Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
heftig pochte, lief Layla bei dem verführerischen Geruch von Butter und Knoblauch das Wasser im Mund zusammen.
»Danke«, sagte Zoe, klang jedoch alles andere als dankbar. Sie nahm das Tablett und schob sich mit einem Hüftschwung durch die Tür. Zoe lief allein durch die spukenden Räume, sie musste Nerven wie Drahtseile besitzen.
Die Köchin stemmte die Hände in die Seiten und musterte Layla. »Adam hat angerufen und Bescheid gesagt, dass Sie kommen.«
Layla deutete auf die Tür. Zoe war zwar nicht darauf eingegangen, aber vielleicht reagierte diese Frau anders. Irgendjemand musste es doch interessieren. »Dort draußen spukt ein Gespenst herum.«
Die Köchin lachte. »Welches?«
»Ein kleines Mädchen?«
»Ach. Das ist Lady Therese Amunsdale. Ich hatte selbst noch nicht das Vergnügen, doch ich habe schon von ihr gehört.« Sie streckte Layla ihre Hand entgegen und trat auf sie zu: »Ich bin Marcie. Ich kümmere mich hier ums Essen. Haben Sie Hunger?«
Eine normale Frage. Layla mochte das Normale. Sie ergriff ihre Hand.
»Ich sterbe vor Hunger, aber ich kann mir selbst etwas machen.« Sie blickte sich zu der immer noch schwingenden Tür um. Konnte das Gespensterkind hier eindringen?
Marcie winkte mit einem Geschirrtuch ab. »Setzen Sie sich. Kochen ist meine Leidenschaft.«
»Ist sie immer so unfreundlich?«
»Wer? Das Gespenst oder Zoe?« Marcie öffnete den Kühlschrank und holte ein paar Kräuter heraus.
Layla zuckte mit den Schultern. »Eigentlich beide.«
»Das Gespenst ist angeblich ein gemeines Stück und taucht als Kind oder erwachsene Frau auf. Das Kind erscheint mir gruseliger. Man hat mir versichert, dass es keinen Einfluss auf die reale Welt nehmen kann. Das heißt, es kann Ihnen nichts zuleide tun, außer Sie zu Tode zu erschrecken.« Sie blickte von den gehackten Kräutern auf, spritzte etwas Nudelwasser in die Pfanne und schwenkte noch mehr Butter und Knoblauch darin.
»Zoe … «, fuhr Marcie fort. »Nun, wenn Sie hier bleiben, sollten Sie es lieber wissen. Sie ist ein trauriger Fall. Ihre Schwester Abigail ist sehr krank, sie wird wohl sterben. Nun ja, Zoes Verhalten mag anstößig sein, aber das nimmt ihr hier niemand übel. Alle sehen, wie sehr sie Abigail liebt.«
»Was hat sie?« Layla schob ihre Hüfte auf einen Stuhl.
Marcie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Wie alles andere hier ist das ein großes Geheimnis. Dieser Ort zieht seltsame Menschen an. Und damit meine ich gruselige. Abigail ist besonders.« Marcie beugte sich vor. »Man munkelt, dass sie die Zukunft voraussagen kann und sie das umbringt. Ich weiß nicht, was Zoe oder ihre Schwester sind, aber sie sind nicht wie Sie und ich.« Marcie richtete sich wieder auf und sprach mit lauter Stimme weiter: »Zoe trägt die Tabletts nach oben und bringt sie wieder herunter. Einen Großteil des Tages verbringt sie bei Abigail. Sie schläft in einem Zimmer mit ihr. Zwar besitzt sie ein unmögliches Mundwerk, aber sie ist eine gute Schwester.«
Dann war die seltsame Aura, die sie vor ein paar Tagen an Zoe bemerkt hatte, womöglich echt gewesen? Layla wusste nicht, was sie davon halten sollte.
Sie schluckte. »Gibt es noch mehr Gespenster?«
»Ein paar. Aber die sind das kleinste Übel. Bei den Geistern bekommt man von jetzt auf gleich graue Haare. Als ich dieses Kreischen zum ersten Mal gehört habe, hätte ich mir vor Angst fast in die Hose gemacht. Und dann gibt es noch die Feen … « Die was?
Marcie hob den Blick. »Hallo, schöner Mann.«
Ein sportlicher junger Mann schritt um den Küchentresen herum und küsste sie auf die Wange. »Machst du mir auch etwas zu essen?«
»Dir immer«, erwiderte Marcie voller Wärme. »Wie geht es Annabella?«
»Gut. Sie vermisst die Babys.« Der Mann drehte sich um, und Layla wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Unter seiner olivfarbenen Haut verliefen dunkelgraue Adern. Er besaß Muskeln wie ein Boxer und war sehr hübsch. Grüne Augen, durchdringender Blick, sexy. Abgesehen von seiner seltsamen Haut hätte er einer dieser Beobachter in den Straßen von New York sein können. Ja, ganz genau.
»Sind Sie Layla?«
Sie nickte. Und was für ein seltsames Wesen bist du?
»Anscheinend geht es Ihnen wieder gut. Adam klang am Telefon, als hätte ich Sie umgebracht.« Er setzte sich neben sie, stützte die Ellbogen auf den Tresen, verschränkte die Finger und legte den Kopf schräg, damit er sie weiterhin ansehen konnte.
»Mich umgebracht?« Sie versuchte zu lächeln, als
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