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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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in den Nacken. Sie fiel hin und schlug sich auf dem Pflaster Hände und Kinn auf. Der Kerl zerrte sie an ihrem Knöchel zurück, dann zog er sie an ihrem Hosenbund nach oben. Obwohl sie um sich trat und sich mit aller Kraft wehrte, konnte er ihre Arme mit einer Hand festhalten.
    Sie schrie aus tiefster Seele, und der Schrei hallte durch die verlassene Straße. Der Mann presste ihr seine fette Hand auf Mund und Nase.
    Musste Kathleen in der Hölle ebenso schwer kämpfen? Strahlte ihre Seele noch immer so hell, oder war sie aus Hoffnungslosigkeit verglüht?
    Die Männer sahen sich nach einem Ort um, an dem sie sich genüsslich über ihre Beute hermachen konnten. Der eine versuchte es an der Tür zum Lagerhaus. Er trat gegen die Klinke, das Schloss sprang auf und der Rahmen splitterte.
    Mit aller Macht befahl der Tod den Schatten, die Tür zuzuhalten und sie am Eintreten zu hindern.
    Wenn das Höllentor schon in seinen Verstand eindringen konnte – Öffne mich!, r atterte es – , dann waren die Sterblichen ihm völlig ausgeliefert. Noch fühlte er sich zu schwach, um gegen eine Armee von Teufeln zu kämpfen.
    Als sich die Tür zum Lagerhaus nicht öffnen ließ, sahen sich die Männer nach einer Alternative um. Rasch einigten sie sich auf eine nahegelegene Gasse.
    Die Miene der Frau wirkte hart, doch ihr Herz schlug so schnell wie das eines Neugeborenen. Der Tod wusste nicht, was sie vorhatte, spürte jedoch, wie ihr Gehirn arbeitete.
    Sie ahnte inzwischen, dass es hoffnungslos war.
    Hoffnungslos. Das Wort war Gift. Und ausgerechnet heute, da er selbst mit der Hoffnungslosigkeit kämpfte, durfte er nicht zulassen, dass sie die drei Welten verseuchte.
    Er konnte die Frau nicht retten. Sie würde sterben, durch diese Teufel oder durch etwas anderes. Und zwar bald.
    Als sie einen der Männer in den Finger biss, fluchte er und schlug ihr ins Gesicht.
    Mit seiner Sense könnte der Tod sie schnell erlösen und ihr die Demütigung des Überfalls ersparen. Doch er wollte die Sichel nie mehr in die Hand nehmen; sie entfernte ihn von Kathleen. Er wollte nichts mehr mit dem Tod zu tun haben.
    Wenn er sie rettete, zögerte er ihren Tod nur hinaus, und es gab weitaus schlimmere Formen zu sterben als die, die diese Männer für sie vorsahen.
    Dennoch. Bei diesen Feiglingen kostete ihn das keine Mühe.
    Der Schattenmann blickte zum Ende der Gasse auf der anderen Seite der Straße. Auf einem Müllhaufen entdeckte er ein längliches Metallstück. Mit einem seiner Schattenfinger stieß er es hinunter, so dass es krachend auf den Boden fiel.
    Die Männer erstarrten. Die Bluse der Frau war über ihre Brüste nach oben geschoben, doch ein Unterhemd schützte ihre nackte Haut vor ihren Blicken.
    »Ist da jemand?«, rief einer der Männer.
    Der Tod antwortete, indem er mit den Schatten gegen einen Haufen feuchter Kartons schnippte.
    »Bloß eine Ratte«, sagte der andere Mann. Doch beide starrten mit zusammengekniffenen Augen die Gasse hinunter und warteten, dass sich erneut etwas bewegte.
    Eine Ratte erschien ihm passend. Der Tod formte aus den Schatten ein Tier mit scharfen Krallen und funkelnden Augen und trieb es auf die Männer zu.
    »Mist!«, schrie der eine mit schriller Stimme, wich zurück und landete auf dem Rücken, denn die Frau trat ihn kräftig gegen die Brust. Dann floh er und schlug nach dem wilden Schatten, der über ihm schwebte.
    Ohne Rücksicht auf seinen Freund hatte sich der andere bereits aus der Gasse geschlichen. Er rannte die Straße hinunter und blickte dabei ängstlich über seine Schulter zurück.
    Erledigt.
    Als beide verschwunden waren, setzte sich die Frau langsam auf und blinzelte in die Dunkelheit.
    Eine ganze Weile verging, und schließlich wichen Angst und Wut großer Einsamkeit und Verletzlichkeit. Sie zog ihre Bluse herunter, kauerte sich zusammen und umklammerte ihren Kopf. Heftiges Zittern erschütterte ihren Körper, Tränen rannen über ihr Gesicht, und sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase.
    Sie machte sich Vorwürfe: »Ty hatte recht. Was zur Hölle tue ich hier?«
    Zur Hölle. Genau. Kat-a-kat machte das Tor.
    »Diese Geschichte bringt mich noch um.«
    Sie lehnte den Kopf an die Mauer. Die schwarze Schminke um ihre Augen war verschmiert.
    Sie sollte nach Hause gehen. Zu ihren Lieben. Das Beste aus den Stunden oder Tagen machen, die er ihr mit Hilfe der Schatten verschafft hatte. Außer für Kathleen hatte er noch für niemanden die Zwielichtlande zurückgehalten. Wie passend, dass er es am

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