Zwielicht
noch wichtiger als die Informationen, über die Zamara verfügte. Rosemary würde zwar froh sein, wenn ihr und Jakes Leben verschont blieben, aber sie war nicht sicher, ob das hier wirklich ein guter Tausch war. Selendis sah zu ihr her, doch ihre Gedanken waren immer noch so abgeschottet, dass Rosemary den Blick nicht deuten konnte.
Wollte sie Zamara wirklich verraten und verkaufen?
Ethan vollführte eine wedelnde Handbewegung. Einer seiner zusätzlichen Sensenarme kopierte die Geste. „Ich werde warten. Ich kann euch schließlich auch später noch genauso leicht töten, wenn es sein muss."
Selendis neigte den Kopf. „Danke", sagte sie. „Rosemary, Vartanil lasst uns zu Krythkal zurückkehren und nachsehen, wie weit der Prozess gediehen ist."
„Unter einer Bedingung", ergänzte Ethan nun.
Aha, dachte Rosemary und spannte sich an.
„Eure Geschichte klingt plausibel und scheint zu stimmen. Was das Ritual angeht, glaube ich euch. Aber was sollte euch davon abhalten, eure Meinung plötzlich zu ändern und euch mit den beiden davonzumachen, wenn das Ritual abgeschlossen ist? Nein, ich glaube, mit Vertrauen allein ist es nicht getan."
Selendis strahlte selbst jetzt noch Ruhe aus. „Was brauchst du noch, um zufrieden zu sein?"
„Ich möchte, dass einer meiner Zerg diesem kleinen Ritual, von dem ihr da redet, beiwohnt. Und wenn es abgeschlossen ist, werdet ihr diesem Zerg den Kristall geben, in dem Zamara steckt."
Rosemary verbiss sich ganz wörtlich eine Erwiderung, grub die Schneidezähne in die Unterlippe, anstatt „Vergiss es!" oder etwas in dieser Art zu sagen. Sie konnte das Spiel nicht verderben was es auch für ein Spiel sein mochte. Sie musste Selendis jetzt vertrauen.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns die Anwesenheit eines Zerg während eines heiligen Protoss-Rituals helfen wird, das gewünschte Ergebnis zu erzielen", entgegnete Selendis scharf.
Ethan hob die Schultern. „Er wird nicht angreifen, solange er nicht angegriffen wird. Und außerdem, würdet ihr in meiner Lage nicht dasselbe tun? Ein Zeuge, der bestätigt, dass ihr die Wahrheit sagt, und dem ihr etwas übergebt, das ihr auszuhändigen versprochen habt. Das ist doch nicht zu viel verlangt."
Selendis nickte. „Es ist eine verständliche Vorsichtsmaßnahme eurerseits, ja. Aber euer Geschöpf darf nichts tun, was das Ritual stören könnte, sonst werden Zamara und Jake für immer verloren sein für uns wie für euch."
„Einverstanden. Er wird ein braver Junge sein. Oder ein braves Mädchen. Ich bin mir da nicht ganz sicher. Ach so, ja... und wenn ihr mich übers Ohr hauen wollt... tja, Trouble, dann bist du die Erste, die stirbt."
Ethan machte keinerlei Geste, aber eine der Kreaturen, die reglos warteten, kam auf einmal mit wellenförmigen Bewegungen auf sie zu, schlängelte sich die Stufen herauf, und die Sensenarme fuhren ruckartig hin und her. Rosemary unterdrückte den Impuls, den Hydralisken auf der Stelle zu erschießen; stattdessen fühlte sie sich von einer Woge selten empfundener Furcht überrollt, als das Ding näher kam. Es überragte sie, Geifer tropfte von seinem Maul, dann kam es vor Selendis zur Ruhe, ganz seinem Herrn gehorchend.
Verwirrt, alarmiert und wütend warf Rosemary Ethan einen weiteren Blick zu. Er erwiderte ihn, und das Gesicht. das immer noch als das seine zu erkennen war, verzog sich zu einem triumphierenden Grinsen. Sie knirschte mit den Zähnen und zwang sich, Selendis und dem Zerg zu folgen.
„Was, zum Teufel, hast du vor?", fragte sie, während sie die langen, breiten Stufen zum Zentrum des Tempels emporeilten.
Selendis warf ihr einen raschen Blick zu. Ich verschaffe uns Zeit. Der Gedanke war ihr einziger, und Rosemary machte den Mund zu und versuchte, nur mit ihren Gedanken zu „sprechen".
Dieser Spruch, dass Jake und Zamara sterben das war eine Lüge?
Nein. Ich glaube, dass das Ritual an diesem Punkt nicht mehr abgebrochen werden kann, ohne die beiden zu verlieren. Krythkal muss Gelegenheit haben, seine Aufgabe zu Ende zuführen.
Und was ist mit unserem neuen besten Freund hier?
Selendis sah zurück zu dem Zerg, der sich hinter ihnen herschlängelte; seine stumme Friedfertigkeit war beinahe schauriger als ein offener Angriff. Es gab keine Alternative. Ethan hatte recht ich hätte dasselbe getan. Im Augenblick schadet es nicht, wenn er zusieht. Und schließlich können wir uns auch jetzt noch nicht sicher sein, dass das Ritual überhaupt zum Erfolg führen wird.
Daran brauchte
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