Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
wollte sie sagen: Bitte nicht .
»Dieses Tor. Ich hatte keine Ahnung, dass ich jemanden verletze, wenn ich darauf einschlage. Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihnen wehgetan habe.« Seine besorgte Miene bewies, dass er es aufrichtig meinte.
»Dann existiert es tatsächlich.«
»Na klar. Ich dachte, das wüssten Sie, nachdem ich Sie bei dem Versuch, es zu zerstören, verletzt habe.«
Khan hatte sie ausgetrickst. Er hatte irgendetwas mit dem Lagerhaus oder mit ihrem Kopf angestellt. »Ich glaube, es geht mir gut. Mir tut nichts mehr weh.«
Sie hatte nur Hunger – eine frische Portion Nudeln landete in der Pfanne – , darum musste sie sich jetzt kümmern. Dem Rest widmete sie sich später.
»In diesem verdammten Tor ist nicht eine einzige Beule.« Der Mann griff sich an die Schulter. »Aber ich habe Schmerzen.«
»Khan hat es erschaffen.« Was hieß, dass er dazu Magie benutzt hatte. »Deshalb ist es nicht … normal«, beendete sie müde ihren Satz.
Der Mann richtete den Blick auf den Tresen und schien ein Lächeln zu unterdrücken. »Khan, ja?«
»Ja.« Was war daran lustig? »Und Sie sind?«
Er wandte ihr wieder seinen Blick zu. »Ich bin Custo. Es freut mich, Sie kennenzulernen, Ms. Mathews. Sie stellen uns vor Rätsel.«
» Ich?« Und das sagte ein Kerl mit Blei in den Adern. Wer waren diese Leute?
»Adam meinte, Sie wären vor ein paar Tagen auf dem Gelände herumgeschlichen. Nun, jetzt haben Sie, was Sie wollten. Sie sind in Segue. Gott schütze Sie. Sie haben es bis in die Küche geschafft, nun gibt es kein Zurück mehr.« Er lachte. »Zumindest nicht, wenn Sie Marcies Essen probiert haben.«
Marcie lächelte ihn über ihre Schulter hinweg an, während sie die Pasta auffüllte und Layla einen Teller hinstellte. »Mit Komplimenten erreichst du bei mir alles«, sagte Marcie grinsend. »Woran werden Sie hier arbeiten, Layla?«
Layla bemerkte, dass Custo amüsiert eine Braue hob. »Ja, Ms. Mathews, was leisten Sie für Ihre Unterkunft?«
Er macht sich absichtlich über mich lustig. Er weiß, warum ich hier bin: Er will, dass ich es laut ausspreche, damit Marcie es ebenfalls erfährt. Nun, ehrlich währt am längsten. »Ich schreibe eine Artikelserie über Segue und den Ursprung der Geister. Nicht jeder hier ist darüber erfreut. Aber ich helfe gern, wo ich kann.« Sie lächelte gewinnend und fügte freundlich hinzu: »Ich übernehme den Abwasch.«
Layla erwartete, dass die herzliche Marcie jetzt ihre kühle Seite zeigte, doch stattdessen zwinkerte sie ihr zu, während sie Custo seinen Teller reichte: »Sie übernimmt den Abwasch? Die gefällt mir.«
»Ja, es ist immer am besten, ehrlich zu sein«, bemerkte er. »Ich bin froh, dass wir in diesem Punkt übereinstimmen.«
Layla erstarrte mit der Gabel in der Hand, die sie gerade zum Mund führen wollte. Habe ich das laut ausgesprochen ?
»Nö.« Er nahm einen großen Bissen.
Layla legte vorsichtig die Gabel ab. Er liest meine Gedanken.
Custo grinste sie mit vollem Mund an, nickte ihr freundlich zu und bestätigte ihren Verdacht. Marcie war verstummt, blickte verstohlen zu ihnen herüber und wusch die Töpfe ab. Ihr plötzlicher Rückzug verursachte ein ungutes Gefühl in Laylas Magengegend.
Custo sieht seltsam aus und kann meine Gedanken lesen.
»Für mein Aussehen kann ich nichts«, murmelte er, schob sich sorglos eine weitere Gabel in den Mund und kaute genüsslich, als sei das keine große Sache.
Layla glitt von ihrem Stuhl und rückte von Custo ab, der ungestört weiter aß. Erst Khan, dann der plötzliche Schmerz durch das Tor, das Gespenst und nun das. Sie legte die Hände auf den Kopf, um ihre Gedanken zu stoppen. Sie wollte nicht mehr denken, doch das klappte nicht. Wie aufdringlich, aber reg dich nicht auf. Er sieht seltsam aus. Ja, das stimmt, sehr seltsam. Diese Leute sind Launen der Natur. Für meine Gedanken kann ich nichts. Sein Aussehen stört mich auch gar nicht. Es ist das Gedankenlesen. Keine Intimsphäre. Ich habe ein Recht zu denken, was ich will. Zu fühlen, was ich will. Entscheidend ist, was jemand tut.
»Ich finde es selbst abscheulich, und meine Frau hat mich komplett aus ihrem Kopf verbannt. Ich sage ihr immer, dass es Zeiten gibt, in denen es hilfreich sein könnte« – er hob und senkte bedeutsam die Brauen –, »aber sie gibt nicht nach.«
»Kann ich Sie auch aus meinem Kopf verbannen?«
Er wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. »Klar. Was ich wissen wollte, habe ich ohnehin schon erfahren.«
Was? Was
Weitere Kostenlose Bücher