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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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vernahm einen schrillen Schrei: »Nein!«
    Segue.
    Der Hubschrauber flog nicht so schnell wie Adam es versprochen hatte. Der Schattenmann hatte angenommen, Zeit sei etwas Flüchtiges. Mit Kathleen und dann mit Layla hatte er versucht, sie einen Augenblick festzuhalten. Jetzt entpuppte sich die Zeit als quälendes Ticken, das sich unendlich in die Länge zog. Seine Verzweiflung erschwerte jeden Atemzug und beschleunigte seinen Herzschlag. Er sehnte sich nach Frieden und schloss die Augen, doch schlangenhafte Lichter tanzten vor seinem inneren Auge, und der Lärm der Rotoren malträtierte seinen Kopf. In den Zwielichtlanden vergingen Ewigkeiten schneller als dieser endlose Flug.
    Der Schattenmann konnte nur dasitzen. Und sitzen. Und sitzen. Während Layla litt.
    Diese Welt müsste schon längst durchgedreht sein.
    Über den Gelb-, Grün- und Brauntönen der sich verändernden Landschaft unter ihm hing ein grauer Schleier. Ein schwarzer Fluss grub sich durch das Land. Dahinter tauchte eine große Stadt mit hohen Gebäuden auf.
    Endlich.
    Erst jetzt bemerkte er, dass er die Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, dass sie schmerzten. Er dehnte die Finger und starrte verwirrt auf das schwarze Netz aus Schatten, das sich zwischen ihnen und auf seinen Handflächen gebildet hatte. Schatten.
    Er drängte seine Gefühle in die Schatten, sie pulsierten.
    Oh, wie dumm von ihm. Natürlich.
    »Alles in Ordnung, Sir?« rief Kev. Der Blick des Soldaten glitt von dem Gesicht des Schattenmanns zu seinem Zaubertrick.
    In Ordnung? Nein. Der Schattenmann rieb die Hände aneinander, und die Schatten lösten sich auf.
    Jetzt wusste er wenigstens, was er war. Wäre er nicht so in Panik geraten, wäre er gleich darauf gekommen.
    »Wir können nicht zu dem Gebäude fliegen«, erwiderte der Schattenmann.
    »Sir?«
    Engel. Der Schattenmann schnaubte über die Ironie. Auch sie mussten inzwischen realisiert haben, wozu er geworden war. Im letzten Krieg zwischen Himmel- und Schattenreich hatten sie hart darum gekämpft, um diese Spezies von der Erde zu eliminieren.
    Er durfte keine Auseinandersetzung mit den Engeln riskieren. Laylas Seele verblasste.
    »Bring uns woanders hin«, befahl der Schattenmann. »Irgendwohin, wo es keine Engel gibt.«
    Zum Sitz der Engel konnte er zuallerletzt gehen. Hinter den strahlenden Gesichtern der himmlischen Heerscharen erwartete ihn der sichere Tod. Dass er ein Tor zur Hölle geschaffen hatte, reichte für eine Verurteilung.
    Erneut streckte der Schattenmann die Handflächen aus und verwandelte Wut in Magie. Wieder traten die Schatten hervor.
    Nein, die Engel hießen ihn nicht willkommen. Er musste einen anderen Weg in die Zwielichtlande finden.
    Er brauchte einen ruhigen, dunklen Ort. Ohne Publikum. Er ließ den Blick zu Kev gleiten. Dann vielleicht …
    »Da entlang«, befahl der Schattenmann.
    Jetzt wusste er, wohin.
    Als Layla die Grenze zwischen den Welten überschritt, krachte sie gegen einen Stuhl und schlug sich das Kinn an. Sie stolperte und fiel zu Boden. Es tat weh, doch sie fasste sich schnell und stand auf. Atemlos blickte sie sich um. Neben den intensiven Kontrasten der Zwielichtlande wirkte Abigails Zimmer schäbig. Eng und vollgestellt. Der Geruch von Krankheit hing in der Luft. Trübe und wundervoll. Keine Überraschungen.
    Sie war zurück und brach in Lachen aus. Heiliger Strohsack, sie hatte es irgendwie geschafft.
    Waren Adam und Talia mit den Babys entkommen? Der Gedanke wirkte augenblicklich ernüchternd, und sie machte sich auf den Weg.
    Sie stürzte zur Tür und hielt abrupt neben dem Tischchen an der Wand. Hoffentlich hatte Zoe ihre Waffe dagelassen. Ja! Sie griff sie und rannte den spukenden Flur hinunter. Kein Gespenst. Layla fand jetzt deutlich mehr Halt im Leben. Sie hatte den seidenen Faden mit eigenen Augen gesehen. Als sie den Knopf am Fahrstuhl betätigte, leuchtete er nicht auf. Vermutlich war der Aufzug außer Betrieb.
    »Schattenmann!«
    Layla erwartete keine Antwort, doch er musste hier irgendwo sein. Er konnte nicht tot sein. Nicht der Tod. Doch was wenn?
    Auch im Treppenhaus kam sie nicht weiter, denn die Sicherheitsgitter waren heruntergefahren. Da sie ihren praktischen Türöffner gerade nicht bei sich hatte, musste sie ihre Glock benutzen. Bam! Bam! Bam! Sie schoss in die Decke, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Wenn Adam sich noch in Segue aufhielt, ginge er den Schüssen nach. Es dauerte unendliche drei Minuten, bis zwei Trupps Soldaten auftauchten. Sie ließ

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