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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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noch nicht einmal. Die Spitze bohrte sich in sein Herz. Als der Griff gegen den Muskel stieß, spürte er einen dumpfen Druck. Er grinste über den Schmerz und fletschte wie ein Tier die Zähne. Wenn er seine Schatten nach vorn drängte, fiel der Dolch auf den Boden. Und genau das tat er.
    »Kein Blutvergießen!«, beschwor ihn Custo. »Wenn du nicht der Tod sein willst, töte auch nicht. Du weißt, dass Layla das nicht will.«
    »Ihr habt zuerst auf sie eingeschlagen.« Plötzlich sah der Schattenmann nur noch den Tod vor sich, überall in der Höhle sinnlos geopferte Leichen. Krieg mit dem Himmel. Ein unendlicher Kampf, bis die Welt verödete.
    Kat-a-kat-a-kat-a-kat: Öffne mich, und niemand wird Layla je wieder schlagen.
    Ballard rappelte sich auf. Seine Nase war gebrochen, das Auge geschwollen, an seinem Kinn rann Blut herunter. Wie bei Engeln üblich, regenerierte sich sein Körper. Bald würde er wieder völlig hergestellt sein. Doch wie ein Teufel konnten Engel getötet werden. Der Tod nicht. Warum stellten sie sich einem aussichtslosen Kampf?
    »Ende der Diskussion«, erklärte der Schattenmann.
    »Was, wenn wir es begraben?«, fragte Custo. »Was, wenn wir es bewachen, bis Layla alt genug und bereit ist zu gehen?«
    Der Junge griff nach Strohhalmen.
    Ballard wischte sich das Blut vom Mund und stand auf.
    »Das Risiko ist zu groß, die Versuchung unwiderstehlich. Das Tor muss jetzt vernichtet werden. Wir schließen keine Kompromisse mit dem Bösen oder dem Schattenreich.«
    »Lass sie sich zumindest vorbereiten«, flehte Custo. »Lass ihr Zeit, sich zu verabschieden.«
    »Die Entscheidung ist gefallen«, erklärte Ballard.
    »Von wegen!«, schrie Custo ihn an.
    Der Schattenmann trieb schwarze Magie durch seine Adern. Niemand würde auch nur einen Finger an das Tor legen. »Du hast recht«, sagte er zu Ballard. »Die Entscheidung ist gefallen, Custo. Du musst dich auf eine Seite stellen. Orden oder Wahnsinn?«
    Custo ließ den ausgestreckten Arm sinken. Seine Brust hob und senkte sich schwer. Schließlich siegte seine Überzeugung über die Angst, die die Schatten erbeben ließ. »Nun, wenn du meinst … «
    Er stellte sich neben den Tod.
    »Du bist ein Narr.« Ballard spie Blut auf den Boden.
    »Das geht nicht gut aus, oder?«, murmelte Custo.
    »Nein«, erwiderte der Schattenmann.
    *
    »Sieh mich an, Layla.«
    Sie konzentrierte sich auf Adam, der zu ihren Füßen hockte.
    »Geht es wieder? Ist es wie beim letzten Mal?«
    Ihr Kopf schmerzte irrsinnig, aber ja, sie würde es überleben.
    Er führte seinen Zeigefinger vor ihren Augen langsam von einer zur anderen Seite. »Wir haben Patel evakuiert, sonst hätte ich ihn gebeten, dich zu untersuchen.«
    »Mir geht es gut. Wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass das Tor auch noch steht.« Wenn sie einigermaßen unversehrt war, musste das bei dem Tor ebenfalls der Fall sein. Der Schattenmann hatte die Engel aufgehalten. Sie hoffte nur, dass Custo das Schlimmste verhindern konnte. Doch bei der Erinnerung an das Gesicht des Schattenmanns, an die dunkle Färbung seiner Haut und seiner Augen, hielt sie das kaum für möglich. Der Tod war ziemlich wütend.
    »Ist noch jemand bei dem Überfall verletzt worden?«, erkundigte sich Layla.
    »Als der Alarm losging, haben wir die meisten evakuiert. Es befinden sich nur noch wenige Angestellte hier, die in ihren Räumen gefangen waren, und die Soldaten. Wir sind immer noch gut geschützt, nur nicht organisiert.«
    Layla blickte zu Talia, die mit dem schwarzäugigen Baby im Durchgang zum Schlafzimmer lehnte. »Sind die Kinder sicher?«
    »Ich bin eine Todesfee«, erwiderte Talia. »Wenn die Geister uns angreifen, rufe ich mit meinem Schrei nach meinem Vater. Zusammen mit Adams Schusswaffen schützen wir sie, so gut wir können.«
    »Eine Todesfee«, wiederholte Layla. Sie hatte es nicht laut sagen wollen. Das steckte hinter der Sache mit Talias Stimme.
    »Ja.« Talia sah sie an und erwartete ihre Reaktion.
    »Ich habe dich schreien hören«, sagte Layla in Erinnerung an den markerschütternden Lärm. »Unten im Zellentrakt.«
    Adam reckte den Hals und sah sich nach seiner Frau um. »Ich konnte dich nicht hören, aber sie. Sie hat mich zu dir geschickt.«
    Layla lächelte schief. »Eines der Kinder schreit sehr ähnlich. Ich habe ihn aus Kathleens Gemälde gehört. Er lässt die Blätter rascheln, als ginge ein Wind durch die Bäume. Es hat mich völlig verwirrt, doch jetzt verstehe ich es. Der Schleier ist sehr dünn

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