Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
hatte er gesagt, und das beschrieb treffend, was sie nach gestern Nacht empfand. Beim Anblick der kahlen Winterlandschaft hatte sie es verstanden. Sie sollten nie zusammen sein, konnten jedoch auch mit niemand anderem leben. Sie durchlitten eine Tragödie und taumelten dem Abgrund entgegen.
Sie wollte es genießen so gut sie konnte.
Das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte. Um zu sich zu kommen, presste Layla die Handballen auf die Augen. Sie holte tief Luft und hob ab.
Talia hatte nur eine kurze Nachricht: Adam wollte die Bewohner von Segue über die Frau in Kenntnis setzen, die gestern das Institut angegriffen hatte, über die Teufelin. Das Treffen begann in fünfzehn Minuten im Ballsaal.
Layla schaffte es in fünf Minuten, unten zu sein. Schließlich handelte es sich um ihren Teufel.
Das Treffen fand in demselben Ballsaal statt, in den Kev sie gebracht hatte. Es schien ewig her zu sein. Im Hintergrund hielten sich einige Soldaten auf, doch der Großteil der Anwesenden bestand aus Wissenschaftlern und Angestellten. Marcie lächelte sie an. Layla erwiderte das Lächeln mit einem Blick auf den Spüllappen in Marcies Hand. Patel und seine Pfleger hatten sich gesetzt. Ein paar andere Männer unterhielten sich leise. Eine Frau in einem weißen Kittel war ebenso anwesend wie Dr. James, der zwar Kaffeeflecken auf dem Hemd hatte, dessen scharfem Blick jedoch sicher nichts entging. Während die Minuten verflogen, trafen noch weitere Teilnehmer ein. Layla schätzte, dass ungefähr dreißig Personen versammelt waren.
Keine Talia. Doch Layla vermutete, dass sie schon wusste, was Adam zu sagen hatte.
Als der hereintrat, verstummten die Anwesenden. Er ließ einen Stapel Akten auf den langen Konferenztisch fallen.
»Wir haben es hier mit etwas sehr Bösem zu tun. Hört zu.«
Er projizierte ein paar Bilder von einer Frau an die Wand des Ballsaals, darunter ein Standbild von dem Angriff auf die Soldaten am Haupteingang. Die braunen Haare der Frau wirbelten um ihren Kopf. Sie schien einen dicken Stamm mit kurzen spitzen Zweigen vor sich zu halten. Oder nein, vielleicht war das ihr Arm. Oder ihre Hand. Seltsam.
Das andere Foto zeigte dieselbe Frau, wie sie lachend, mit einer Eiswaffel in der Hand, vor der Freiheitsstatue posierte. Auf dem Kopf trug sie eine grüne Freiheitskrone aus Schaumstoff. Eine hübsche, zierliche Frau. Braunes Haar lockte sich sanft um ein herzförmiges Gesicht. Sie hatte fröhliche blaue Augen und ein nettes Lächeln. Ein Mädchen von nebenan. Nie hätte Layla sich vor ihr gefürchtet.
»Rose Anne Petty, geboren am 19. Juni1965 , gestorben am 12. November 1999. Ihr Ehemann Mickey Alan Petty hat sie im Schlaf ermordet und verbüßt eine lebenslange Haftstrafe im Georgia State Prison. Während seines Prozesses hat er behauptet, Rose sei eine Psychopathin gewesen, die über drei Jahre hinweg ein Dutzend Menschen grausam ermordet habe, wobei er gegen seinen Willen zu ihrem Komplizen geworden sei. Lediglich ein alter Polizeibericht stützte seine Behauptungen. Rose hat als Jugendliche Tiere gequält und zeigte keine Reue für ihre Taten. Sie leistete jedoch den ihr zur Strafe auferlegten Sozialdienst ab.«
Adam nahm Augenkontakt zu einem Mann in den hinteren Reihen auf. »Dr. James?«
Layla sah sich um.
Dr. James hatte seinen Stift gehoben. »Dann haben wir es mit einer neuen Spezies zu tun?«
»Mit einem Teufel.«
»Ah.« Die Augen des alten Mannes blitzten interessiert auf. Offenbar gefiel ihm diese Entwicklung.
»Und was sagen unsere Freunde vom Orden dazu?«
Adam zuckte mit den Schultern. »Dass sie gefährlich und sterblich ist. Ausreichend Schussfeuer, und sie stirbt zum zweiten Mal.«
»Was macht sie an unserem Eingang?«
Adam grinste. »Sie bewundert Architektur und Geschichte des Gebäudes.«
Layla errötete. Genau dasselbe hatte sie geantwortet, als Adam von ihr wissen wollte, wieso sie sich in seinem Wald herumtrieb. Weitere Hinweise waren nicht nötig, um den versammelten Zuhörern klarzumachen, dass Rose es auf sie abgesehen hatte.
»Bis Rose Petty gefasst oder getötet ist, bleibt Segue verriegelt. Das kennt ihr ja schon. In der Zwischenzeit versuchen wir, ihren Mann herzuschaffen. Vielleicht kann er uns sagen, wie sie reagiert, oder sie in eine Falle locken.«
»Der bekommt den Schock seines Lebens«, sagte Patel.
Die Gruppe lachte zurückhaltend.
»Wenn er schlau ist, legt er Berufung gegen sein Urteil ein«, gab Dr. James zu bedenken. »Wenn sie auf dieser schönen Erde
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