Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
die Waffe sinken und hob die Hände.
»Ms. Mathews?«
Ja, da sieh einer an. Ein paar der Soldaten kamen ihr bekannt vor, doch sie wusste nicht, wie sie hießen. »Geht es Talia und Adam gut?«
Einer von ihnen sprach in ein Mikrofon an seinem Hals. »Ich soll Sie zu ihnen bringen.«
Gott sei Dank, es ging ihnen gut.
Fünf Minuten später wurde Layla auf die Forschungsetage in Adams Thornes hypertechnisiertes Allerheiligstes gebracht und auf etwas ungelenke, aber wunderbare Weise umarmt.
Talia weinte und brabbelte zusammenhanglose Worte. »Wie … Was ist … passiert? Wir dachten, du wärst gegangen!«
Auch Layla schniefte. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nun, das bin ich, aber jetzt bin ich zurück.«
Talia rückte etwas von ihr ab, hielt jedoch weiterhin Laylas Arme fest. »Was meinst du mit ›zurück‹? Khan hat gesagt, du hocktest unter irgendeinem Rock. Zoe und Custo suchen nach dir.«
Layla musste lachen und wischte sich mit der Hand die Tränen von den Wangen. Wenn sie von Zoe wussten, wussten sie auch, dass Abigail gestorben war. »Er meint das Schicksal. Verdammt, sie ist ein listiges Miststück, aber ich glaube, ich habe sie ausgetrickst. Und hier bin ich.«
Adam trat neben Talia. »Du hast das Schicksal überlistet?«
»Sie heißt Moira.« Layla nickte. Sie blickte sich um. »Wo ist der Schattenmann?«
»Er ist sterblich! «, erklärte Talia mit großen Augen. »Aus Fleisch und Blut. Vielleicht sogar ein Engel. Und er macht sich solche Sorgen um dich.«
Sterblich. Das hatte sie gehofft. Aus den Zwielichtlanden geschmissen. Geschasst.
»Er war unterwegs zu einem Posten der Engel im Nordosten«, erklärte Adam, »ist jedoch am Fluss abgebogen. Er ist irgendwo bei Port Newark gelandet. Dort hat Kev ihn verloren.«
»Wie? Ihn verloren ? «
»Ich weiß nicht, wo er ist.« Adam hob hilflos die Hände. »Er sagt mir nicht immer, wo er hingeht. Ich weiß nur, dass er in die Zwielichtlande gelangen will, um dich zu finden. Vielleicht hat er einen anderen Weg entdeckt.«
»Aber er kann nicht allein hinübergelangen, stimmt’s?« Layla ahnte, wo er war. Ihr fiel nur eine einzige Möglichkeit ein. Ein dunkler, einsamer Ort, der gut zu ihm passte. Wo sie sich in ihrem zweiten Leben begegnet waren. Aller guten Dinge sind drei.
Aber nicht, wenn er weg war, bevor sie dort eintraf.
»Wir wissen nicht, welche Fähigkeiten er besitzt«, sagte Talia schulterzuckend. Sie blinzelte heftig, doch ihre Augen glänzten noch immer. »Offenbar weiß ich auch nicht, was du alles kannst. Ich freue mich so, dass du zurück bist.«
»In der Zwischenzeit«, warf Adam ein, »ist Rose Pettys Ehemann eingetroffen. Wir befragen ihn gerade, wo sie sein könnte und was sie wohl als nächstes vorhat.«
Rose. Richtig. Von einem Miststück zum anderen.
Laylas gute Laune erstarb. Sie wusste genau, wo der Schattenmann sich aufhielt. Sie wollte zu ihm eilen und ihm erzählen, wie gut sie ihre Aufgabe bewältigt hatte. Doch egal wie sehr sie es zum Lagerhaus zog, sie musste sich zuerst um diese Teufelsfrau kümmern.
Rose hatte ihr das Herz gebrochen und sie so geschwächt, dass Layla sich sogar das Leben nehmen wollte. Und das in dem Moment, in dem sie auf alles gestoßen war, wofür sie ihr zweites Leben riskiert hatte. Layla hatte das Schicksal überlistet, sie konnte auch Rose überwinden.
Sie holte tief Luft und sammelte Kraft. »Nein. Das dauert ewig, und ich bin in Eile. Ich habe eine bessere Idee.«
Rose musste schnell sein.
In einer alten Plastiktüte verstaute sie Essen aus den Regalen des Schnellrestaurants. Sie hatte die moderne (und gut besuchte) Gaststätte direkt an der Ausfahrt links liegen lassen und sich stattdessen für den Laden mit den altmodischen Zapfsäulen entschieden, in dem die gelbe Farbe von den Wänden blätterte. Es roch nach kaltem Zigarettenrauch und altem Fett. Und obwohl draußen Bodenfrost herrschte, auch nach Schimmel.
Hier kam man nur als Einheimischer her, und dann aß man nichts.
Kartoffelchips und zerknautschte Packungen Schokoladendonuts. Für die Thunfischdosen brauchte man einen Dosenöffner. Sie durchwühlte die Schubladen und entschied sich schließlich für einen Schraubendreher, den sie zwischen den Gabeln fand.
Sie brauchte genug Proviant, um nach Macon durchfahren zu können. Sicher suchte man schon nach ihr. In Middleton war sie nachlässig gewesen, hatte sich zu sicher gefühlt, Layla problemlos umbringen zu können. Man hatte sie vor dem Tod gewarnt, aber hatte
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