Zwielicht
seine Augen wurden schmal. Rosemary stand steif wie ein Stock da, als der Zerg einen hakenartigen Auswuchs vorstülpte und ihr ganz sanft über die Wange strich, bevor er sich umdrehte und den Blick wieder auf Selendis richtete. Die Protoss machte kehrt und ging zielstrebig auf den Raum zu, in dem Krythkal das Ritual vornahm. Der Zerg folgte ihr.
Rosemary schauderte, als sie ihnen nachsah, nicht vor Angst, diesmal nicht, sondern vor Hass. Sie hoffte, eine Chance zu bekommen, Ethan Stewart eigenhändig umzubringen.
Unter anderen Umständen wäre Rosemary außer sich gewesen vor Begeisterung, Hand an derart antike Schiffe legen zu dürfen. Sie hätte viele schöne Stunden damit zugebracht, daran herumzubasteln und sie zu erkunden, dies probiert und jenes justiert.
Jetzt allerdings standen ihr keine Stunden zur Verfügung. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie auch nur eine Stunde hatte, und so blickte sie gleichermaßen verzückt wie angstvoll auf das alte Schiff, das vor ihr stand. Insgesamt waren es nur drei, und zwei davon waren lediglich atmosphärentauglich. Die Schiffe waren, verglichen mit allen anderen Protoss-Schiffen, die sie bis jetzt gesehen hatte, seltsam groß und klobig, ungeschlachter noch als selbst die der dunklen Templer. Man hatte sie in einem Raum unter dem Tempel aufbewahrt, und Rosemary hätte eine Million Credits darauf gewettet, dass hier unten seit hundert Jahren niemand mehr gewesen war. Immerhin, man hatte die Schiffe abgedeckt, und dafür war sie dankbar. Aber sie waren trotzdem staubig und sahen auf unheimliche Weise bewegungslos aus.
„Als wir von Aiur verbannt wurden", sagte Mohandar, „weigerte sich das Konklave ursprünglich, uns irgendwelche anderen Schiffe außer dem Xel'naga-Schiff zu geben. Adun bestand darauf, dass wir ein paar bekamen, damit wir, sollten wir auf andere Planeten stoßen, von einer Welt zur anderen reisen und sie erkunden könnten. Zum Glück hat es den Anschein, als hätten unsere Vorfahren ein paar davon hiergelassen, als der größte Teil von ihnen zu anderen Welten aufbrach."
„Ja, zum Glück", sagte Rosemary zögerlich. Sie trat auf eines der Schiffe zu und berührte es, spürte das kühle Metall unter ihren Fingern. Sie spähte hinein. Ja, es befand sich ein Kristall darin, aber er war dunkel.
„Was meinst du, Rosemary?", fragte Vartanil, der neben sie trat und sie hoffnungsvoll ansah. „Du kannst es doch reparieren, oder?"
„Ich bin mir nicht sicher. Kann mir ein Protoss dabei zur Hand gehen?"
Vartanil zog scheu den Kopf ein. „Ich bin ein Furinax", sagte er. „Ich selbst habe keine Schiffe gebaut, aber ich kenne mich mit der Mechanik solcher Dinge aus."
Rosemary lächelte ihm zu. Er war kein Krieger wie Selendis, noch war er ein Politiker wie Mohandar oder ein Priester wie Krythkal. Vartanil war ein schlichter Handwerker ein Arbeiter. Und ein solcher wurde jetzt gebraucht. Sie war froh, dass er hier war. Abermals blickte sie auf die Armaturen, rief sich in Erinnerung, wie sie vorgegangen war, als sie Zamaras Gedanken teilte. „Dann setz dich in den Pilotensessel. Mal sehen, ob das Ding noch Saft hat", sagte Rosemary.
Vartanil nickte und berührte das Metall vorsichtig mit seiner vierfingrigen Hand. Als Rosemary das tat, hatte es nicht reagiert, jetzt allerdings, unter der Hand eines Protoss, ruckelte die Tür ein wenig, und dann glitt sie holpernd auf. Rosemary und Vartanil tauschten triumphierende Blicke. Der junge Furinax stieg ein und berührte den Kristall.
Nichts.
Rosemary fluchte in Gedanken. „Versuch's noch mal", sagte sie. Vartanil zögerte, dann gehorchte er. Und diesmal erwachte der Kristall für einen winzigen Moment zum Leben. Purpurfarbenes Licht jagte über die Konsole, und Rosemary spürte es gab kein anderes Wort dafür -, wie das Schiff ganz kurz erwachte.
„Gut gemacht, Rosemary", erklang Selendis geistige Stimme.
Rosemary wandte sich nach Selendis um, erfreut darüber, dass die Protoss Zeuge ihres Triumphs gewesen war, aber doch auch verdutzt darüber, dass sie hier war. „Ich dachte, du wolltest bei Ethans kleinem Freund bleiben?"
„Ich begleitete ihn in den Raum, aber er braucht keinen Aufpasser. Ethan ist nicht so dumm zuzulassen, dass der Hydralisk jemanden tötet. Es steht für ihn zu viel auf dem Spiel."
Rosemary kam nicht umhin, ihr beizupflichten. Ethan hatte schon immer vor allem an sein eigenes Wohl gedacht.
„Ich glaube, der Kristall muss ausgetauscht werden", sagte sie, „aber soweit ich
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