Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
Wie?«
»Und wenn Sie es schaffen, so lange am Leben zu bleiben, erwähnen Sie mich in dem Artikel. Ich will, dass dieser kontrollwütige Mistkerl es weiß.«
Bei dem Mistkerl musste es sich um Adam handeln. »Welcher Hafen? Wer hat das alles verursacht?«
»Ich will, dass er meinen Namen schwarz auf weiß liest. Zoe Maldano. Wenn Sie bis dahin überleben.« Zoe lachte. »Erzählen Sie der Welt, wie es geschehen ist, und vergessen Sie nicht, mich in Ihrem Artikel zu erwähnen.«
»Ja, klar, aber … « Zoe schritt bereits auf einen anderen eleganten Wagen der Thornes zu. Sie schloss die glänzende Tür. Bevor Layla sich von ihrer Überraschung erholt hatte, sah sie nur noch die Rücklichter.
Adam oder jemand anders, der wusste, wie alles angefangen hatte, befand sich am Hafen. Meinte sie, wie die Geisterplage angefangen hatte?
Layla schwirrte der Kopf. Sie musste nach Hause an ihren Computer und herausfinden, wer Zoe Maldano und ihre Schwester waren und ob eine Verbindung zwischen Thorne oder Segue und irgendeinem Hafen bestand. Der vage Bezug zum Hafen erforderte vermutlich ein komplettes Whiteboard für sich allein.
Das Taxi setzte sie vor ihrem Haus im East Village ab. Als sie ihre Wohnung betrat, versuchte sie, nicht auf Tylers Kartons zu achten. Vielleicht tat es nicht mehr so weh, wenn er sein restliches Zeug abgeholt hatte. Die Kartons blockierten bereits seit drei Wochen die Tür. Auch den Ring hatte er nicht zurückhaben wollen. Er hatte nicht einmal versucht zu verstehen, was sie sich selbst nicht erklären konnte. Drei Wochen, und es tat ihr immer noch sehr leid.
Layla ließ ihren Rucksack auf einen Karton fallen und schlurfte ins Wohnzimmer. Soweit sie wusste, befand sich kein Essen im Kühlschrank – Einkaufen war Tylers Aufgabe gewesen – , und sie fühlte sich zu müde, um auf den Lieferservice zu warten.
Der Esstisch, der ihr zugleich als Schreibtisch diente, war von Notizen übersät, und die Wand daneben hing voller Fotos von möglichen Geistern. In der Mitte befand sich das verschwommene Bild von Talia Thorne. Talia. Für ein persönliches Interview mit ihr würde sie alles tun.
Immerhin hatte sie zwei wichtige Hinweise an einem Tag erhalten: Der Ausbruch der Geisterplage hatte einige Jahre früher stattgefunden, und sie war einer motivierten Informantin begegnet. Layla lächelte. Sie würde Recherchen anstellen und die einzelnen Punkte verbinden. Dann konnte Adam Thorne sie nicht mehr hinauswerfen. Nein. Dann musste er ein paar echte Fragen beantworten und seine Frau Talia endlich aus ihren Schatten ans Licht treten.
Kat-a-kat-a-kat-a-kat.
Layla hielt sich den Kopf. Phantomgeräusche. Visionen. Hoffentlich hielt ihr Kopf noch so lange durch, bis sie die Geschichte erzählt hatte.
3
Fertig.
Das Tor zur Hölle rüttelte mit ohrenbetäubendem Lärm an seinen Pfosten und trieb den Schattenmann beinahe in den Wahnsinn. Er ließ den Hammer fallen, der lautlos auf dem Boden aufschlug. Das schreckliche Klappern des Tors übertönte alles, der Rest der Welt verstummte.
Das Kat-a-kat veränderte sich. Vokale und Konsonanten bildeten einen unmissverständlichen Befehl: Öffne mich!
Die Worte zwangen ihn zu gehorchen, drängten ihn, einen Schritt vorzutreten, seine mit Blasen überzogene Hand auf den Griff zu legen und den Widerstand der Mechanik zu testen.
Nach der Arbeit an dem Tor würde das Öffnen ein Kinderspiel sein. Dem Befehl nachzukommen, erfüllte ihn mit einer gewissen Freude, einer finsteren Genugtuung: einen Gegenstand erschaffen und ihn benutzen. Ganz einfach.
Doch der Schattenmann wandte das Gesicht ab. Um diese verfluchte Grenze zu überschreiten, musste er voll und ganz davon überzeugt sein. Er würde die Hölle als Todesbote betreten, der unter dem Schutz des Schattenreichs stand.
Öffne mich!
Nicht jetzt, erwiderte der Schattenmann, aber bald .
Endlich ließ er zu, dass sich sein müder Körper auflöste. Die Atome von Haut und Knochen fanden sich zu einer dichten Wolke zusammen, die als männliche Gestalt in der Luft schwebte und dann in den Ecken des Lagerhauses verschwand. Mit dem Verlust seines Körpers öffnete und weitete sich sein Bewusstsein. Es war angenehm, die Masse los zu sein. Wesen aus dem Schattenreich kamen mit Masse, der Materie und Magie der Sterblichen Welt, nur schwer zurecht. Da bildete der schlaue Tod keine Ausnahme.
Zu Hause, in den Zwielichtlanden, käme er schnell zu Kräften, doch er durfte das Tor nicht unbewacht lassen. Was, wenn ein
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