Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
Mathews.«
Layla schloss den Mund, ihr blieb das Herz stehen. Er kannte ihren Namen. Das Spiel war aus.
»Wie kommen Sie auf die Idee, allein ein Privatgrundstück zu betreten, obwohl Sie ganz genau wissen, dass man dort Geister erforscht?«
Layla überlief ein heftiges Zittern. Sie richtete sich auf, um es zu überspielen. Obwohl ihr das Herz in der Brust hämmerte, hob sie sarkastisch eine Braue. »Sie lassen sie durch die Wälder streifen?«
»Das hat mir heute gerade noch gefehlt«, murmelte Adam. Er hob das Kinn und musterte sie. »Hören Sie gut zu.« Er deutete auf ihren Rucksack. »Brauchen Sie einen Block, um sich ein paar Notizen zu machen?«
»Ich glaube, ich kann es mir so merken«, erwiderte Layla und kniff die Augen zusammen, während ihre Gehirnzellen auf Hochtouren arbeiteten. Wenn er wollte, dass sie sich Notizen machte, verfütterte er sie vermutlich heute nicht an die Geister. Er würde sie mit einer offiziellen Erklärung abspeisen und hinauswerfen.
Klar . Doch so leicht ließ sie ihn nicht davonkommen. Nicht den Mann, der eine weltweite Pandemie ausgelöst hatte. Wie konnte sie ihn bloß festnageln?
»Wie aus unserer Presseerklärung klar hervorgeht«, begann Thorne, »befasst sich das Segue Institut mit Geistern und anderen paranormalen Phänomenen. Wir arbeiten mit der Regierung der Vereinigten Staaten zusammen und haben offizielle Vereinbarungen mit sieben anderen Ländern getroffen. Wie sich jeder halbwegs intelligente Mensch denken kann, sind wir das Ziel von Geisterangriffen.« Er lächelte schwach. »Jetzt noch einmal: Wieso betreten Sie das einsame Waldgrundstück einer Institution, die sich mit der Vernichtung von Geistern befasst?«
»Ich fühlte mich von dem wunderschönen Gebäude und der faszinierenden Geschichte angezogen«, erwiderte sie, während ihr Kopf arbeitete. Wo sollte sie anfangen?
»Ich versuche Ihnen hier das Leben zu retten.«
Layla schenkte Thorne ein weiteres Lächeln. »Ich kann schon selbst auf mich aufpassen. Danke.«
»Ganz offensichtlich … «
Ach ja! »Was war der ursprüngliche Auftrag des Segue Instituts?«, unterbrach sie ihn. Sie rechnete nicht damit, dass er ihr das Ausmaß der Geisterplage verriet und ihr die Daten zur Veröffentlichung überreichte. Vielleicht konnte sie aber ein bisschen an seiner blasierten Fassade kratzen und etwas herausfinden.
Thorne blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
»Als Sie vor acht Jahren sechsundneunzig Millionen in die Gründung von Segue investiert haben, was hatten Sie da mit diesem Ort vor? Haben Sie eine Unternehmensbeschreibung aus jener Zeit?«
Er runzelte die Stirn. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Laut Weltgesundheitsorganisation sind die ersten Geister vor sieben und nicht vor acht Jahren aufgetaucht.« Layla musterte Thornes harte Miene. Ganz offensichtlich hatte sie einen Nerv getroffen. Sie bohrte weiter: »Die Gründung von Segue liegt vor dem von der WHO genannten Zeitpunkt. Wozu haben Sie die hochqualifizierten Wissenschaftler ein Jahr vor dem Ausbruch der Geisterepidemie in Segue gebraucht?«
Thorne schüttelte den Kopf. »Die WHO irrt um einige Jahre. Als ich Segue gegründet habe, waren die Geister bereits weit verbreitet. Segues zentrale Aufgabe ist immer die Erforschung der Geister gewesen.«
Layla räusperte sich. Das machte Spaß. »Aber Sie haben gerade gesagt, dass Sie mit der amerikanischen und anderen internationalen Regierungen zusammenarbeiten. Wieso übermitteln Sie der WHO nicht die korrekten Daten? Vermutlich gibt es noch andere Untersuchungen, für die der Zeitpunkt des Ausbruchs von entscheidender Bedeutung ist. Wieso behindern Sie die?«
Thorne öffnete die Lippen, gab jedoch keinen Laut von sich.
Jetzt hab ich dich. Und so leicht. Verdammt, sie war echt gut.
»Sie wissen nur sehr wenig«, erklärte Thorne und stand auf. »Ich hoffe, dass Sie diesen Unsinn nicht veröffentlichen und damit die Hysterie weiter anheizen. Die Leute sind schon ängstlich genug.« Er rief durch die geschlossene Tür: »Kev!«
Als ob sie nicht wusste, wie den Leuten zumute war, wenn Monster vor ihrer Tür lauerten und ihre Kinder in Gefahr brachten. Für sie schrieb sie ihre Geschichte. »Ich bin hier, um etwas herauszufinden.«
»Ich habe weder die Zeit noch die Geduld, Ihnen etwas beizubringen«, erwiderte er.
Der Wachmann war zurück, das Interview zu Ende. Sie konnte wortlos dasitzen oder Thorne auf Augenhöhe begegnen.
»Hier entlang, Ma’am«, erklärte Kev.
Thornes graue Augen
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