Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
Vergangenheit wissen wollte. Sie stand auf, zog ihren Pullover glatt und stellte sich darauf ein, dass er sie zum zweiten Mal hinauswarf und zurück nach New York beförderte. Nach dem heutigen Hin und Her würde es sie nicht überraschen, wenn sie sich gleich am Anfang wiederfände.
»Ms. Mathews« , T horne streckte ihr die Hand entgegen , »ich freue mich, dass Sie zurück in Segue sind.«
Dass meinte er sicher ironisch.
»Ich möchte endlich wissen, was los ist. Und wo ist eigentlich Khan?« Er hatte versprochen, ihr alles zu erzählen. Und ihr das Gefühl gegeben … , doch darüber wollte sie nicht nachdenken.
Thorne wandte sich an den Arzt neben ihr. »Dr. Patel?«
»Es sieht aus, als habe man sie ein bisschen verprügelt, aber meiner Einschätzung nach sind momentan keine weiteren Untersuchungen erforderlich.« Dr. Patel wandte sich an sie. »Bitte informieren Sie mich, wenn sich Ihr Zustand verschlechtert. Dann untersuche ich Sie noch einmal.«
Mit einem Nicken entließ Thorne den Arzt und wandte sich wieder ihr zu. »Khan hat gesagt, dass Sie vorerst in Segue bleiben sollen.«
»Ach … ich … « Da kam sie nicht mehr mit. Wenn doch irgendjemand ihre Fragen beantwortete …
»Ich verstehe, dass das sehr verwirrend für Sie sein muss«, erklärte Thorne. Er wirkte überaus beunruhigt.
»Gelinde gesagt, ja.«
»Khan ist ein großer Geheimniskrämer.« Das war ein bisschen sarkastisch.
»Das sagt der Richtige.«
Thorne lächelte sie schief an. »Was Ihre Fragen angeht, muss ich Sie noch um etwas Geduld bitten. Ich habe selbst einige Fragen. Mich hat das Ganze genauso überrascht wie Sie.«
»Was hat Khan Ihnen erzählt?« Dass sie nichts wusste, beunruhigte sie zwar, doch noch mehr sorgte sie das Gefühl, fehl am Platz zu sein. Aufgrund ihrer Kindheit hatte sie nie das Gefühl gehabt dazuzugehören. Doch jetzt fühlte sie sich wie eine echte Außenseiterin. Magie? Wahnsinn. Wo zum Teufel blieb Khan? Wieso diese … diese Panikattacke?
Thorne seufzte, kratzte sich am Kopf und zuckte mit den Achseln. »Etwas von einem Tor. Ich muss erst jemanden anrufen, um herauszufinden, wovon er redet.«
»Ein Tor?« Übelkeit befiel sie.
Thorne ließ den Arm sinken. »Haben Sie kürzlich eines gesehen?«
In einem Albtraum. Als ich bewusstlos war. Doch das sagte sie nicht. Das klang völlig verrückt. Aber vielleicht war sie das nach dem heutigen Tag ja sogar.
Er lachte erneut. »Nun, es muss ziemlich mies sein.«
Es ist böse , hatte der Schmied, hatte Khan gesagt.
»Aber nicht real«, erwiderte Layla. »Stimmt’s?«
Adam zeigte sich sehr geduldig. »Sagen Sie es mir. Schließlich haben Sie das Schattenreich durchquert, um herzukommen.«
Wieder dieses Wort: Schattenreich. Khans Bezeichnung für Magie. Nur wie weit reichte sein Einfluss? Konnte er in ihre Träume eingreifen?
»Können Sie mir sagen, was er ist?« Vielleicht begriff sie dann, was geschehen war. Wenn sie aufmerksam lauschte, konnte sie beinahe das verdammte Kat-a-kat hören.
»Damit Sie es in Ihrem Artikel verbraten können? Damit Sie ihn und seinesgleichen der Öffentlichkeit preisgeben? Wohl kaum. Es geht mich auch überhaupt nichts an.«
Wenn Khan und seinesgleichen über so viel Macht verfügten, hatte die Öffentlichkeit ein Recht, es zu erfahren. »Khan schien kein Problem damit zu haben, mich einzuweihen.«
Adam sah sie so lange an, bis sie sich ziemlich dumm vorkam.
Natürlich. Khan hatte ihr nur erzählt, was sie in seinen Augen wissen sollte, und sie dann hierher gebracht, wo sie unter Aufsicht stand. Endlich befand sie sich in dem Schloss voller Geheimnisse und Magie. Sie hatte es sich ein bisschen gruselig vorgestellt, jetzt fand sie es äußerst beängstigend. Und niemand wusste, dass sie hier war.
Adams Miene wirkte milder. »Offenbar wissen Sie jetzt etwas mehr als vor ein paar Tagen. Wenn Sie lange genug hier bleiben, werden Sie noch mehr erfahren. Offen gestanden sorge ich mich um die Sicherheit meiner Frau und meiner Kinder, sollten Sie gewisse Privatangelegenheiten veröffentlichen.«
»Ich möchte niemandem schaden.«
»Ich sage Ihnen, seien Sie vorsichtig.«
Diesmal handelte es sich um eine unmissverständliche Warnung. Wieso zum Teufel nahm er sie bei sich auf? Nur weil Khan es ihm gesagt hatte? »Wenn es nach Ihnen ginge, säße ich längst wieder im Flugzeug nach New York. Warum bin ich hier? Womit hat Khan Sie in der Hand?«
»Sie mutmaßen eine ganze Menge. Das ist eine gefährliche
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