu nehmen, weil... verdammt, es ist immer noch besser, als hier herumzuhocken und auf einem rosafarbenen Planeten zu sterben."
Zeratul schloss halb die Augen und zog lachend die Schultern hoch.
„Dann lasst uns nach Ehlna gehen, wo die Hüter der Weisheit alles tun werden, was sie können, um eine Bewahrerin zu bewahren und ein Menschenleben zu retten."
Aus irgendeinem Grund hatte Jake den Eindruck gehabt, dass ihnen eine lange Reise bevorstünde. Aber als er aufstand, um Zeratul zu folgen, und sagte: „Wir sollten wohl ein paar Vorräte mitnehmen ich werde etwas zum Essen und Trinken brauchen, wie lange es auch dauern mag", da lachte Zeratul nur.
„Wenn du hungrig bist, dann iss jetzt. Ansonsten wird man im Alys'aril gewiss etwas zu essen für dich finden, da bin ich mir ganz sicher. Ehlna ist nicht die angenehmste Welt, aber es gibt sauberes Wasser und Leben dort."
„Oh... ich dachte, es sei von hier aus ein langer
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