Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
ausgesprochen. Vielleicht tat er doch noch das Richtige.
»Wegen der Teufelin musst du dir keine Sorgen machen«, sagte Adam. »Sie ist schlau, aber man kann sie erschießen. Das schaffen wir in Segue. Ihr Ehemann, Mickey Petty, wird in Kürze eintreffen. Mit seiner Hilfe locken wir sie her.«
Adam versuchte die Probleme anzupacken. Das war seine Art. Und alle anderen sprachen sie von ihrer Schuld frei. Das hatte sie nicht verdient, sie konnte aber dennoch nichts tun.
»Bleibt noch das Tor«, sagte Custo. »Ich muss dich warnen: Ehe wir es nicht vernichtet haben, lässt der Orden dich nicht mit dem Schattenmann in die Zwielichtlande gehen. Wenn du stirbst, bevor es zerstört ist, kann es vielleicht nie mehr beseitigt werden. Irgendwann bringt es jemanden dazu, es zu öffnen.«
Die Schatten auf ihrer Haut fühlten sich auf einmal rau an.
»Du planst ihren Mord«, unterbrach der Schattenmann, »und siehst ihr dabei in die Augen?«
»Du hast keine Fortschritte gemacht«, stellte Custo mit bitterer Miene fest. »Der Teufel hat noch mehr Menschen umgebracht. Der Orden wird handeln, und zwar bald.«
»Schluss!«, sagte der Schattenmann und schoss nach oben. Drohend überragte er sie, ein Schatten teilte den Raum. Von seiner Haut stiegen kleine Rauchfahnen auf. »Dieses Gespräch ist sinnlos. Ich werde diesem Befehl keine Folge leisten. Layla, komm mit, wir werden glücklich.«
Nur dass dies kein glücklicher Tag werden würde.
Layla stand langsam auf. Mit dem Brennen in ihrer Brust und dem Gong in ihrem Kopf schmerzte jede Bewegung. Sie war zwar deutlich kleiner als er, fürchtete sich aber nicht vor ihm. Natürlich wehrte er sich. Er würde weiterkämpfen, bis sie ihm keine andere Wahl mehr ließ. Ihre Kehle war rau von den aufbegehrenden Schreien, die sie unterdrückt hatte. Sie bemühte sich um etwas Leichtigkeit: »Dieser autoritäre Ton. Ich habe dich gewarnt.«
»Ich darf dich nicht noch einmal verlieren«, sagte er. Seine Stimme klang nicht mehr menschlich, war nur mehr ein Knurren, das tief aus seinem aufgewühlten Inneren drang.
Sie streckte die Hand aus, um seine wunderschöne, markante Wange zu streicheln. »Das entzieht sich deiner Macht.«
»Sieh mich an. Ich lass dich nicht gehen.«
»Doch, oder ich vergehe wie all die anderen.«
»Nicht, wenn ich dich am Leben erhalten kann.«
»Verstehst du denn nicht?«, sagte Layla. »Das ist mein Schicksal.«
Layla sah, wie Talia im Schlafzimmer verschwand. Das leise Weinen, das anschließend von dort zu hören war, stammte nicht von einem der Kinder. Das Feuer in Laylas Brust loderte. Je schneller das hier vorüberging, desto besser.
Sie wandte sich an Custo: »Wenn das für dich okay ist, werde ich den Rest des Tages unglücklich sein.«
»Layla, ich … «
»Custo, es ist gut. Mir geht es gut. Zumindest ergibt jetzt alles einen Sinn. Das bedeutet eine große Erleichterung für mich.« Dabei hatte sie nach all der Zeit in Talia endlich eine Freundin gefunden. Adam sollte zu ihr gehen. Warum war er immer noch hier? In diesem schrecklichen Zimmer?
Custo runzelte die Stirn. »Das denkst du nicht wirklich. Lüg mich wenigstens nicht an.«
»Was willst du von mir hören?«, zischte Layla. »Der Gong in meinem Kopf sagt mir, dass ich in dieser Situation nicht gewinnen kann. Das habe ich kapiert. Lass mich wenigstens gute Miene zum bösen Spiel machen, während ich versuche, das Richtige zu tun.«
Der Schattenmann trieb seine Schatten um sie. »Das lasse ich nicht zu.«
Mit dem Kopf durch die Wand, doch ihr Kopf war schon blutig.
Der Schattenmann zog sie in seine Arme. »Ich kann dich schützen.«
Layla spürte einen seltsamen Luftzug, dann versetzte ihr eine unsichtbare Faust einen Schlag. Sie schrie auf und biss sich auf die Lippe. Das Geräusch von Metall gegen Metall hallte durch das Zimmer. Sie sank in die Arme des Schattenmanns und sah den Raum aus einer schrägen Perspektive.
»Layla?« Er packte sie.
Layla beobachtete verwundert, wie sich die dunklen Adern unter Custos Haut schwarz färbten. »Diese Mistkerle haben ohne mich mit dem Tor angefangen.«
Plötzlich war Adam neben ihr. »Sie wussten, dass du es nicht schaffst.«
»Rose Petty hat heute weitere Menschen umgebracht«, sagte Custo. »Der Orden will nicht riskieren, dass noch mehr von ihrer Sorte herüberkommen.«
»Geh!«, schrie Adam. »Halt sie auf. Verschaffe uns Zeit. Sag ihnen, dass sie guten Willens ist.«
Layla erhielt einen weiteren Schlag. Sterne tanzten vor ihren Augen,
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